Nassau-Dillenburg
gernus undt trennungen billich bey D. Luthers see-
ligen bis anhero von allen reformirten kirchen einge-
führt undt insgemein behaltener version noch zur
zeit verplieben undt dieselbe Piscatoris version bis
auff algemeine approbation oder anderer version al-
lein auf der cantzeln gebrauchen solle, angesehen,
ein solches auch mit weilandt des hochgebohrnen
grafen undt herrn, hern Johanns des eltern8, graf-
fens zu Naßaw Catzenelnbogen, hochwohlermelder
u. g. herrn vatters christseeligen andenckens vätter-
licher disposition § zum vierten, als darin Piscatoris
version gar nicht, sondern allein die Heydelbergi-
sche kirchenordtnung9 (darin dan D. Luthers versi-
on ex notoria observantia in sich selbsten includirt,
dieselbig auch allein in der gantzen graffschaft
Naßaw Catzenelnbogen jederzeit behalten worden)
meldung geschicht, ahm nechsten zutreffen thudt.
2. Alsdan auch, vors ander, etliche kirchendiener
den ordentlichen text eines capitels aus der heiligen
I 2r | biebeln auff die sontag vor der morgenpredigt
erst zu verlesen, darnach dessen summam ahnzuzei-
gen undt doctrinas daraus zu eruiren pflegen, dar-
gegen etliche dasselbe umbkehren undt contrario or-
dine darin verfahren, etliche aber auch kein gebett,
wie sonst nöttig undt ins gemein wohl eingeführt
undt bräuchlich, vorhergehen lassen, so dan etliche
non sine nausea et taedio auditorum prolixam tex-
tus analysim, darauff doch der gemeine man sich
nichts versteht noch ihm viel damit gedienet ist,
machen. Ob nun wohl theils darvor gehalten werden
wollen, als ob diese ungleicheit nicht viel ärgern
oder schaden solt können, jedoch aber undt dieweil
die gleicheit auch in gerings[ch]eztigen dingen, be-
vorab beym gemeinen man, darauff hierin am mei-
sten zu sehen, sehr erbawlich zu sein pflegt, so ist
vom mehrern theil vor rathsamer ahngesehen wor-
den, das auch in h[oc] p[uncto] eine durchgehende
gleicheit gehalten undt derwegen das gebett uff die
sontage morgens vor der predigt nit underlasen wer-
den, sondern ante lectionem capitis jederzeit vor-
8 Johann VI. von Nassau-Dillenburg (1536-1606), siehe
oben, S. 28 Anm. 74.
9 Kurpfälzische Kirchenordnung von 1563, Abdruck in
Sehling, EKO XIV, S. 333-408.
hergehen, darnach das capitel undt buch, daraus es
genommen, genent, auch darauff dessen summa
kurtz undt ohne weitläuffige analysi, damit die glos-
sa nicht grösser werde als der text ahn sich selbsten
ist, angezeigt und dan mehr nicht als eine oder zwo
der vornemb- undt nottwendigsten lehren pro ratio-
ne temporum et personarum undt anderer umbstän-
den daraus gezogen undt endtlich das capitel verle-
sen werden solle.
3. Vors dritt, so haben auch der ein oder ander kir-
chendiener bey der catechisation etliche gewisse
fragstück, daran sie die jugend undt kinder geweh-
net, verfasset, etliche aber haben keine andere,
prauchen den I 2v | Heidelbergischen10 oder sonst ei-
nen catechismum, undt laßen die jugendt denselben
auswendig lehrnen, andere aber pringen in den kin-
derlehren hohe undt schwere fragen, welche supra
captum iuventutis, darnach sie sich doch billig rich-
ten solten, undt ihnen zu schwer seindt, auff die
bahn und machen damit die jugendt irr, lasen auch
die catechumenos nulla habita ratione profectus un-
ordentlich undereinander stehen. Dieweilen dan
männiglichen, so sonst etwas verstandts, hat, be-
kandt ist, auch die tägliche erfahrung genugsamb
bezeugt, das sothane11 ungleicheit undt unordtnung
in kirchen undt schulen nit erbawlich, sondern je-
derzeit mehr schädtlich undt hinderlich als nutz-
undt furderlich gewesen undt noch ist, so haben
mehr hochwohlg. ahnwesende u. g. herren undt der
abwesenden räthe sich auch diesfals in gemein dahin
verglichen undt belieben lasen, das zu vorkommung
alles desselben schadens undt unordtnung ihrer
graff- undt herrschafften kirchendiener des Heidel-
bergischen catechismi allein in den kinderlehren sich
gebrauchen, auch sie die kinder denselben allein
undt keinem andern, damit sie ein gewiß fundament
vor allen dingen setzen undt legen mögen, auswen-
dig lehrnen lasen undt hernacher erst undt nicht zu-
vor gleichmäsige, doch einfältige fragen, welche die
kinder undt jugendt ihrem verstandt nach begreif-
10 Heidelberger Katechismus von 1563, zu den Abdrucken
siehe oben, S. 172 Anm. 23.
11 Solche, Grimm, DWb 16, Sp. 1817f.
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gernus undt trennungen billich bey D. Luthers see-
ligen bis anhero von allen reformirten kirchen einge-
führt undt insgemein behaltener version noch zur
zeit verplieben undt dieselbe Piscatoris version bis
auff algemeine approbation oder anderer version al-
lein auf der cantzeln gebrauchen solle, angesehen,
ein solches auch mit weilandt des hochgebohrnen
grafen undt herrn, hern Johanns des eltern8, graf-
fens zu Naßaw Catzenelnbogen, hochwohlermelder
u. g. herrn vatters christseeligen andenckens vätter-
licher disposition § zum vierten, als darin Piscatoris
version gar nicht, sondern allein die Heydelbergi-
sche kirchenordtnung9 (darin dan D. Luthers versi-
on ex notoria observantia in sich selbsten includirt,
dieselbig auch allein in der gantzen graffschaft
Naßaw Catzenelnbogen jederzeit behalten worden)
meldung geschicht, ahm nechsten zutreffen thudt.
2. Alsdan auch, vors ander, etliche kirchendiener
den ordentlichen text eines capitels aus der heiligen
I 2r | biebeln auff die sontag vor der morgenpredigt
erst zu verlesen, darnach dessen summam ahnzuzei-
gen undt doctrinas daraus zu eruiren pflegen, dar-
gegen etliche dasselbe umbkehren undt contrario or-
dine darin verfahren, etliche aber auch kein gebett,
wie sonst nöttig undt ins gemein wohl eingeführt
undt bräuchlich, vorhergehen lassen, so dan etliche
non sine nausea et taedio auditorum prolixam tex-
tus analysim, darauff doch der gemeine man sich
nichts versteht noch ihm viel damit gedienet ist,
machen. Ob nun wohl theils darvor gehalten werden
wollen, als ob diese ungleicheit nicht viel ärgern
oder schaden solt können, jedoch aber undt dieweil
die gleicheit auch in gerings[ch]eztigen dingen, be-
vorab beym gemeinen man, darauff hierin am mei-
sten zu sehen, sehr erbawlich zu sein pflegt, so ist
vom mehrern theil vor rathsamer ahngesehen wor-
den, das auch in h[oc] p[uncto] eine durchgehende
gleicheit gehalten undt derwegen das gebett uff die
sontage morgens vor der predigt nit underlasen wer-
den, sondern ante lectionem capitis jederzeit vor-
8 Johann VI. von Nassau-Dillenburg (1536-1606), siehe
oben, S. 28 Anm. 74.
9 Kurpfälzische Kirchenordnung von 1563, Abdruck in
Sehling, EKO XIV, S. 333-408.
hergehen, darnach das capitel undt buch, daraus es
genommen, genent, auch darauff dessen summa
kurtz undt ohne weitläuffige analysi, damit die glos-
sa nicht grösser werde als der text ahn sich selbsten
ist, angezeigt und dan mehr nicht als eine oder zwo
der vornemb- undt nottwendigsten lehren pro ratio-
ne temporum et personarum undt anderer umbstän-
den daraus gezogen undt endtlich das capitel verle-
sen werden solle.
3. Vors dritt, so haben auch der ein oder ander kir-
chendiener bey der catechisation etliche gewisse
fragstück, daran sie die jugend undt kinder geweh-
net, verfasset, etliche aber haben keine andere,
prauchen den I 2v | Heidelbergischen10 oder sonst ei-
nen catechismum, undt laßen die jugendt denselben
auswendig lehrnen, andere aber pringen in den kin-
derlehren hohe undt schwere fragen, welche supra
captum iuventutis, darnach sie sich doch billig rich-
ten solten, undt ihnen zu schwer seindt, auff die
bahn und machen damit die jugendt irr, lasen auch
die catechumenos nulla habita ratione profectus un-
ordentlich undereinander stehen. Dieweilen dan
männiglichen, so sonst etwas verstandts, hat, be-
kandt ist, auch die tägliche erfahrung genugsamb
bezeugt, das sothane11 ungleicheit undt unordtnung
in kirchen undt schulen nit erbawlich, sondern je-
derzeit mehr schädtlich undt hinderlich als nutz-
undt furderlich gewesen undt noch ist, so haben
mehr hochwohlg. ahnwesende u. g. herren undt der
abwesenden räthe sich auch diesfals in gemein dahin
verglichen undt belieben lasen, das zu vorkommung
alles desselben schadens undt unordtnung ihrer
graff- undt herrschafften kirchendiener des Heidel-
bergischen catechismi allein in den kinderlehren sich
gebrauchen, auch sie die kinder denselben allein
undt keinem andern, damit sie ein gewiß fundament
vor allen dingen setzen undt legen mögen, auswen-
dig lehrnen lasen undt hernacher erst undt nicht zu-
vor gleichmäsige, doch einfältige fragen, welche die
kinder undt jugendt ihrem verstandt nach begreif-
10 Heidelberger Katechismus von 1563, zu den Abdrucken
siehe oben, S. 172 Anm. 23.
11 Solche, Grimm, DWb 16, Sp. 1817f.
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