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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0379
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38. Ehemandat 1588

38. Ehemandata
9. Juli 1588
Die kirchenpoenitenz der huhrery betreffend, de anno 1588 | 1v lerr, 2r

Wier, der Nassauw Wießbadischen vormund-
schafft1 verordtnette räth unnd bevelchaber zu Itz-
stein, embiettenn allen unnd jeden des wolgeborn-
nen graffenn unnd herrn, herrn Johann Ludwi-
gen2, graffen zu Nassauw, herrn zu Wießbaden unnd
Itzstein, unsers gnedigen herrn underthonnen, bur-
gern, gemeindten, geistlichenn unnd welttlichenn
angehörigenn unnd verwanthenn, auch inn gemein
allen ledigen unnd verehelichtenn mannes- unndt
weibßpersohnnen unseren gruß unnd fügenn euch
hiemitt zuwissenn.
Obwoll alle menschenn nicht allein stettig unnd
ohn underlaß behertzigen sollenn, das Gott ein wei-
ße[s], warhafftig, gerecht, wolthettig, keusch unnd
rein weßenn ist, wie er sich inn seinnem gesetz unnd
offentlichen straffenn clerlich geoffenbahrett hatt,
unnd den geringsten zweiffell schöpffenn, das nach
bluttschanden unnd |2v | andern verbottennen ver-
mischung unnd unzucht gewißlich auch inn dießem
kurtzen, sterblichen leben viel unnd grosse straf-
fenn, dardurch Gott seinen warhafftigen, ernsten
zornn erzeiget, folgen, wiewol viel gottloßer men-
schen nicht betrachten wöllenn, das Gott der straf-
fer sey, die mussen aber baldt hernach inn der straff
bekennen, das Gott gewißlich ein ernsten, grossen
zorn hab wieder die unnd andere sunden, wie dann
vonn diesem urtheill Gottes die kirchenn offt er-
mahnett unnd das volck underwießenn wirtt, das sie
alle verbottenne vermischung unnd unzucht mei-
denn unnd gentzlich fliehenn unnd darbey wissenn
sollenn, das der ehestand Gott gefellig sey, sondern
auch die epistell ahnn die Hebreer3 unnd sonstenn

a Textvorlage (Handschrift): HHStaatsA Wiesbaden Abt.
133, Nr. Xa 1, fol. lr-8r.

1 Vormünder für Johann Ludwig I. von Nassau-Wiesba-
den (1567-1596) waren nach 1574 die Grafen Albrecht
II. und Philipp IV. von Nassau-Weilburg.

hinn unnd wieder Gottes wortt unnd die bieblische
schrifft | 3r | lehrett unnd vermahnett, das die ehe
bey jederman ehrlich gehaltten werdenn unnd man
den ehestandt Gott zu ehrenn mitt zucht, ehrerbie-
tung Gottes anruffung anfahenn unnd fur unnd fur
darinn christlich, zuchtiglich, uff das Gott mitt sei-
nem segen unnd gedeihenn bey den eheleutten reich-
lich wohnnen möge, lebenn soll.
Dieweill es dann ein besonderbahre, köstliche
gottesordtnung ist, dardurch allein Gott das
menschlich geschlecht, auß welchem er alhie auff er-
den seine kirchen samblett, erhaltten unnd teglich
gemehrett haben will, so gebuhrett uns ja, solche
gottesordtnung nicht unrechtlich, sonndern teuwer
unnd hoch zu haltten unnd mitt wahrer gottes-
furcht, zucht und demutt diesenn stand anzufahenn
unnd darinnen zuleben.
Wie nuhnn unser erster vatter, Adam, sich zu
seiner Eva nicht auß eigennem willen unndt |3v |
guttdunckenn, sondern, da sie ihme zuvor vonn
Gott selbst im paradeiß zugefuhrett unnd zur ehe
gegebenn unndt eingesegnet wardt4, gethann hatt,
also ist hernach zu allen zeittenn der ehestand mitt
guttem räth unnd sonderlichen gottseligen ceremo-
nien angefangen wordenn. Unnd hatt demnach die
altte kirch fur gutt unnd rathsam angesehenn, das
die ehe, nachdem sie zuvor ordentlicher weiße mit
guttem vorgehabtem rath bederseits elttern unnd
freunnden vorgenohmmen unnd beschlossenn wor-
denn ist, anfangs unnd vor allenn dingen, besonders
aber vor einichem beyschlaff oder fleischlicher ver-
mischung mitt einem offentlichen kirchgang, da die

z Johann Ludwig I. von Nassau-Wiesbaden, siehe oben,
S. 50.
3 Hebr 13,4.
4 Gen 2,18-22.

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