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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0266
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Nassau-Weilburg

Ermanung zum Gevattern bey der Tauff
gLieben Freund ing Christo, nachdem ir von wegen
dises N.h begert habt, das ier (vel sie)i in dem Na-
men Jesu Christi getaufft und durch die Tauff | Q3r |
in die heilige Gemein Gottes volck[s] angenommen
und eingeleibt werde, so ist euch als Christen un-
verborgen, daß, welcher sich zu der Gemeine Christ-
licher Kirchen thut, der begibt sich in ein geistlichen
streit, darinne wir nicht mit fleisch und blut, son-
derj mit dem bösen geist die tag unsers lebens hie
auff erden zu kempffen haben, welchen streit auch
wir one rechten glauben in Gott Vatter, Son und
heyligen Geyst nicht volfüren mögen.
Hierauff, Dieweil ir euch auß Christlicher lieb
und Freundschafft dises noch unmündigen N.k ha-
bet angenommen und vertrettetl in diser offentli-
chen Christlichen handlung, So wöllet mir an seiner
stat antworten, damit offentlich bekandt werde,
warauff erm getaufft werde:
N., Widersagstu dem Teuffel und alle[n] seinen
wercken und wesen?
Antwort: Ja, ich widersag.
Darnach frag der Kirchendiener ferrner: | Q3v|
N., Glaubestu in Gott Vatter Allmechtigen, Schöpf-
fer Himels und der erden?
Antwort: Ja, ich glaub.
N., Glaubestu in Jesum Christum, seinen eingebor-
nen Son, unsern Herrn, der empfangen ist von dem
heyligen Geist, geborn auß Maria, der Jungfrawen,
gelitten hat unter Pontio Pilato, gecreutziget, ge-

g-g Agende 1618: Geliebte in dem Herrn.
h Agende 1618: Kindleins.
i-i KO/Agende 1609, Agende 1618: es.
j Agende 1618: sonder auch.
k Agende 1618: Kindleins.
l Agende 1618: vertrettet es.
m Agende 1618: es.
n-n Agende 1618: nidergefahren.
o-o Agende 1618: sitzendt.
p KO/Agende 1609, Agende 1618: Rechten.
q Agende 1618: Vergebung.
r Fehlt Agende 1618.
s Agende 1618: Dancksagung.

storben und begraben, nder ist abgefahrenn zur helle,
am dritten tag aufferstanden von todten, auffgefah-
ren gen Himmel, oda sitzt ero zur Gerechtenp Gottes,
seines allmechtigen Vatters, von dannen er zukünff-
tig ist, zu richten die lebendigen und die todten?
Antwort: Ja, ich glaubs.
N., Glaubestu auch in den heyligen Geist, ein hey-
lige, Christliche Kirche, eine Gemeinschafft der
Heyligen, Verzeihungq der sünden, Aufferstehung
des fleisches und ein ewigs leben? | Q4r |
Antwort: Ja, ich glaubs.
Darauff fraget abermals der Kirchendiener:
N., Wiltu darauff getaufft werden?
Antwort: Ja, ich wil.
Alsdann begieß der Kirchendiener das Kindt, auß-
gewickletr (wie oben vermeldet)136, mit wasser und
sprech mit heller, lauter und deutlicher Stimm:
N., Ich tauffe dich in dem Namen Gottes deß Vat-
ters und deß Sons und deß heyligen Geistes.
Und sprech darauff:
Der allmechtig Gott und Vatter unsers Herrn
Jesu Christi, der dich, N., anderwerts durch wasser
und heyligen Geyst geborn und dir alle deine sünd
durch seinen lieben Son, unsern Herrn Jesum Chri-
stum, vergeben hat, der stercke dich mit seiner gnad
im heyligen Geyst zum ewigen leben, Amen. | Q4v |
Darauff sol der Kirchendiener das volck zur danck-
barkeyts und Gebet ermanen, also sprechend:

136 Dieser Absatz wurde wörtlich aus der württembergi-
schen Kirchenordnung von 1553 übernommen. Die Stel-
le, auf die mit „wie obvermelt“ angespielt wird, hat in
der Nassauer Kirchenordnung jedoch keine Entspre-
chung. In der württembergischen Kirchenordnung bezog
sie sich auf die Frage, ob das Kind entblößt oder im Wik-
kel getauft werden sollte, die dort zuvor eingehend dis-
kutiert worden war, siehe Sehling, EKO XVI, S. 232f.
und S. 235 Anm. c. Dieser Abschnitt findet sich auch in
der Agende der Reichsstadt Isny [um 1600], Sehling,
EKO XVII/1, S. 456.

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