13. Presbyteriumsordnung [1609]
Caput III: Von dem ampt der eltesten
Art. 1: Von ufsicht uff sich selbsten
Anfenglich sollen die eltesten achtung geben uf sich
selbst, daß sie unsträflich sein, Tit. 1, v. 6, und daß
sie insonderheit in guten wercken und der liebe an-
dern furleuchten, auch was ihnen dießfals uferlegt
wirt, trewlich verrichten.
Art. 2: Von uffsicht uff kirchen- und
schueldiener und der ihrigen
Zum andern sollen die eltesten fleißig ufmercken uf
die kirchen- und schuldiener und ihr ampt, so viel
sie verstehen und faßen können, ob sie nemblich mit
ernst, trew und I312v | fleiß studiren, erbawlich pre-
digen und lehren, die heilige sacramenta nach der
ordnung Christi auspenden, unserer catechisation-
und underweißungsordnung12 gebürlichen nachkom-
men, die jugent fleißig und wol underrichten, die
krancken und gefangenen besuchen und trösten und
der ganzen gemeind und jugend heil, seeligkeit und
wolfart suchen.
Neben deme sollen sie auch auf ihr und der ih-
rigen leben und haushaltung acht haben, ob sie der-
selben christlich und wol furstehen, auch ihrem
stand gemeeß weib und kinder ehrlich underhalten,
ohne argwohn und verleumbdung des uberfluß,
hofarts und prachts nießen, drincken, kleidung und
dergleichen, oder, ob sie darinnen jemand ergernus
geben und wo mangel befunden, ihnen dieselben
freundlich und christlich untersagen und zue ver-
beßern sie vermahnen.
Art. 3: Von uffsicht uff die gemeinde
Darnach und zum dritten sollen sie achtung geben
uf die ganze gemeind, ob auch darinnen et- | 313r |
liche mit irrthumb behafft oder in schand und la-
stern, als geiz und hofart, neid und haß, freßen und
saufen und dergleichen sünden, heimblich oder
b Im Text: dritten.
12 Die Ordnung der Katechisation, oben, Nr. 12f.
ofentlich leben. Ob sich die eheleut wol betragen, ob
die eltern ihren kindern, die haußvättere und haus-
müttere ihrem gesinde mit gutem exempel vorleuch-
ten, sich fleißig zur kirchen und der underwei-
sung13 halten und ihre kinder und gesind in der
forcht Gottes uferziehen und, in summa, ob unser
publicirten disciplinordnung14 in allen ihren puncten
nachgesezet werde.
Art. 4: Von uffsicht uff die haußarmen
Zum viertenb sollen sie fleißig nachforschen, ob auch
in ihrer gemeind haußarmen seint, welche sich des
bettels schämen und doch noth leiden, item ob hie
oder dort krancken liegen, so keine wartung haben.
Deren allen sollen sie sich annehmen und erstlich bei
den almosenpflegern und im fall, diese sich wegern,
etwas zue stewren, darnach bei versambletem rhat
der eltesten umb christliche handreichung anhalten.
|313v|
Art. 5: Von der eltisten verfahren in ihrem ampt
Wan nun ein prediger, schuldiener oder ein ander in
der gemeinde wehre, so ein unchristlich, ergerlich le-
ben führete oder mit verdamblichen irrthumben,
gottslästerlicher und falscher lehre behaftet, solche
aber nicht der ganzen gemein oder vielen offenbahr,
sondern entweder einem alleine oder wenigern be-
kant, soll derjenig, deme es wißent, seiner wißen-
schafft guten grund haben und darumb aller sachen
eigentlich15 sich erkündigen, damit niemand durch
solch angeben oder bößen verdacht und argwohn
unrecht beschehe und im fall, dan dargethan und
befunden wurde, daß die mangelhafte und sträfliche
person noch dermaßen beschaffen, daß die sünde
oder das unrecht, so furgangen, noch nicht ofentlich
bekant, soll derselbige hingehen und seinen bruder
zwischen sich und ihme allein strafen, ihn freundlich
ansprechen und vermahnen, von gemelten ärgerli-
13 Katechismusunterricht.
14 Zuchtordnung von 1599/1602, oben, Nr. 7.
15 Genau.
509
Caput III: Von dem ampt der eltesten
Art. 1: Von ufsicht uff sich selbsten
Anfenglich sollen die eltesten achtung geben uf sich
selbst, daß sie unsträflich sein, Tit. 1, v. 6, und daß
sie insonderheit in guten wercken und der liebe an-
dern furleuchten, auch was ihnen dießfals uferlegt
wirt, trewlich verrichten.
Art. 2: Von uffsicht uff kirchen- und
schueldiener und der ihrigen
Zum andern sollen die eltesten fleißig ufmercken uf
die kirchen- und schuldiener und ihr ampt, so viel
sie verstehen und faßen können, ob sie nemblich mit
ernst, trew und I312v | fleiß studiren, erbawlich pre-
digen und lehren, die heilige sacramenta nach der
ordnung Christi auspenden, unserer catechisation-
und underweißungsordnung12 gebürlichen nachkom-
men, die jugent fleißig und wol underrichten, die
krancken und gefangenen besuchen und trösten und
der ganzen gemeind und jugend heil, seeligkeit und
wolfart suchen.
Neben deme sollen sie auch auf ihr und der ih-
rigen leben und haushaltung acht haben, ob sie der-
selben christlich und wol furstehen, auch ihrem
stand gemeeß weib und kinder ehrlich underhalten,
ohne argwohn und verleumbdung des uberfluß,
hofarts und prachts nießen, drincken, kleidung und
dergleichen, oder, ob sie darinnen jemand ergernus
geben und wo mangel befunden, ihnen dieselben
freundlich und christlich untersagen und zue ver-
beßern sie vermahnen.
Art. 3: Von uffsicht uff die gemeinde
Darnach und zum dritten sollen sie achtung geben
uf die ganze gemeind, ob auch darinnen et- | 313r |
liche mit irrthumb behafft oder in schand und la-
stern, als geiz und hofart, neid und haß, freßen und
saufen und dergleichen sünden, heimblich oder
b Im Text: dritten.
12 Die Ordnung der Katechisation, oben, Nr. 12f.
ofentlich leben. Ob sich die eheleut wol betragen, ob
die eltern ihren kindern, die haußvättere und haus-
müttere ihrem gesinde mit gutem exempel vorleuch-
ten, sich fleißig zur kirchen und der underwei-
sung13 halten und ihre kinder und gesind in der
forcht Gottes uferziehen und, in summa, ob unser
publicirten disciplinordnung14 in allen ihren puncten
nachgesezet werde.
Art. 4: Von uffsicht uff die haußarmen
Zum viertenb sollen sie fleißig nachforschen, ob auch
in ihrer gemeind haußarmen seint, welche sich des
bettels schämen und doch noth leiden, item ob hie
oder dort krancken liegen, so keine wartung haben.
Deren allen sollen sie sich annehmen und erstlich bei
den almosenpflegern und im fall, diese sich wegern,
etwas zue stewren, darnach bei versambletem rhat
der eltesten umb christliche handreichung anhalten.
|313v|
Art. 5: Von der eltisten verfahren in ihrem ampt
Wan nun ein prediger, schuldiener oder ein ander in
der gemeinde wehre, so ein unchristlich, ergerlich le-
ben führete oder mit verdamblichen irrthumben,
gottslästerlicher und falscher lehre behaftet, solche
aber nicht der ganzen gemein oder vielen offenbahr,
sondern entweder einem alleine oder wenigern be-
kant, soll derjenig, deme es wißent, seiner wißen-
schafft guten grund haben und darumb aller sachen
eigentlich15 sich erkündigen, damit niemand durch
solch angeben oder bößen verdacht und argwohn
unrecht beschehe und im fall, dan dargethan und
befunden wurde, daß die mangelhafte und sträfliche
person noch dermaßen beschaffen, daß die sünde
oder das unrecht, so furgangen, noch nicht ofentlich
bekant, soll derselbige hingehen und seinen bruder
zwischen sich und ihme allein strafen, ihn freundlich
ansprechen und vermahnen, von gemelten ärgerli-
13 Katechismusunterricht.
14 Zuchtordnung von 1599/1602, oben, Nr. 7.
15 Genau.
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