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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0091
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2. Kirchenordnung [1537]

auch in der ordnung, so inen hieneben ubergeben
soll werden.
Nachdem auch die kirchenndhiener unnd beicht-
vatter an argwonigen unnd verdechtigen steten
unnd orten beicht horen, als in heusern, stueben,
[4.] Von der
Zudem sollen die pharher unnd prediger auff die fei-
ertage nach mittage zu ainer bestimbten stunde
nach ainer jeglichen phar gelegennhait khinderzucht
halten, unnd wie sie das wol unnd förmlich mugen
anrichten, das sollen sie von dem aufseher oder vi-
sitator unnderricht nemen unnd emphaen, dem auch
auff gedachte kinderzucht unnd wie die in ainer je-
den pfar angerichtet unnd gehalten, ein fleissig in-
sehen zuhaben, besonnderer bevelch darvon soll ge-
ben werden.
Die selensorger sollen auch die eltern vleissig
und trewlich vermanen, das ein jederer sein kint
darzu schick und anhalt unnd das mitnichtenn un-
terlaß, dan es warlich an der jugent alles wil gelegen
sein. Soll es auch immermeher zu ainer bestenndigen
reformation unnd besserung in der christennhait
khomen, so muß mans mit der jugent anfahen; die
alten seint schon alzuser verderbt. So ist ye auch
I 13v | der jugent ernstlicher unnd vleissiger unnder-
richtung der anngebornnen unweisheit unnd wildig-
kait halben wol von notten, dan was man von ju-
gent auff gewonet, da helt man gar hart uber im
alter, es sey gut oder boeß, herwiederumb, wan man
eines dinges ungewonet ist unnd bleibt biß ins alter,
so bringt mans schwerlich dan erst in den gebrauch,
wans schon gut ist unnd wir selbst wolten, das wir
nit unnderliessen. Darumb soll man mit ernst an-
halten unnd darob sein, das die khinder, dweil sie
noch jung seint, zur kirchen gehen, die furnemsten

58 Siehe oben, S. 60 Anm. 17.
59 Länge.
60 Befragen.

khamern etc., sollen derhalb hinfurter die stennde,
stuel oder malstadt58, die zur beicht gehoren, an un-
verdechtlichen, -argwonigen steten in der kirchen
verordnet werden.

kinderzucht
haubtstuck christlichs wesens lernnen unnd zum
christlichen gebet gezogen unnd gewenet werden.
Ein solich khinderordnung unnd -ubung hadt der
Moises auch fur gut angesehen, Deut. am vi. ca.
[6-7], da er spricht: Die wort, die ich dir heudt ge-
biet, soltu zu hertzen nemen unnd solt sie deinen
khindern scherpffen unnd davon reden, wen du in
deinem hauß sizest oder auff dem wege gehest, wen
du dich niderlegst odder aufsteest.
Wo aber etlich dorffer der pharkirchen zu weit
gelegen, das die khinder ferre59 des wegs alda nit
erscheinen moechten, sollen die pharhern die khin-
der desselbigen dorffs, die von sieben jarn an biß in
das viertzehente alt seint, daselbst im dorff in der
capellen, wo es eine hadt, im jar zwaymal furnemen
unnd unnderfragen60, ob sie das vatterunnser61,
glaub62, zehen gebott63 unnd die haubtstuck christ-
lichs wesens khunnen, unnd welichs nit khunnen, die
eltern underweisen, das sie es ir khinder lernen las-
sen, und wo sie das je wolthen verachten, sollen sie
denselbigen eltern I | 4r | nach der dritten vermanung
kain sacrament mittailen noch khinder[n] haben las-
sen, bis solannge sie wieder zur bueß [und] besserung
tretten. Dan wer da verachtet sein eigen fleischs
unnd bluet, etwas christlichs zulernen, den kan man
je nit fur ein christen, sonnder man mueß inen fur
ein heiden unnd unnglaubigen halten, als der der
christen sacrament unnd blutzaichen nit magk tail-
hafftig werden.

61 Mt 6,9-13.
62 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
63 Ex 20,2-17; Dtn 5,6-21.

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