Nassau-Dillenburg
chem geprauch von dem hern Cristo nicht eynge-
satzt ist, | 11r | das man sonder6 nottige ursachen also
leichtfertiglich, wie dan geschicht, damit sol umb-
geen.
Nachdem auch die armen, eynfeltigen und on-
verstendigen menschen durch das wallen unnd bit-
fertgehen7 in eynen foolschene wan unnd unverstant
gotlicher gebet gefoert werden, dan sey vermeyn-
nen, das wallen eyn kostlich, gut werck sey, unnd
wollen an jennem orth eynen gnedigern Got daemit
erwerben, so sey doch eben dasselbige, wo sey recht
gleubtenn, in irren eygen pfar zuerlangen hetten, eß
ist aber eyn geringe gut werck, dan die walfarten
dieser zeit ubell geratten unnd zu dickerer malen8
schedlich, boeß unnd verfurisch seint unnd ghar
kein gutes darinnen ist, kein gebot, kein gehorsam,
sunder unzelich ursach der sunden unnd Gottes ge-
bot verachtunge, daher auch viel betler komen, die
durch solich wallen unzelich beubery treyben, die
betteln on noet lernnen unnd des gewonnen9.
Unnd nachdem vor allen anderen sunderlich
schedlich unnd ergerlich ist das geleuff zu den un-
notigen wilden veltkirchen unnd -capellen, als zu
unnser lieben frawen uf der heyden10, sant Joist bei
Siegenn11, zu sant Anthonius zum Ginßberge121 11v|
unnd derglichenn, welchen den waren, rechten got-
tesdienst nicht allein nicht fordernn, sonder viel me-
her davon abzihen und, treibts der teuffel, gemein-
lich den geitz zustercken, falsche, erdichte glauben
auffzurichtenn, pfarkirchen zuschwechen, tabern-
nen unnd hurery zu machen1, unnutz gelt unnd ar-
beit verlierren, das arm volck mit der nasen umb-
fuerren, auch so geschicht denn pfarkirchen grosser
nachtail daran, daß sey desterweniger geeret wer-
den, somma sommarum, eß ist eyn solich geleuff eyn
zeichen eyns grossen unglaubens im volck, dan wan
sey recht gleubten, hetten sey alle dinge, die sey dar
a Mat. 24 [5.11.24].
e B: falschen.
f B: meheren.
g-g B: da ien.
6 Ohne.
7 Bittfahren, Wallfahren.
8 Oft, GRIMM, DWb 2, Sp. 1080.
9 Sich daran gewöhnen.
vermeynnen zuerlangen, in irren eygnen pfarkir-
chen, gdaemit innen3 hinzugehen gebotten ist, dan
hie findet man tauff, sacrament, predigt unnd deyn-
nen nechsten, welcheß großere dinge seint dan alle
helligenn im himell, dan sey alle seint durchs wort
Gottes unnd sacrament gehelliget wurden.
Dieweil solichs alles, wie eyn jeder rechtverstendiger
auß teglicher erfarunge abnemen magk, nit gotlich
ist, eygents auch billich eyner enderunge, dan waß
nit gebotten ist unnd sich treibt meher dan Gottes
gebott, daß ist gewißlich von dem beeßen, es hilffet
12r | auch nit, ob gleich wunder an etlichen orthen
bescheen, dan der beese geist kan auch woel wunder
thun, wie unns Cristus gewarnt hat“. Wan man den
ernst darzu thut und solich wesen verbotten wirt,
die wunder sollen balde auffhoren oder, ist es von
Got, wirt sichs mitnichten hindern laßen13. Derhal-
ben sollen die pfarhernn und prediger in solichem
daß volck ernstlich unnd woel underrichtenn, von
eygnem vorwitz und walferten abzihenn, das eyn je-
der daheim pleibe in seiner pfarkirchenn, laß iem
sein tauff, evangelion, glaub, Christum unnd Got,
der an allen orthen glich ist, das best sein, seins
weibs, kinder unnd ehelichen stants warte unnd sei-
nem nechsten, der daheim noet unnd gebrech leidet
unnd den iem Got bey selennverdamunge zuhelffen
befolhen hait, zuwende unnd mitteyle, daß er sonst
außer lant auff walferten mit grosser muhe unnd
schaden, aber doch mit kleynem verdienst zubringt.
Von kermessen: Der zweite articul
Und nachdem, wie menniglichem unverborgen, die
kirchweyhungen nichts anders sein dan rechten ta-
bernnen, jarmerckte und 12v | spielhoffe darauß
werden, nur zu merunge Gottes uner14 unnd der se-
10 Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau auf der Heide bei
Siegen, ACHENBACH, Kirchliche Einrichtungen, S. 37f.
11 St. Jost-Kapelle in Heimbach bei Siegen, Achenbach,
Kirchliche Einrichtungen, S. 37.
12 Antoniuskapelle auf der Burg Ginsberg, heute Kreis Sie-
gen-Wittgenstein, vgl. Bingener, Alltag, S. 17;
Achenbach, Kirchliche Einrichtungen, S. 37.
13 Vgl. Apg 5,38-39.
14 Unehre = Lästerung.
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chem geprauch von dem hern Cristo nicht eynge-
satzt ist, | 11r | das man sonder6 nottige ursachen also
leichtfertiglich, wie dan geschicht, damit sol umb-
geen.
Nachdem auch die armen, eynfeltigen und on-
verstendigen menschen durch das wallen unnd bit-
fertgehen7 in eynen foolschene wan unnd unverstant
gotlicher gebet gefoert werden, dan sey vermeyn-
nen, das wallen eyn kostlich, gut werck sey, unnd
wollen an jennem orth eynen gnedigern Got daemit
erwerben, so sey doch eben dasselbige, wo sey recht
gleubtenn, in irren eygen pfar zuerlangen hetten, eß
ist aber eyn geringe gut werck, dan die walfarten
dieser zeit ubell geratten unnd zu dickerer malen8
schedlich, boeß unnd verfurisch seint unnd ghar
kein gutes darinnen ist, kein gebot, kein gehorsam,
sunder unzelich ursach der sunden unnd Gottes ge-
bot verachtunge, daher auch viel betler komen, die
durch solich wallen unzelich beubery treyben, die
betteln on noet lernnen unnd des gewonnen9.
Unnd nachdem vor allen anderen sunderlich
schedlich unnd ergerlich ist das geleuff zu den un-
notigen wilden veltkirchen unnd -capellen, als zu
unnser lieben frawen uf der heyden10, sant Joist bei
Siegenn11, zu sant Anthonius zum Ginßberge121 11v|
unnd derglichenn, welchen den waren, rechten got-
tesdienst nicht allein nicht fordernn, sonder viel me-
her davon abzihen und, treibts der teuffel, gemein-
lich den geitz zustercken, falsche, erdichte glauben
auffzurichtenn, pfarkirchen zuschwechen, tabern-
nen unnd hurery zu machen1, unnutz gelt unnd ar-
beit verlierren, das arm volck mit der nasen umb-
fuerren, auch so geschicht denn pfarkirchen grosser
nachtail daran, daß sey desterweniger geeret wer-
den, somma sommarum, eß ist eyn solich geleuff eyn
zeichen eyns grossen unglaubens im volck, dan wan
sey recht gleubten, hetten sey alle dinge, die sey dar
a Mat. 24 [5.11.24].
e B: falschen.
f B: meheren.
g-g B: da ien.
6 Ohne.
7 Bittfahren, Wallfahren.
8 Oft, GRIMM, DWb 2, Sp. 1080.
9 Sich daran gewöhnen.
vermeynnen zuerlangen, in irren eygnen pfarkir-
chen, gdaemit innen3 hinzugehen gebotten ist, dan
hie findet man tauff, sacrament, predigt unnd deyn-
nen nechsten, welcheß großere dinge seint dan alle
helligenn im himell, dan sey alle seint durchs wort
Gottes unnd sacrament gehelliget wurden.
Dieweil solichs alles, wie eyn jeder rechtverstendiger
auß teglicher erfarunge abnemen magk, nit gotlich
ist, eygents auch billich eyner enderunge, dan waß
nit gebotten ist unnd sich treibt meher dan Gottes
gebott, daß ist gewißlich von dem beeßen, es hilffet
12r | auch nit, ob gleich wunder an etlichen orthen
bescheen, dan der beese geist kan auch woel wunder
thun, wie unns Cristus gewarnt hat“. Wan man den
ernst darzu thut und solich wesen verbotten wirt,
die wunder sollen balde auffhoren oder, ist es von
Got, wirt sichs mitnichten hindern laßen13. Derhal-
ben sollen die pfarhernn und prediger in solichem
daß volck ernstlich unnd woel underrichtenn, von
eygnem vorwitz und walferten abzihenn, das eyn je-
der daheim pleibe in seiner pfarkirchenn, laß iem
sein tauff, evangelion, glaub, Christum unnd Got,
der an allen orthen glich ist, das best sein, seins
weibs, kinder unnd ehelichen stants warte unnd sei-
nem nechsten, der daheim noet unnd gebrech leidet
unnd den iem Got bey selennverdamunge zuhelffen
befolhen hait, zuwende unnd mitteyle, daß er sonst
außer lant auff walferten mit grosser muhe unnd
schaden, aber doch mit kleynem verdienst zubringt.
Von kermessen: Der zweite articul
Und nachdem, wie menniglichem unverborgen, die
kirchweyhungen nichts anders sein dan rechten ta-
bernnen, jarmerckte und 12v | spielhoffe darauß
werden, nur zu merunge Gottes uner14 unnd der se-
10 Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau auf der Heide bei
Siegen, ACHENBACH, Kirchliche Einrichtungen, S. 37f.
11 St. Jost-Kapelle in Heimbach bei Siegen, Achenbach,
Kirchliche Einrichtungen, S. 37.
12 Antoniuskapelle auf der Burg Ginsberg, heute Kreis Sie-
gen-Wittgenstein, vgl. Bingener, Alltag, S. 17;
Achenbach, Kirchliche Einrichtungen, S. 37.
13 Vgl. Apg 5,38-39.
14 Unehre = Lästerung.
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