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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0358
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Nassau-Weilburg

sehens zu haben, das sie andern zur warnung sollen
dienenβ.
wStraf der heimlichen spieler sampt deren, so solche
herbergenw:
Die heimliche spielgeselschafften und conventi-
cul, da mitt kharten, wurffeln und dergleichen spitz-
bubischer weiß umb gelt und gelds werd gespielet
wirdt, dergleichen hin und wieder in unsern her-
schafften etwa einreisen wollen, aber bey zeit in et-
lichen ortern ufgehoben worden, sollen nuhn gentz-
lich nicht geduldet [werden]. Welcher darbey ergrief-
fen wird, soll furs erst und ander mahl x1 ortsx gul-
den kirchenstraff erlegen, die receptatores abery, die
solchen spielernz und doplern62 ihn ihrer behausung
gewahrsam oder sonsten underschlauf geben, oder
die redlesfuhrer, so die uhnverstendige jugent hierzu
verleiden, sollen umb 1/2 fl, nach gelegenheit hoher,
geschetzt und beleget werdena Wann zumb ersten,
zweitenc und dritten mahln kein solche kirchen-
straffen und warnungen wollen helfen, gehoren
thurn und andere ernste oberkeitsmittel darzu, wel-
che die beampte, dso ihn solched leut benant6, uhn-
nachlesig furzunehmen macht haben sollen.
fStraff derer, so uber 9 uhren in dem wirtshaus sit-
zenf:
Wier vernehmen auch, das unseren mandaten

β Diesen puncten hab ich nicht gelessen, will ihn auch nie-
mandt offenbahr[en], dan leichtlich dardurch anhalt (?)
zur leichtenverten konte geben werden. Man kan doch
bißweil nach gelegenheit dispensiren, quod te idem fac-
turum spero. Es ist auch dieser puncten per (?) post da-
tum in einer s[c]hedula hieran geheftet, poterit quoque
omitti.

w-w Fehlt B.
x-x B: 1/2.
y B: aber, und.
z B: spielern, raslern.
a B: sein.
b B: aber nach dem.
c B: andern.
d-d B: da solche ihnen.
e B: benambt oder richtbar werden.
f-f Fehlt B.
g B: verbott.
h B: bißweilen.

und hiebevohr geschehenem ernstem gebottg zuwie-
der in den wirdsheusern nicht allein nach 9 uhren zu
nachts, sondern auch bißh in die halbe nacht und
lenger wein ufgetragen wird. Ob nuhn wohl dieses
von politischen seniorni und beampten auß haben-
tem bevelh zu straffenj zustehet, so wollen wier doch
darbeneben bevehlen und ordnen, damitt ja desto
weniger solche uhnordnung verschwiegen und unge-
strafft pleibe, das auch die kirchenseniorn hierauf
achtung geben, und, da sie solche verbrecher in
wirdsheusern in erfahrung bringen, darvonk ½ fl
abfordern und zu der kirchenbueß dieselbige in-
schreiben, |157v | undt nichts desto weniger vor allen
dingen der oberkeit und beampten zu derselbigen
straff ahnzeigen.
lStraf des kugelschieben63 zwischen den predigten':
Das kugelschieben sontags zwischen der morgen-
und mittagspredigt oder dem catechismo soll bey
straff 3 alb. verbotten sein. Derjenige, so die kegel
und kugel dargibt, doppel soviel erlegen.
mVerbott des johannisfewerm64:
Die johansfewer, rathscheiben65, lehen usruf-
fen66 und was dem mehr ahnhengig, alß das magt
und knecht zu solcher zeit einander zu wein fuhren,
nalle papistische misbreuch uf dem Walpurgis
[1. Mai], alß das nachtrennen67, walpen68, pusch und

i B: dienern.
j B: bestraffen.
k B: denen.
l-l Fehlt B.
m-m Fehlt B.
n-n Fehlt B.

62 Würfelspieler.
63 Kegelns.
64 In der Nacht auf den Johannistag (24. Juni) wurde um
Feuer getanzt, um Unheil abzuwehren, HWDA 4,
Sp.733-740.
65 Bergabrollen von aus Stroh gefertigten brennenden
Strohrädern, vgl. Tiemann, Rad, HWDA 7,
Sp.467-475.
66 Zum Lehenausrufen siehe oben, S. 128 Anm. 69.
67 Abendliche oder nächtliche Bräuche am Maitag, vgl.
HWDA 5, Sp. 1548.
68 Umzug am Walpurgistag, vgl. Grimm, DWb 27,
Sp.1321.

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