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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0295
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32. Kirchenordnung 1574/1576

ne Gnade und warheit waltet uber uns in ewigkeit,
Alleluja.
Oder, so man wil, mag manl sprechen den hun-
dertunnddritten Psalm: | d1r | mLobet den Herrn, alle
Heiden, preiset ihn, alle Völcker, denn seine Gnade
und warheit waltet uber uns in ewigkeit, Alleluja.
Oder, so man wil, mag man sprechen den hun-
dertunnddritten Psalmm: Lobe den Herrn, meine
Seele, unnd was in mir ist, seinen heiligen Namen.
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was
er mir guts gethan hat. Der dir alle deine sünde ver-
gibt und heilet alle deine gebrechen, Der dein leben
vom verderben erlöset, Der dich krönet mit Gnade
unnd Barmhertzigkeit, Der deinen mundt frölich
machet unnd du wider jung wirst wie ein Adeler.
Der Herr schaffet Gerechtigkeit und Gericht allen,
die unrecht leiden. |d1v| Er hat seine wege Moise
wissen lassen, die kinder Israel sein thun. Barmher-
tzig und gnedig ist der Herr, Gedültig unnd von
grosser güte. Er wird nicht immer hadern Noch
ewiglich zorn halten. Er handelt nicht mit uns nach
unsern sünden unnd vergilt uns nicht nach unser
missethat, Denn so hoch der Himmel uber der Er-
den ist, leßt er seine gnade walten uber die, so ihn
fürchten. So fern der morgen ist vom abendt, leßt er
unser ubertrettung von uns sein. Wie sich ein Vatter
uber kinder erbarmet, so erbarmet sich der Herr
uber die, so in fürchten. Denn er kennet, was für ein
gemecht wir seindt. Er gedencket daran, das wir
Staub seind. |d2r| Ein mensch ist in seinem leben
wie graß, er blühet wie ein blume auff dem Felde.
Wenn der Windt darüber gehet, so ist sie nimmer da
und ire stedte kennet sie nicht mehr. Die gnade aber
deß Herrn wehret von ewigkeit zu ewigkeit uber die,
so in fürchten, unnd seine gerechtigkeit auff Kinds-
kindt Bey denen, die seinen bundt halten unnd ge-
dencken an seine Gebott, daß sie darnach thun. Der
Herr hat seinen Stul im Himmel bereit, und sein
Reich herrschet uber alles. Lobet den Herrn, ihr, sei-
ne Engel, ihr starcken Helde[n], die ir seinen befehl
l Agende 1618: man nach Gelegenheit und Zustande des
Krancken.
Fehlt KO/Agende 1609, Agende 1618.
n Agende 1618: dich (euch).
o Agende 1618: Trostpsalmen, sofern es sein Zustand er-
leyden mag und.

außrichtet, daß man höre die stimme seines worts.
Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen, seine Die-
ner, die ir seinen willen thut. Lobet den Herrn, alle
seine werck, an allen orthen seiner Herrschafft.
Lobe den Herrn, meine Seele. | d2v |
Der Herr segne dichn und behüte dich. Der Herr
erleucht sein Angesicht uber dich und sey dir gne-
dig. Der Herr erhebe sein angesicht auff dich und
gebe dir Friede200.
Man mag auch nach der Communion und sonsten
dem krancken etliche schöne Trostpsalmeno, so er
lust unnd andacht darzu hat, auß dem Psalter für-
lesen, als den einunndneuntzigsten: Wer under dem
schirm deß hochsten sitzet; Item den hundertunnd-
achtzehenden, das schöne Confitemini, den fünff-
undzwentzigsten unnd dergleichen. Unnd sol son-
derlich der kranck nach gehaltener Communion und
sonsten dahin mit fleiß angewiesen werden, daß er
sich Gott befehl und imp alle seine sachen zu seinem
Göttlichen unnd gnedigen willenq heimstelle. Wölt
ihn Gott von diesem leben abfordern, daß er ihm
dann zu folgen und gehorchen willig und bereit sey,
in betrachtung, daß dardurch im, weyter zu sündi-
gen unnd Gott zu erzörnen, alle ursachen benom-
men unnd abgeschnitten werden, daß er von allem
jammer und elend, von aller untreuw dieser bösen,
Gottlosen Welt erlöset und zu Gott in seine ewige
ruh und herrligkeit auffgenommen wirt. Da es aber
Gott gefiele, in lenger allhie in diesem leben zube-
halten, daß er alsdann die Vätterliche züchtigung
erkennen unnd hinfort sein leben bessern wolt. | d3r |
Es sol auch der Kirchendiener den krancken
offtmals auch nach gehaltener Communion ersu-
chen, in mit Gottes wort erinnern, stercken unnd
trösten, zur gedult unnd gebet vermanen, underwei-
len auch selbest mit im betten, doch allwegen mit
der moderation, daß die gelegenheit deß krancken
bedacht unnd mit vielfaltigem, langem unnd unzei-
tigen geschwetz er nicht etwa mehr irre gemacht
p Fehlt Agende 1618.
q Agende 1618: willen ihme.
200 Num 6,24-26.

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