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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0380
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Nassau-Wiesbaden

zusamenvertrauwte persohnen im nahmen Gottes
auff ihr beder bewilligung zusamen gesprochen, | 4r |
Gottes wortt uber sie geleßen unnd die gemeine fur-
bitt gethan wirdt, confirmirt unnd bestettigt wer-
denn soltt. Solchenn christlichen unnd wolherbrach-
ten gebrauch wier billich inn den kirchenn, damitt
alleß ordentlich zugehe etc.,5 behaltten unnd darab
mitt schuldigem ernst unnd eiffer die hand halttenn
unnd, was dem zur unordtnung zu entgegen vorge-
nohmmen werdenn möchte, mitt gebuhrender ernst-
licher straff abschaffen sollen.
Derohalbenn dann wier im verschienen [15]83.
jahr einn sonder ernstlich mandat unnd constitu-
tion6 vonn den heimlichen eheverlobnussen unnd
unordenlicher fleischlicher vermischung, darinnen
austrucklich neben andern vermeldett, wie das inn-
künfftig das unehelich beischlaffen unnd die verbot-
tenne unzimliche unnd unordenliche Gott dem herrn
zum höchsten mißfellige fleischliche vermischung
| 4v | unnd hurerey mitt ungenediger, ernster straff
gericht unnd gebussett werden sollenn, verkundigen
unnd publiciren lassenn, inn massenn wier auch biß-
hero etzliche verbrechende persohnnen zu hauf-
fenn7 gezogen unnd der gebuhr gestrafft haben,
unnd es dann ahnn dem, das berürtter constitution
und unnd befelchschreibenn, auch der teglichen pre-
digten unnd vermahnungen auß Gottes wortt unnd
furbildung der straffen, wie hoch nemlich der al-
mechtig Gott diese unnd derogleichen laster verbot-
tenn unnd jederzeitt gestrafft habe unnd, da man
sich daran nicht gekehrett, was alwegen einem gan-
tzen landt dardurch fur ungluck uffgewachssenn,
wie dann dieser zeitt derogleichen straffen unnd
hefftige plagen, nuhn zu viell | 5r | vor augen, so gar
nichts geachtett, sondern je lenger, je mehr die greu-
liche, hochverbottenne sunden, ergerliche schandt
unnd laster, alß da seindt bluttschandt, nothzucht,
raub oder entfuhrung, deßgleichen ehebruch, un-
ehelich beischlaffen, unzucht unnd hurerey, einreis-
sen unnd im schwang gehen, also das sie leider schier
so gar geringschetzig unnd gemein gehaltten unnd
baldt fur kein sunde mehr, welches bei uns christen
erschrocklich zu hören, geachtett werden wöllen,
5 1Kor 14,40.
6 Liegt nicht vor.

unß aber unserm obliegenden, anvertrauttenn tra-
gendem ambt unnd pflichtenn halb solchem hoch-
verbottennem abscheulichen unnd leichtferttigen
weßen lenger also zuzusehen mitt nichten gebuhren,
sondern vielmehr obliegen will, mitt straffung der
verbrechenden persohnnen gebuhrenden ernst zuge-
brauchen, so thun wier nit |5v| allein obgerurtte
ordtnung, satzung unnd constitution, alß die sowol
dem heiligen wortt Gottes alß auch den gemeinen
beschriebennen rechten gemeß, hiemit allerdings
wiederholen unnd erneuwernn derogestalt:
Wofernn sich vortters zwei inn vorangeregt unehe-
lich beischlaff unnd unordentliche fleischli[ch]e ver-
mischung mitteinander einlassenn unnd unzucht
treibenn, solttenn unnd wurden sie beide ihrem
verdhinst nach vermöge gottlich gesätzes unnd
negst bemelttem kayserlichen beschriebenen rech-
tenn ahnn leib, ehr unnd gutt oder mitt verweißung
des landts unnd turmes nach gestaltt unnd befin-
dung des ubertrettens gestrafft werden sollen. Dar-
zu auch, welche under solchen | 6r | verbrechenden
persohnnen allein mitt turn gezuchtigett unnd aus
gnadenn inner landts unnd inn diesen herrschaff-
tenn lenger zu wohnnen unnd sich darinnen zuhal-
tten geduldet unnd ihnnen vergunstigett, sollen die-
jenige persohnnen, so mitt ihrer ubertrettung bei
der gantzen gemein ergernus angericht habenn,
Gott den almechtigenn, den sie mitt ihrer begangen-
nen sunden hoch erzürnett, zu ehren, auch, damit
mehr unnd weitter ergernus bedes, bei den gefallen-
nen unnd andern leuttenn, verhuttett, zur offentli-
cher kirchenpoenitentz und busse nach ernstlichem
bevelch unnd anleittung Gottes wortts auch auß-
weisung der kirchen historien, bede, des alttenn und
neuwen | 6v | testaments, durch ihren ordentlichen
pfarherrn angewiesen unnd angehalttenn werden,
wie dann hiermitt ein jeder pfarher inn seinner ge-
meindt hieruf gutte, vleissige achtung unnd uffse-
hens habenn unnd hierinn niemandts verschonnen,
sondern durchgehendt gleicheitt bei man unnd
wei[b]ß persohnnen haltten soll, darinnen die ver-
brechende persohnnen ihrer schweren sunden unnd
7 Zusammen, Grimm, DWb 10, Sp. 586f.

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