13. Presbyteriumsordnung [1609]
Zum vierten: Es seint viel sünden, welche die
obrigkeit nicht strafet, die doch den zorn Gottes
uber die gemeine reizen und die ewige verdamnus,
da keine außsöhnung geschicht, verursachen. Die-
selbige aber strafet die kirch mit dem wort Gottes,
damit die gefallene durch bueß und beßerung mit
Gott versönet und ewig seelig werden, es werde
gleich von der obrigkeit gestraft oder nicht.
Zum funften: Und weil die sünde nicht allein be-
gangen worden wider die politische gesetz und welt-
liche obrigkeit, sondern furnemblich wider die zehen
gebott und wider Gott selbst, so muß auch dahin
getrachtet werden, daß der sünder nicht alleine mit
der obrigkeit, sondern auch I320r | und furnemblich
mit Gott versöhnet werde, darzue dan nicht alleine
das ampt der obrigkeit, sondern eigentlich das ampt
der eltesten vonnöten ist. Und ist demnach hieraus
auch offenbahr, daß eines nicht wider das ander ist
noch eines durch das ander ufgehoben wirt, sondern
daß sie beide von Gott sehr weißlich25, nutzlich und
wol zuesammen geordnet und zum baw der kirchen
gerichtet sein, und demnach mit gemeinem zuesam-
men thun denselben befürdern sollen.
Der funffte theil: Von censur der eltesten under sich
Dieweill auch das wort Gottes (wie gemelt) befihlet,
daß die eltesten zueforderst uf sich sehen und ihre
hausgenoßen gut acht haben sollen, damit sie nicht
etwa derer ding, darumb sie andere in der gemein
strafen müßen, selbst schuldig erfunden werden, so
wollen und ordnen wir, daß jedes orts eltesten, so oft
als bei ihnen das heilige nachtmal zuehalten verkün-
det worden ist, dieselbige woche sich selbsten unter-
einander cen-I320v | surirn sollen dergestalt und al-
so, das pfarrherr anfangs umbfrag halte, ob auch
diese unsere publicirte eltestenordnung in allen und
jeden puncten richtig gehalten werde, sie also ihr
ampt miteinander gebürlich verrichtet haben, daß
die kirchen durch solchen ihren dinst erbawet und
gebeßert werde oder nicht.
Darnach trette fur ein erstes ab der pfarrherr
selbst und werde durch den, wer alsdan die erste
stelle in ihrem consessu hat, umbgefragt, ob sie an
des pfarrherrn ampt wie auch an seinem oder der
seinigen leben und wandel einigen mangel wißen.
Wan nun der, so umbgefragt, auch das seine darzue
gesagt und pfarrherrn anzuezeigen und welcher ge-
stalt geschloßen, soll er, nachdeme der pfarrherr sich
wider zue ihnen niedergesezt, ihme ein solches in al-
ler nahmen ohne alle rachgirigkeit, verbitterung,
25 Weise.
26 Die Köpfe zusammentun, heimlich miteinander spre-
chen.
heimblichen neid und haß freundlich und gütig an-
melden, welches auch vom pfarrherrn anders nicht
als wol gemeinet soll verstanden und mit danckba-
rem gemüth soll aufgenommen werden.
Endlich tretten die andern auch alle ordenlich
nacheinander ab, und verrichtet der pfarrherr wie
sonsten, wan er praesidiret, also auch als dan mit
I321r | der umbfrage und anderm das ampt eines
praesidis, doch daß er bei seinen mitteltesten auch
ohne affection und anders nicht als freundlich, be-
scheiden und vorsichtiglich handele.
In gemein aber soll in solcher censur alles ver-
lachen, eigensinniges widersprechen, kopf zuesa-
menstoßung26 und dergleichen geberden, so zue ver-
achtung und verbitterung anderer angerichtet sein
möchten, item alles zancken, schelten und lestern,
sodan auch alle gefehrliche mißdeutung der wörter,
alle parteische gedancken verhütet und in summa
alle privat affecten zuerückgesetzet, dagegen aber
alles zur ehren Gottes gemeinet, erbawung seiner
kirchen und daß die herzen der eltesten selbst durch
brüderliche liebe und ein ufrichtiges, rechtes ver-
trawen je mehr und mehr zuesammen sich verein-
bahren mügen, gerichtet und angestellet werden.
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Zum vierten: Es seint viel sünden, welche die
obrigkeit nicht strafet, die doch den zorn Gottes
uber die gemeine reizen und die ewige verdamnus,
da keine außsöhnung geschicht, verursachen. Die-
selbige aber strafet die kirch mit dem wort Gottes,
damit die gefallene durch bueß und beßerung mit
Gott versönet und ewig seelig werden, es werde
gleich von der obrigkeit gestraft oder nicht.
Zum funften: Und weil die sünde nicht allein be-
gangen worden wider die politische gesetz und welt-
liche obrigkeit, sondern furnemblich wider die zehen
gebott und wider Gott selbst, so muß auch dahin
getrachtet werden, daß der sünder nicht alleine mit
der obrigkeit, sondern auch I320r | und furnemblich
mit Gott versöhnet werde, darzue dan nicht alleine
das ampt der obrigkeit, sondern eigentlich das ampt
der eltesten vonnöten ist. Und ist demnach hieraus
auch offenbahr, daß eines nicht wider das ander ist
noch eines durch das ander ufgehoben wirt, sondern
daß sie beide von Gott sehr weißlich25, nutzlich und
wol zuesammen geordnet und zum baw der kirchen
gerichtet sein, und demnach mit gemeinem zuesam-
men thun denselben befürdern sollen.
Der funffte theil: Von censur der eltesten under sich
Dieweill auch das wort Gottes (wie gemelt) befihlet,
daß die eltesten zueforderst uf sich sehen und ihre
hausgenoßen gut acht haben sollen, damit sie nicht
etwa derer ding, darumb sie andere in der gemein
strafen müßen, selbst schuldig erfunden werden, so
wollen und ordnen wir, daß jedes orts eltesten, so oft
als bei ihnen das heilige nachtmal zuehalten verkün-
det worden ist, dieselbige woche sich selbsten unter-
einander cen-I320v | surirn sollen dergestalt und al-
so, das pfarrherr anfangs umbfrag halte, ob auch
diese unsere publicirte eltestenordnung in allen und
jeden puncten richtig gehalten werde, sie also ihr
ampt miteinander gebürlich verrichtet haben, daß
die kirchen durch solchen ihren dinst erbawet und
gebeßert werde oder nicht.
Darnach trette fur ein erstes ab der pfarrherr
selbst und werde durch den, wer alsdan die erste
stelle in ihrem consessu hat, umbgefragt, ob sie an
des pfarrherrn ampt wie auch an seinem oder der
seinigen leben und wandel einigen mangel wißen.
Wan nun der, so umbgefragt, auch das seine darzue
gesagt und pfarrherrn anzuezeigen und welcher ge-
stalt geschloßen, soll er, nachdeme der pfarrherr sich
wider zue ihnen niedergesezt, ihme ein solches in al-
ler nahmen ohne alle rachgirigkeit, verbitterung,
25 Weise.
26 Die Köpfe zusammentun, heimlich miteinander spre-
chen.
heimblichen neid und haß freundlich und gütig an-
melden, welches auch vom pfarrherrn anders nicht
als wol gemeinet soll verstanden und mit danckba-
rem gemüth soll aufgenommen werden.
Endlich tretten die andern auch alle ordenlich
nacheinander ab, und verrichtet der pfarrherr wie
sonsten, wan er praesidiret, also auch als dan mit
I321r | der umbfrage und anderm das ampt eines
praesidis, doch daß er bei seinen mitteltesten auch
ohne affection und anders nicht als freundlich, be-
scheiden und vorsichtiglich handele.
In gemein aber soll in solcher censur alles ver-
lachen, eigensinniges widersprechen, kopf zuesa-
menstoßung26 und dergleichen geberden, so zue ver-
achtung und verbitterung anderer angerichtet sein
möchten, item alles zancken, schelten und lestern,
sodan auch alle gefehrliche mißdeutung der wörter,
alle parteische gedancken verhütet und in summa
alle privat affecten zuerückgesetzet, dagegen aber
alles zur ehren Gottes gemeinet, erbawung seiner
kirchen und daß die herzen der eltesten selbst durch
brüderliche liebe und ein ufrichtiges, rechtes ver-
trawen je mehr und mehr zuesammen sich verein-
bahren mügen, gerichtet und angestellet werden.
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