Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0599
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3. Agende [1582]

heylsamen fleisch unndt blut deines einigen sohns
Jesu Christi, unsers herrenn, abermals gespeiset
unnd getrencket hast. Wir bittenn dich demuttig-
lich, du wollest hinfurter durch deinen heyligenn
geyst in uns wirckenn, wie wir das heylig sacrament
mit dem mundt haben empfangenn, das wir auch
also dein gotlich gnadt, vergebung der sunden, ver-
einigung mit Christo undt ewiges lebenn, welches
alles du uns in diesem deinem heyligenn sacrament
so gnediglich angebotten undt geben hast, mit ve-
stem glaubenn begreiffenn unndt ewiglich behaltenn
mögenn, durch unsern liebenn hernn Jesum Chri-
stum, Amen.

Ein anders:
Wir danckenn dir, herr Jesu Christe, das du unß
durch die heilsame gabenn deines leibs unndt bluts
erquickt hast, unndt bitten deine barmherzigkeit,
das du uns solches gedeyenn lassest zu einem star-
ckenn glauben gegenn dir undt zu brunstiger67 liebe
under unß allen, der du mit Gott dem vatter in ei-
nigkeit deß heyligen geystes lebest unndt regierest
immer undt ewiglich, amen.
Hierauff wirdt der segen gesprochenn:
Der her segne dich unnd behutte dich etc.68I

[4.] Wie es mit einsegnung newer eheleut gehaltenn wirdt

Gelibtenn im hern Christo, weil ihr beyde personen
euch nach Gottes ordnung undt willenn in den
standt der heyligenn ehe begeben habt undt itzundt
willens seidt, solchs ewer christliches furhabenn inn
gegenwart dieser christlichenn versamlung durch
anhorung gottliches worts unndt anruffung umb
gottlichenn segenn zuvolzihenn, so frage ich euch,
N., ob ihr dieser gegenwertigen N. begeret zu einem
christlichenn ehegemahl etc.
Ewer baider eheliche pflicht, so ihr hie vor Gott
unndt der heyligenn christlichenn kirchenn thut, be-
stettige ich euch in dem namen deß vatters und des
sohns unndt deß heyligenn geystes. Waß Gott zu-
sammen gefugt hat, das soll der mensch nit schei-
denn69.
Hierauf, darmit ihr möcht wissen, wie ihr die-
senn standt nach Gottes willen christlich besitzen
sollet, da solt ihr Gottes wort hievon anhorenn
unndt erstlich zu herzenn fuhren, das der ehestandt
Gottes ordnung sey, davon der alte prophet Moyses
also schreibt70:71Gott der herr sprach: Es ist nit gut,
das der mensch allein sey; ich will ihme ein gehulf-
fenn machenn, die umb ihne seye. Da ließ Gott der
67 Brennender.
68 Num 6,24-26.
69 Mk 10,9.
70 Gen 2,18.21-24.
71 Die folgenden Abschnitte ohne das abschließende Psalm-

her einen tieffenn schlaff fallenn auf den menschenn,
| unndt er entschlieff, undt nam seiner rippenn eine
unnd schloß die stat zu mit fleisch. Unndt Gott der
herr erschuffe ein weib aus der ripp, die er von dem
menschenn name, undt bracht sie zu ihme. Da
sprach der mensch: Das ist einmahl bein vonn mei-
nem beynen undt ein fleisch von meinem fleisch.
Man wirdt sie nach dem man heissenn darumb, das
sie vom mann genommen ist. Darumb wirdt ein
man sein vatter unndt mutter lassenn72 undt an sei-
nem weibe hangen, unndt werdenn sein zwey ein
leib.
Zum andern sollenn sie auch hören das heylig evan-
gelion, wie sie einander verpflichtet undt verbunden
sein sollen73:
Die Phariseer tratten zum hern Jesu, versuch-
tenn ihne undt sprachenn zu ihme: Ists auch recht,
das sich ein mann scheide vonn seinem weib umb
irgendteiner ursach willenn?
Er antwortet unndt sprach: Habt ihr nit gele-
senn das, der im anfang denn menschenn geschaf-
fenn hat, der machet, das ein mann undt ein weib
sein solte unndt sprach: Darumb wirdt ein mensch

zitat (Ps 128) stammen aus der württembergischen Kir-
chenordnung von 1553, Sehling, EKO XVI, S. 271f.
72 Verlassen.
73 Vgl. Mt 19,3-9.

581
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften