Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0259
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32. Kirchenordnung 1574/1576

Herr, sey uns gnedig umb dein selbßt willen, verlas-
se dein Erbtheil nicht, welches nach deinem Namen
genennet ist worden, „dann es ist sonst niemand,
der für uns köndte streiten, dann du, unser Gott,
alleine“11'. Heb deinen Arm auff uber die Fremb-
|N3v| den, das sie deine macht sehen, auff das sie
erkennen, das kein ander Gott sey dann du, Vatter,
in Christo sampt dem heiligen Geist, Amen.
Ein ander kürtzerh Gebet:
Allmechtiger, gnediger Gott, unser gütiger Vatter,
der du deine Kinder, so sie deinem willen und ge-
botten zugegen leben, mit Pestilentz, Hunger und
Krieg straffest, Wir bitten dich, du wöllest dich un-
ser erbarmen, dein Vätterlich hertz zu uns wenden
und den Scepter deiner, auch deiner Christlichen
kirchen blutgirigen feinde[n], des Bapsts unnd Tür-
ckens, so jetzundt dieselbig deine Christliche Kirche
zerreissen, schrecken, betrüben und verfolgen, zer-
brechen, ihrer greuwlichen Tyranney, so sie gegen
deim1 Volck uben, stewren, weh- |N4r| ren und ge-
ben, das wir in einigkeit des Glaubens und friedens
dich, einigen, waren Gott, loben, ehren und preisen
mögen, durch Jhesum Christum, unseren Herren,
Amen.
Gebet zur zeit der Pestilentz:
Allmechtiger Gott, wir bekennen, das wir mit un-
sern manigfaltigen schweren sünden dich offt und
hart erzörnet und allerley greuwliche straffen ver-
dienet haben, denn wir seind leider abgewichen und
allzumal untüchtig worden. Wir und unsere Vätter
haben deine Gebott, recht und sitten nicht gehalten,
Bitten aber deine grundtlose Barmhertzigkeit mit
reuwigem hertzen umb Jhesu Christi, deines lieben
Sohns, willen, du wollest nicht mit uns handeln nach
unsern sunden, sondern erbarm dich unser nach dei-
ner grossen güte und langmutigkeit, sey uns gnedig
und nimm | N4v | von uns weg nach deinem Vätter-

h Fehlt Agende 1618.
1 Agende 1618: dem.
J Agende 1618: deine Gnade und hülff uns, Gedencke an
deine.
k Agende 1618: als.

lichen willen die grausame Seuch der Pestilentz und
laß uns nicht sterben an diser erschrecklichen Plage.
Reuhme uns nit auff118 in deinem Zorn und raff un-
sere Seele nicht hin mit den Sündern noch unser Le-
ben mit den Ubelthätern. Ach Herr, laß ab von dei-
nem Grimm unnd Ungnade uber uns119. Wilt du
dann ewiglich uber uns zürnen unnd deinen Eiffer
gehen lassen immer für unnd für, biß daß bald auß
sey? Wiltu uns dann nicht wider erquicken, daß sich
dein Volck uber dir freuwen möge? Herr, erzeige uns
deine Gnade unnd hilff uns120, gedencke an deinej
Güte und Barmhertzigkeit umb deines Namens wil-
len. O gütiger Gott, du bist gerecht unnd unsträff-
lich seind alle deine Gericht. Wir aber haben gesün-
diget unnd deinen gerechten Zorn uber uns erregt,
darumb ist diese scharpffe Ruhte billich uber uns
kommen. So vergib nun die Missethat deinem Volck
und nimm weg von uns diese geschwinde Gifft umb
das bitter Leyden Jesu Christi willen, behüte uns für
| Olr | deinem Zorn, für einem bösen, schnellen Tod
und ewigen Verdamnuß. Wann du aber je unsere
Sünde heimsuchen wilt mit dieser zeitlichen Straffe,
so hilff, daß wir deine Vätterliche Hand erleiden, in
der Züchtigung nit verzagen, dann wann wir gerich-
tet werden, so werden wir von dem Herren gezüch-
tiget, auff daß wir nicht sampt der Welt verdampt
werden. So ist es auch besser, hie zeitlich gestrafft
werden dann dort in jenem Leben, und wir wöllen
lieber in die Hende des Herren fallen wederk in die
Hende der Menschen, dann seine Barmhertzigkeit
ist sehr groß121. O gütiger Vatter, erhalt uns in wa-
rem Glauben an Jesum Christum, welcher die ewige
Versühnung unnd das vollkommene Opffer für un-
sere Sünde ist, Amen. | O1v |
Ein ander kürtzer gebet wider die Pestilentz:
Barmhertziger, ewiger Gott, wir bekennen, das wir
die straff der Pestilentz und was du uns zusendest,

117 Siehe oben, Anm. 108.
118 Vertilge uns nicht.
119 Vgl. Ps 38,2; Ex 32,12.
120 Ps 85,6-8.
121 2Sam 24,14.

241
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften