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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0442
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Hanau-Münzenberg

Folgen nun die straf, so auff etliche
1. Welcher hoffdiener oder burger, wie in gleichem in
flecken welche nachtparn, auch ihre weib, kindter
und gesindt, uf die sontagh, hohefest und monatli-
che bettag ohne erhebliche ursachen und erlaubung
von schultheißen oder wer sonsten hiertzu verord-
net, sonderlich vormittag uber feldt fahren, reiten
oder gehen, item sommerzeit | 225r | graßen, den kir-
schen und obs nachlauffen, seiler machen oder vogel
fangen wurden, oder auch daheimb die predigt ver-
seumen, sollen geben jedeß mahl fur jede person
3 batzen.
2. Welche in frembte herrschafften zur predigt
oder abentmahl außlauffen: 3 batzen.
3. Welche unter der sontags-, hoher fest- undt
monatlichen bettagspredigen gewerb treiben oder
sonsten sommer zeit unter dem spillhauß stehen
pleiben und nicht stracks in die kirchen kommen:
1 batzen.
4. Welche unter der sontags-, hoher fest- undp
mittags-, item unter monatlichen bettagspredigten
auf der gassen gehen, stehen, sitzen, spatziren oder
bei denn feldtgutern sich finden lassen, item sommer
zeit draussen vor der kirchen auß lauter muhtwill
lägen oder stunden undq nicht hienein giengen, sol-
len geben 1 1/2 batzen.
5. Wannr auff die sontag zue mittag zur unter-
predigt31, item uf die wochenpredigt tag, kein altes
mensch, man oder weib, auß einem jeden hauß in die
kirchen khämens, soll |225v| der haußvatter oder
haußmutter (sie konten dann ehehafft ursachen
beypringen) gestrafft werden an 20 d, eß wehre
dann, daß uf die wochenpredigt tag die taglohner
andern in der arbeit stunden, welche auf solchen fall
hierin außgeschlossen sein sollen.

p 1602: frue- oder.
q 1602: oder.
r 1602: Welche.
s 1602: nicht kommen.
t Fehlt 1602.
u Verschrieben: oder.

ubertrettung dießer ordnung gesätzt
6. Welche ihre kinder und gesindt vor der kin-
derlehr abhalten und nicht hienein schicken, soll ge-
ben von jedem 1 albus.
7. Welche dem pfarherr oder schuelmeister nicht
nachsprechen32: 4 d.
8. Welcher hauß sohn oder tochter, knecht oder
magt zur unterpredigt vor dem examine deß cate-
chismi auß der kirchen lauffen werden, sollen deß-
wegen gestalter sachen nach entweder in gehor-
sam33 gehen oder gestrafft werden mitt 1 ß.
9. Welcher vor verrichtem gotteßdienst, vor dem
endt der predigt, catechismi, deß tauffs, abentmalß
oder eheeinleitung auß der kirchen lauffen werden,
ehe dann der seegen gesprochen worden, sollen ge-
ben |226r| 1 1/2 batzen, eß seyen dann schwanger
weiber oder sonst krancke person, welche disfalß
entschuldigt.
10. Welcher auß den vier kirchenschopffen oder
eltisten, die eß sollen mit dem pfarherr zuthuen ha-
ben, alle vier wochen bei ihrer zusammenkunfft
ohneu ehehaffter ursachen nicht erscheinet, sollen
geben jedeßmal: 2 albus
11. Wann auch die zwen kirchenrugere, welche
eß solten mit dem schulttheißen zuthuen haben,
wurden in zeiten ihres bevelchß unfleißig erfunden
werden und nicht alle sontagh dem schulttheissen
auffrichtig alle rugen angezeigt haben, waß sie wis-
sen, sollen sie die verseumpte straffen selbst auß ih-
rem seckel duppel, und wo der verprecher 3 batzen
schuldig, sollen sie ein jeder erlegen 6 batzen, und so
fort an in allen jetz erzehlten puncten sollen kir-
chenrugere duppell straff geben, etc.

31 Zweiter, nachgeordneter Predigtgottesdienst.
32 Wiederholen der Katechismusantworten, die der Pfarrer
oder Schulmeister vorgesprochen haben.
33 In Gewahrsam genommen, d. h. ins Gefängnis gebracht,
Grimm, DWb 5, Sp.2539.

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