Hanau-Münzenberg
thanen publiciren laßen, hierauf ins gemein und in-
sonderheit befehlendt, ihr wollet also balt nach pu-
blicierung derselben fur jede statt, flecken, dorf,
spittal und andere ort ein extract von puncten zue
puncten aus dieser ordnung, wie sich die nach jedes
orts gelegenheit, einkommens dero hospitalien
324v | und anderer almusen schicken, machen oder
die vorige gemachte auszüge dieser ordnung nach
verbeßern und solche den almusenpflegern, spittal-
meistern und andern, die es berühret, zuestellen, da-
mit jeder wißen müßeb, wie er haußen solle, auch
von dieser ordnung an jedem ort ein getruckt ex-
emplar bei den almusen verwahren, daß auf die not-
fall jeder sich seines ampts daraus zueerlernen wiße.
Und dieweill unmuglich, daß die almusenpfleger
die recht armen können versorgen, wo nicht gegen
den starcken, unfugsamen bettlern ernstliche exe-
cution und handhabe furgenommen und erzeiget
würde, so ist hiemit unser ernstlicher will und be-
fehl, daß alle unsere ober- und underamptleuthe
sampt jedes orts eltisten bei den pflichten, damit sie
zueforderst Gott als christen (welchen trewliche fur-
sorge fur die armen zuetragen gebürt) und dan uns
verwant seint, und auch bei vermeidung des fluchs,
den Gott den dräwet, so das seuftzen der armen ver-
achten1 * * * * * * * 9, hierinnen an jedem ort diese austrückliche
anstellung und verordnung thun, daß dieser unser
ordnung durchaus gelebt und die nicht etwan heut
angericht, morgen aber in abgang kommen laßen,
sondern zur zeit der bueß- und frevelthedigung10 * *,
325r | statt- und dorfrechnungen oder sonsten, wo
sie, unsere amptleuthe, jedesmals durch ihre anbe-
folene ampter ziehen, fleißig nachfragens haben, wie
solche ordnung ins werck gerichtet und gehandhabt
werde und die mängel abschaffen, verbeßern, un-
fleiß und untrewe, welche Gott rechet, daß sie ihme
selbst bewiesen, wo die armen glider Christi verun-
trawet werden, ernstlich und unnachläßlich an den
verbrechern strafen, daß auch gemelten faulen bet-
lern gestewret, daß almusen durch sie nit betrogen
und eröset11, sondern solche abgewiesen und nach
größe ihres betrugs der gebür gestraft werden, wie
ferner bei jedem puncten der ordnung notwendige
anzeig beschicht, auch obgedachter eltisten sonder-
bahre instruction solches ferner vermag.
Datum Hanaw etc. 325v I
Das I. Capitul: Wer fur die armen jedes orths sorg tragen und sich deren annehmen solle
1. Obwohl allen menschen in gemein die armen, so-
viel die gaaben und underhaltung anbelanget, befo-
len seint, so befind sichs doch, daß, wo die sorg nicht
gewißen personen auferlegt wirt, die armen ofter-
mals unchristlicher weise versaumet und in die
schantz geschlagen12 werden. Damit aber in der kir-
chen Christi wie sonst in anderem, also auch in die-
sem die almusen betrefenden puncten alles ordent-
lich zuegehen möge13, so sollen alle pfarrherr und
kirchendiener jedes orths vermöge des befelchs Got-
tes14 als hirten und wachter uber seine gemeindte
b Im Text: wiße.
9 Vgl. Sir 26,26.
10 Verhängung von Bußgeldern, DRW III, Sp. 892.
11 Aufgebraucht, erschöpft.
12 In die Schanze schlagen = aufs Spiel setzen, hier: ver-
nachlässigt.
ihnen15 die armen krancken, not- und bresthafften
glieder Christi nach dem exempel der aposteln16
trewlich laßen befohlen sein, dieselbe verzeichnet
beschrieben haben und fur sie insonderheit sorg tra-
gen, dieweil solche fur andern auch ihres trostes und
hülf an seel und leib meistlich von nöten haben.
2. Dieweill aber den kirchendienern unmüglich,
des predigampts und der armen notturft zuegleich
abzuewarten17, und es ohne das der 326r | apostoli-
schen kirchen gemeeß, auch an sich selbst billich ist,
daß die glider der christlichen kirchen der andern
13 Vgl. 1Kor 14,40.
14 Vgl. Joh 21,15-17; Apg 20,28; Eph 4,11; lPetr 5,2.
15 Sich.
16 Vgl. Apg 11,29-30; 6,1-7; Gal 2,10.
17 Nachzukommen.
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thanen publiciren laßen, hierauf ins gemein und in-
sonderheit befehlendt, ihr wollet also balt nach pu-
blicierung derselben fur jede statt, flecken, dorf,
spittal und andere ort ein extract von puncten zue
puncten aus dieser ordnung, wie sich die nach jedes
orts gelegenheit, einkommens dero hospitalien
324v | und anderer almusen schicken, machen oder
die vorige gemachte auszüge dieser ordnung nach
verbeßern und solche den almusenpflegern, spittal-
meistern und andern, die es berühret, zuestellen, da-
mit jeder wißen müßeb, wie er haußen solle, auch
von dieser ordnung an jedem ort ein getruckt ex-
emplar bei den almusen verwahren, daß auf die not-
fall jeder sich seines ampts daraus zueerlernen wiße.
Und dieweill unmuglich, daß die almusenpfleger
die recht armen können versorgen, wo nicht gegen
den starcken, unfugsamen bettlern ernstliche exe-
cution und handhabe furgenommen und erzeiget
würde, so ist hiemit unser ernstlicher will und be-
fehl, daß alle unsere ober- und underamptleuthe
sampt jedes orts eltisten bei den pflichten, damit sie
zueforderst Gott als christen (welchen trewliche fur-
sorge fur die armen zuetragen gebürt) und dan uns
verwant seint, und auch bei vermeidung des fluchs,
den Gott den dräwet, so das seuftzen der armen ver-
achten1 * * * * * * * 9, hierinnen an jedem ort diese austrückliche
anstellung und verordnung thun, daß dieser unser
ordnung durchaus gelebt und die nicht etwan heut
angericht, morgen aber in abgang kommen laßen,
sondern zur zeit der bueß- und frevelthedigung10 * *,
325r | statt- und dorfrechnungen oder sonsten, wo
sie, unsere amptleuthe, jedesmals durch ihre anbe-
folene ampter ziehen, fleißig nachfragens haben, wie
solche ordnung ins werck gerichtet und gehandhabt
werde und die mängel abschaffen, verbeßern, un-
fleiß und untrewe, welche Gott rechet, daß sie ihme
selbst bewiesen, wo die armen glider Christi verun-
trawet werden, ernstlich und unnachläßlich an den
verbrechern strafen, daß auch gemelten faulen bet-
lern gestewret, daß almusen durch sie nit betrogen
und eröset11, sondern solche abgewiesen und nach
größe ihres betrugs der gebür gestraft werden, wie
ferner bei jedem puncten der ordnung notwendige
anzeig beschicht, auch obgedachter eltisten sonder-
bahre instruction solches ferner vermag.
Datum Hanaw etc. 325v I
Das I. Capitul: Wer fur die armen jedes orths sorg tragen und sich deren annehmen solle
1. Obwohl allen menschen in gemein die armen, so-
viel die gaaben und underhaltung anbelanget, befo-
len seint, so befind sichs doch, daß, wo die sorg nicht
gewißen personen auferlegt wirt, die armen ofter-
mals unchristlicher weise versaumet und in die
schantz geschlagen12 werden. Damit aber in der kir-
chen Christi wie sonst in anderem, also auch in die-
sem die almusen betrefenden puncten alles ordent-
lich zuegehen möge13, so sollen alle pfarrherr und
kirchendiener jedes orths vermöge des befelchs Got-
tes14 als hirten und wachter uber seine gemeindte
b Im Text: wiße.
9 Vgl. Sir 26,26.
10 Verhängung von Bußgeldern, DRW III, Sp. 892.
11 Aufgebraucht, erschöpft.
12 In die Schanze schlagen = aufs Spiel setzen, hier: ver-
nachlässigt.
ihnen15 die armen krancken, not- und bresthafften
glieder Christi nach dem exempel der aposteln16
trewlich laßen befohlen sein, dieselbe verzeichnet
beschrieben haben und fur sie insonderheit sorg tra-
gen, dieweil solche fur andern auch ihres trostes und
hülf an seel und leib meistlich von nöten haben.
2. Dieweill aber den kirchendienern unmüglich,
des predigampts und der armen notturft zuegleich
abzuewarten17, und es ohne das der 326r | apostoli-
schen kirchen gemeeß, auch an sich selbst billich ist,
daß die glider der christlichen kirchen der andern
13 Vgl. 1Kor 14,40.
14 Vgl. Joh 21,15-17; Apg 20,28; Eph 4,11; lPetr 5,2.
15 Sich.
16 Vgl. Apg 11,29-30; 6,1-7; Gal 2,10.
17 Nachzukommen.
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