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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0312
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Nassau-Weilburg

meinen Christlichen Kirchen gäntzlich verlasse, So
gelobe und verheisse ich allhier vor dem Angesicht
Gottes unnd der Christlichen Gemein, alles, was
mein Ampt erfordert, nach allem meinem vermögen
mit Gottes hülff treuwlich zu leisten und zuverrich-
ten. | I1v |
Der Superintendens vermahnet die Gemeine zum
Gebet und spricht inen dieses Gebet für:
O Allmechtiger, gütiger Gott, Himmelischer
Vatter, da dein lieber Son, unser Herr Jhesus Chri-
stus, zu deiner Gerechtent in das Himmlisch wesen
erhöhet worden ist, hat er uns allhie auff Erden ge-
ben Aposteln, Evangelisten, Propheten, Hirten und
Lehrer, seine außerwehleten damit im zuversamlen
unnd zuerbauwen, und den seinen durch seine liebe
Aposteln befohlen, bey allen seinen gemeinen Elti-
sten zu wehlen und zu setzen, die sein heylig Evan-
gelion rein und unverfelschet predigen, die hoch-
würdigen Sacramenten treuwlich dispensiren und
alle Seelsorg und Hirtendienst fleissig versehen
unnd verrichten. Wir bitten dich durch denselben
unsern Ertzhirten unnd Bischoff unserer Seelen, dei-
nen lieben Son, unsern Herrn Jesum Christum, du
wöllest disem deinem zum Kirchenampt erwehleten
und beruffenen Die-| 12r | ner deinen heyligen Geist
reichlich mittheilen, der inen erleuchte, regiere und
stercke, damit er diesen deinen so hohen unnd hey-
ligen Dienst mit rechtem verstandt und eiffer allzeit
fruchtbarlich verrichte, suche, finde, und bringe zu
deinem lieben Son alle, die noch von im entfrembdet
oder von im widerumb abgeführet seind, erbauwe
unnd bessere alle, die sich an in ergeben und in sei-
ner Gemeine noch bestendiglich verharren. Behüte
ihn auch für sünden und ärgernussen, vor allen fal-
schen Nachreden und Verleumbdungen und für aller
gewaltsamer hindernuß seines Diensts, auff daß er
dir und deiner lieben Kirchen in allem trewlich und
wolgefelliglich diene, damit dein Name also stätigs
geheyligt und dein Reich allenthalben erweitert und
gemehret werd, durch denselbigen deinen lieben
Son, unsern Herrn Jhesum Christum, Amen.

6. Nach diesem Gebet sollen dem Ordinando,
welcher für dem Altar kniend bleibt, die Hende auff-
geleget werden, unnd sol der Superintendens oder
sein Substitut also sagen: |I2v| So ordene und be-
stetige ich nun von wegen der Kirchen Gottes euch
auff euwere gethane zusage zum ordentlichen Die-
ner der Kirchen und Lehrer deß heyligen Evangelii
in dem Namen Gottes deß Vatters unnd deß Sons
und deß heyligen Geistes, Amen.
Und hierauff vermahnet er abermals zum Gebet und
spricht diß Gebet mit lauter stimm:
O Herre Gott, Himmelischer Vatter, der du al-
lein tüchtige Diener deiner Kirchen machest und
sendest und ihnen zu solchem Ampt krafft und
macht verleihest, Wir bitten dich demütiglich, du
wöllest das Hertz dieses deines Dieners mit deinem
heyligen Geist im Namen unsers Herren Jhesu Chri-
sti erleuchten und in mit deiner gewaltigen Hand
also leihten und führen, damit er sein befohlen
Ampt zu deines Namens Ehr und aufferbauwung
aller Gleubigen in der Kirchen deines ge-I3r | lieb-
ten Sons treuwlich verrichten möge, durch densel-
bigen deinen geliebten Son Jesum Christum, unsern
Herrn, Amen.
7. Zuletzt sol der Superintendensu erstlich den
Ordinirten, darnach die Gemeine also anreden:
Nun befehle ich euch, lieber Bruder in Christo,
dise Kirche und Gemeine, uber welche ir als ein Hirt
und Lehrer gesetzt werdet, auff daß ir die Herde
Gottes, welche Christus mit seinem theuwren Blut
erworben hat unnd euch vom heyligen Geist befoh-
len und zugestellet ist, treuwlich und fleissig wei-
det252, regieret, führet und erhaltet zur ewigen selig-
keit, unnd sehet euch wol für, daß ihr es nicht ge-
zwungen thut, sondern willig, nicht umb schendli-
ches gewinns willen, sondern von hertzen grunde,
nicht als die uber das Volck herrschen, sondern wer-
det ein Vorbild der Herde. Der Gemeine aber dieses
orts befehle ich von wegen unnd an statt Gottes deß
Herrn, auch unsers gnedigen Lands- | 13v | herren

1 KO/Agende 1609, Agende 1618: Rechten.
u Im Druck: Superintendentens. 252 Siehe oben, Anm. 189.

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