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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0588
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Ysenburg

oder sonst wie es gefelt. Uff das selbige singt das
volck: Wir glauben13, | darnach geet der pfarrer uff
den predigstul14 und thut seinen sermon.
Zu ende der predig hatt der pfarrer seine comu-
nicanten, die er ahnweist15; nach der anzal legt er
auch partickel16, also auch mit dem wein, so vil er
vermeint gnug sein, und bettet mit lautter stimm
gegen dem altar das vatter unser17, hernach auch
mit deuttlichen und verstentlichen worten die wort
des herren: Unser herr Jesus Christus etc.18 Aldann
comunicirt er das volck, last die gmein singen: Jesus
Christus, unser heiland, etc.19 und: Gott sei gelobet
und gebenedeiet, etc.20
Nach der comunion liset der pfarrer ein collect
teutsch gegen dem volck und gibt benedictionem
mit dem segen, so Num. 6 [24-26] steet: Der herre
segne dich und behuette dich etc. Also last er das
volck im fride heimgehn.
Im vall aber, so keine comunicanten verhanden,
darff21 er des ornats nichts und geet auch nit yber
den altar. So nimpt man einen psalmen oder zwen
nach gelegenheitt der zeitt und weil und darnach
singt man: Wir glauben all an einen Gott, etc.22
Darnach geet der pfarrer uff den predigstul. Nach
der predig singt man | aber23 einen psalm, nach wel-
chem der pfarrer die benediction gibt dem volck, wie
oben gemeldet, und lest sie zu hauß geen.
Sonaubent
Uff den sambstag söllen die comunicanten verhöret
und die leutt vleissig ermanet werden und gewißen
uff die sechs hauptstuck unser christlichen lehre,
erstlich, das sie ire sund und gebrechlichheitt wol
lernen erkennen, gewenen sich zu rechten und gut-
ten wercken christlicher und bruederlicher lieb und
wie sie allein bei Gott dem vatter gnad und der sun-

13 Luther: Wir glauben all an einen Gott, AWA 4, Nr. 24.
14 Die Kanzel.
15 Unterweist.
16 Stücke des Brots oder der Hostien für das Abendmahl.
17 Mt 6,9-13.
18 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
19 Luther: Jesus Christus, unser Heiland, AWA 4, Nr. 6.
20 Luther: Gott sei gelobet und gebenedeiet, AWA 4, Nr. 4.

den vergebung erlangen durch den glauben an den
herren Jesum Christum etc., item, wozu die heilige
sacrament uns dienstlich, welches ein yeder pfarrer
nach der gnad, so ime vom herren Gott verliehen
und gegeben, soll den leutten einbilden und auffs
trewlichest fursagen, nit allein in dem besonderen
gesprech, so man die beicht heisset, sondern in allen
predigen sollichs zu thon sich uffs höchste befleißen.
Dann das ist der pfarrer und predicanten gmeiner
bevelch, dessen sie sich haben anzunhemen und zu
bevleyssen | in allweg, das sie irem ampt trewlich
obligen und bedencken, das sie hierten sein der
schäfflin, so mit dem thewren blutt Jesu Christi,
Gottes sohns, erkaufft und erleset sein24, etc.
Und dieweil ettliche dörffer den pfarren ettwas
weitt entlegen, solle sich der pfarrer nit beschwe-
ren25, die leutt auch sontags uff den morgen zuver-
hören, damit die leutt jha nichts sich zu beklagen
hetten und also sich liessen von dem sacrament des
leibs und blutts Jhesu Christi und dem tröstlichen
evangelio des todes und opfers, fur unsre sund ge-
schechen, abtreiben und unwillig machen.
Item, who krancken sein und des pfarrers bege-
ren, soll derselbig sich one beschwärd vinden lassen
und die leutt beide, mit dem heiligen sacrament und
tröstlichem evangelio, berichten und ermanen zu
rechtem glauben und gedult und stercken mit der
gwissen hoffnung und versicherung der ur-
stende26 der todten und des ewigen lebens.
Des tauffs halben soll man es halten nach der
form und weiß, so doctor Luther in seim tauffbuech-
lin27 geschriben. |
Und dieweil die welt, sonderlich die mittelju-
gent, so gar verderbet, das sie eintweders nichts
oder doch gar wenig nach Gott und seim wort fra-
get, item sonst der gröste hauff geneigt, mehr die
feiertag zu sauffen und anderem unnutzen gottlosen

21 Bedarf.
22 Siehe oben, Anm. 13.
23 Abermals.
24 Apg 20,28; vgl. Apk 5,9.
25 Weigern, Grimm, DWb 1, Sp. 1604.
26 Auferstehung.
27 Luthers Taufbüchlein, BSLK S. 535-541.

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