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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0311
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32. Kirchenordnung 1574/1576

2. Die Sacramenten der heyligen Christlichen
Kirchen sol er nach außweisungh Göttliches Worts
unwegerlich unnd treuwlich dispensiren, von wem
sie eyngesetzt, was da | k3v | gegeben und uberreicht
werde, was ihr nutz und frucht sey, offtmals erklä-
ren unnd dem Volck eynbilden, auch mit sonderm
fleiß darauff sehen, daß sie von niemand entheyliget
und mißbraucht werden.
3. Er sol auch nicht allein für und für vor alle
notturfft der gantzen allgemeinen Christlichen Kir-
chen, besonderlich aber für seine befohlene Gemeine
mit grossem ernst und andacht beten, sondern ne-
ben seinen adiuncten unnd Senioribus darauff sehen,
daß nach der reinen, Göttlichen Lehre auch Christ-
lich und erbarlich gelebt unnd die in Gottes Wort
und Gravelicher Ordenung gezeigte unnd befohlene
Kirchenzucht unnd -disciplin gehalten und gehandt-
habt werde.
4. Den Catechismum unnd Kinderlehr1 sol er mit
grossem fleiß treiben unnd die Hauptstück Christ-
licher Lehr beyde, alten und jungen Personen, eyn-
bilden, die Krancken fleissig besuchen, die im Her-
ren ent- | k4r | schlaffene Christen zum Begräbnuß
beleiten und Christlich bestatten, jdie Armenj, Ka-
sten, Hospitalen, Schulenk sol er im vor allen dingen
lassen befohlen seyn und ein fleissigs auffsehens ha-
ben, daß nicht allein die lGüter unnd järlichs Eyn-
kommens' treuwlich zusammengehalten, meynge-
mahnet, außgetheilet und berechnetm und darvon
nichts entwendet und entzogen, sondern auch den
Personenn treuwlich vorgestanden, in Christlicher
zucht und erbarkeit gehalten unnd die jugend in gu-
ten Künsten und allen Christlichen tugenden auff-
erzogen und angewiesen werden.
5. Er sol auch selbß, wie er andere lehret und
anweiset, sich Christlich, ehrlich unnd auffrichtig
gegen jederman erzeigen und verhalten, sein Weib,
Kinder und Haußgesindeo wol regieren, kein Wein-
h Agende 1618: außweise.
I Agende 1618: Lehr für die Einfältigen und Kinder.
j-j Agende 1618: Der Armen soll er in Achtung nemen, und
ist er an einem solchen Ort Pfarrer, da.
k Agende 1618: unnd Schulen seyndt.
l-l Agende 1618: Kirchen Güter.
Fehlt Agende 1618.
n Agende 1618: Personen darinnen.

seuffer, Balger250 oder Geitziger seyn, sich in allen
dingen aller Billichheit unnd Messigkeit befleissi-
gen. Er sol sich aller frembden und in seinem Beruff
nit gehöriger Geschäfft eussern und | k4v | enthalten,
seinen Superintendentenp gebürlichen gehorsam lei-
sten, kürtzlich: Er sol ein Vorbildt seyn den Gläu-
bigen im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glau-
ben, im Wort, in der Keuschheit, sol anhalten mit
lesen, mit ermahnen, mit lehren, nicht auß der acht
lassen die Gaben, die im gegeben seyn, dessen sol er
warten, damit umbgehen, auff daß sein zunemmen
in allen dingen offenbar sey, sol acht haben auff sich
selbßt undq die gantze Herde, beharren in diesen
stücken mit aller standthafftigkeit, die Nachrede
aber böser Leut und Verächter Göttlichs Worts, dar-
zu ihre list, erdichte leuerungr und gespött sol er
nicht achten noch sich in seinem Ampt hindern las-
sen unnd an Gottes hülff nimmer zweiffeln, denn wo
er solches thut, wirdt er sich selbß selig machen und
die in hören251.
Dieses seind nun, gelieber Bruder im Herrn Christo,
die vornemeste stück, die ein Pfarrherr oder Diener
der Kirchen deß Herren Jhesu Christi in seinem
Ampt I l1r | thun und verrichten muß. Da beger ich
nu vor dem Angesicht Gottes unnd unsers Herrn
Jhesu Christi und seiner heyligen Engel, auch diser
gantzen Christlichen Versamlung, von euch zu wis-
sen, ob ihr auch bedacht seyt und allhie verheissen
wöllet, disem allem also fleissig unnd treuwlich
nachzukommen?
Darauff antwortet der Ordinandus:
Ich bekenne wol, daß es ein schwer Ampt ist,
darinn ich mich begeben wil. Dieweil ich aber doch
ordentlich hierzu beruffen bin und mich auff die
gnedige Göttliche hülffs, die er allen seinen beruffe-
nen Dienern zugesagt, und auff das Gebet der ge-
o Agende 1618: Gesinde.
p Agende 1618: Superintendenten und Inspectorn.
q Agende 1618: und auff.
r KO/Agende 1609, Agende 1618: lesterung.
s Agende 1618: hülff und assistentz deß Heyligen Geistes.

250 Zänker, Schläger, Grimm, DWb 1, Sp. 1087.
251 Vgl. 1Tim 3,2-4; Tit 1,7-9.

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