Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0243
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32. Kirchenordnung 1574/1576

Von Ehebrechern

Wie sehr auch das schendliche Laster deß Ehe-
bruchs je lenger, je mehr eynreißt unnd uberhand
nimpt, solches ist zu viel am tage und weisens die
Exempel gnugsam auß. Wann dann gegen den wach-
senden unnd zunemenden Lastern auch die straffen
zu scherpffen und one auff daß die Laster deß Ehe-
bruchs in Göttlichen und Keyserlichen Rechten die
Leib- und Lebensstraff gesetzt ist, So setzen, orde-
nen und wöllen wir, da hinfüro ein Mannsperson,
die sey gleich Ehelich oder ledig, unnd eines andern
Mannes Eheweib einen Ehebruch miteinander willig
und wissentlich begehen unnd vollnbringen, daß als-
dann beyde, der Ehebrecher unnd Ehebrecherin, zu
hafften bracht, für peinlich Recht gestellet und auff
vorgehende gnugsame beweissungen zum | H3r |
Schwerdt verdampt und hingerichtet werden sollen.
Da aber ein Ehemann in wehrender Ehe und ein
ledige Person sich miteinander fleischlichen vermi-
schen werden, so sollen sie beyd in hafften gezogen,
ein viertel jars darinn enthalten, mit Wasser und
Brot gespeiset und alsdann auff erlegung einer ge-
bürlichen Geltstraff für das erste mal Und, soferrn
hoffnung der besserung bey ihnen ist, wider erledigt
und geduldet, Das ander mal doppel und noch eins
so hart, auch darüber mit verweisung auff ein jar
ungefehr nach gelegenheit gestrafft, Aber das dritte
mal mit Ruhten außgestrichen und deß Landes ewig
verwiesen werden, es were dann sach, daß der Ehe-
brecherin Mann selbßt zu solchem Ehebruch anreit-
zung und ursach gegeben oder das Weib vorhin ein
leichtfertig Person gewesen und mit andern zuvor
auch dergleichen Ehebruch | H3v | kündtlich began-

x-χ Fehlt KO 1618.

gen hette oder auch ir Ehemann sie wider zu sich zu
nemen begerte, und was dergleichen umbstende
mehr seyn, die sich zugetragen und einen jeden
Richter zur miltern Straff vermöge Rechtens und
billichkeit bewegen möchtend, in dem dann allwege
mit unserm und unser verordenten Regierung vor-
wissen, raht unnd bedencken gehandelt und volln-
fahren werden sol.
Nachdem wir nun diese Ordnung zu beforderung der
Ehr Gottes und seines allein seligmachenden Worts,
auch erhaltung Christlicher Zucht, Erbarkeit und
guter Policey und gewisser Straff deß ubels, mit gu-
tem bedacht auffgerichtet, So thun wir dieselbige
allen unnd jeden Superintendenten und Pfarrherrn,
auch sonst in gemein allen unseren Underthanen, sie
seyen Edel oder Unedel, hiermit offentlich publicie-
ren unnd mit gnedigem ernst befehlen, Daß ein je-
der an seinem ort sich derselbigen unserer Ordnung
bey vermeidung darinnen verleibter | H4r | Straff ge-
horsamlich und gemeß verhalte. Und sonderlich
wöllen wir, das unsere Amptleute, Rentmeister und
Schultheissen uber dieser unserer Ordnung mit be-
sonderm ernsten fleiß halten, daß auch die Scheffen
an den peinlichen Gerichten hinfüro der Ehebrecher
halber nach dieser unserer Constitution urtheilen
unnd erkennen, Darumb sich ein jeder selbßt vor
schaden und nachtheil zu hüten unnd fürzusehen
wissen wirt. In urkundt unserer zu ende auffge-
truckten Secreten.
Geben den ersten Augusti Anno 1574χ y. | H4v leer,
I1r I

y KO/Agende 1609: 1609.

225
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften