Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0323
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32. Kirchenordnung 1574/1576

zusehen, das solche gerechtigkeit gebürlicher weise
gehandthabt und nicht geschmelert werde. Was aber
der vom Adel Pfarren sein, sol er dieselben auch
zum wenigsten Jahrs einmal laut vorhin außgange-
ner und dieser jetzigen Ordenung visitiren, auch
Kirchen- und Kastenrechnungen anhören unnd an
stadt Schultheissen und Beampten sie, die Jun-
ckern, selbst darzu fordern, daß entweder sie selbst
in der person darbey sein oder aber ihre Vögte und
Diener darzu schicken.
Es söllen auch die Superintendenten darauff be-
dacht sein, das ein jeder nicht allein alle Jahr in al-
len Stedten seines befohlenen Bezircks obgedachter-
massen seine Visitation verrichte, sondern daß er
auch zum wenigsten in dreyen Jahren einmal an alle
örter, es seyen Stedte oder Dörffer, sich verfüge, ein
Predigt alda für der Gemeine thu oder den Pfarherr

e-e KO/Agende 1609: Giessen durch Caspar Kemlein Im Jar
Christi M.DCIX. [Vignette mit Umschrift:] Ecce agnus
dei, qui tollit peccata mundi [Joh 1,29] [zu Caspar Chem-
lin siehe Reske, Buchdrucker, S. 293].
f-f Agende 1618: bey Johann Bringers seeligen Wittib. [Vi-
gnette mit Umschrift:] Gaudium magnum ecce anuncio
vobis. Anno M.DC.XVIII. [Zu Johann Bringer siehe
Reske, Buchdrucker, S. 250].

281 Zu Paul Reffeler siehe Reske, Buchdrucker, S. 233.
282 Das Signet von Sigmund Feyerabend zeigt eine stehende
Fama mit fliegenden Haaren, Umschrift: Pervigiles ha-
beas oculos animumque sagacem, Si cupis, ut celebri stet
tua fama loco. Siehe Heitz, Paul (Hg.), Frankfurter
und Mainzer Drucker- und Verlegerzeichen bis in das
17. Jahrhundert (Die Büchermarken oder Buchdrucker-
und Verlegerzeichen 4), Straßburg 1896, Tafel
XXIII-LIX, hier Tafel XLIII. Zu Sigmund Feyerabend
siehe Benzing, Feyerabend, in: NDB 5 (1961), S. 119;
Benzing, Verleger, Sp. 1129f.

[Fortsetzung Anm. w von S. 224] angewendet, Die Gebäwe
in gutem Wesen, die Einkommen in bestendiger Lieffe-
rung und uber alles jährlichen richtige Rechnungen ge-
halten werden.
2. Denn obwoln diese Sorge unnd Auffsicht den Superin-
tendenten und Inspectorn anvertrawet unnd dieselbige
billich darvon Rede unnd Antwort geben müssen, wie
Kirchen unnd Schulen mit tauglichen Dienern bestellet
werden unnd wie sie ihr Ampt verrichten (Es betreffe
gleich die Kirchen, darin Wir als Landsherr allein zu
conferirn, oder auch diejenige, da Adeliche und andere
Personen das Ius patronatus hergebracht haben), So ge-

deß orts thun lasse, nach gehaltener Predigt beyde,
junge und alte, im Catechismo examinire, mit fleiß
sich erkündige deß Pfarrherrs und aller Kirchendie-
ner lebens und wandels, Dergleichen, wie sich das
Volck gegen den Pfarrherr unnd andere Kirchendie-
ner und | p3v | ihr Ampt erzeige, die Kirchen- und
Pfarrbeuw besichtige unnd alle gelegenheit unnd
standt der Kirchen jedes orts erforschen und, da in
einigem stück mangel unnd gebrechen fürlieffen, die
versehung unnd verordnung thu, daß alles zur bes-
serung gerichtet unnd angestellet werded.
Ende. | p4r |
Gedruckt zu eFranckfurt am Mayn fdurch Paulum
Reffelern281, In Verlegung Sigmund Feyrabents
[Vignette]282 M.D.LXXVI.ef

büret jedoch Christlicher Obrigkeit, allenthalben ein wa-
chendes Auge zu haben und mit zuzusehen, daß alles wol
bestellet seyn möge.
Von Synodis:
3. Dieweiln sonderlich die Synodi und Visitationes für
rechte Nervos, daran das gantze Kirchenwesen fürnem-
blich hanget, zu achten seyn und ausserhalb deren es in
seinem richtigem Lauff schwerlich kan erhalten werden,
so haben wir uff gehabten Rath und gepflogenes sorgfal-
tiges Nachdencken es wolmeynend dahin geordnet, daß
hinfüro allenthalben in unsern Graffe- unnd Herrschaff-
ten bey den Synodalischen Conventen der Kirchendiener
ein oder auch mehr (je nach erheischender Gelegenheit)
unserer Kirchen Räthe oder anderer unserer Diener, wel-
che Gottseelig und unser wahren Christlichen Religion,
so in der ungeändert Augspurgischen Confession in Anno
1530 widerholt, mit Muth unnd Hertzen bekandtlich zu-
gethan, der Geistlichen Sachen verstendig unnd der Kir-
chen Wohlfarth mit Trewen meynen [=wohlgesonnen
sind], beygeordnet werden sollen, Dem- oder denselbigen
dann allwegen zu besserer Nachricht unser Superinten-
dens oder Inspector Zeit unnd Mahlstett der angestelten
Zusammenkunfft zu notificiren und sich dessen mit inen
zu vergleichen hat. Solche Personen sollen der Geistli-
chen Conversationen unnd Gespräch von der Christli-
chen Lehr und Ceremonien mit anhoren, auch bey den
ubrigen vorgefallenen Kirchensachen unnd Gravamini-
bus, was zur Besserung dienet, gesambter hand consul-
tirn unnd schliessen helffen.
4. Bey solchen Synodis, deren jährlich je nach Gelegen-
heit und Notturfft der Kirchen zween anzustellen, soll
fürs erst eine Predigt gehalten unnd darnach ein freund-

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