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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0627
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10. Kirchenzuchtordnung 1557

stattet und daruber verschweygen wurde, soll ge-
strafft werden wie die drunckenbolts selberz.

aVon unellichem beylagera
1. Hurerey und unelicher bbeilager sollen nit ge-
stattb, sondern voneinander getribenn werden,
cander ursach der ergernuß damit abzuschnei-

a 1583: Laut des sechsten göttlichen gebots und dreuung
ernster zeitlicher und ewiger straffe [Ex 20,14; Dtn 5,18].

in den gotteskasten zu erlegen, verfallen sein, sie kund-
ten denn leibes verhindernis oder erhebliche ursachen
anzeigen.
Mit den hochzeitten und kindttauffen sol man sich also
haltten mit geste laden und andern, das dabey nicht dem
teuffel mehr denn Gott mit ubriger fullerey und unnut-
zen kosten gedienet werde.
Sonderlich sol das seuisch zusauffen und zutrincken bey
der gevatterschafft nach der kindertauffe bey straff eines
halben gulden, so solches anrichtet, zu geben verbotten
sein.
Es sol kein tantz an keinem ortt ausserhalb der hochzeit-
ten, ehegedingen oder derselbigen weinkauffen gehaltten
werden bey der straff, oben bey der gotteslesterung ver-
botten. Welche aber ausserhalb der pfarr ghenn Leise-
walde [=Leisenwald, zwischen Büdingen und Birstein]
oder andere ortt mit vorgesatzter leichttfertigkeit sich
zum tantz verlauffenn, sollen durch die kirchenruger,
schuldtheissenn, amptsverweser und pfarrer der hohen
obrigkeit mit verzeichnus ihrer namen und begangenen
unchristlichen ungehorsams angebracht werden und ihre
gebuhrliche straffe elttern und kinder[n] alsdann gewer-
ttig sein.
Welcher unter der predigt und kirchenampt im spielhau-
se, wirttshause, uff den kirchhoffen, gassen oder sonsten,
es sey, wo es wolle, one ursache und mit verachtung der
predigt also mussig und spatzirennde erfunden wirdt,
sol, so offt er im selbigen fall ubertritt, 1 tornus zur
straffe, von stund an in den gotteskasten zugeben schul-
dig sein.
Nachdem auch uns vorkompt, wie etliche sich notwen-
diger gescheffte anmassen und auff die sontage vor oder
unter der predigt auß ihrem kirchspiel an andere örtter
oder flecken lauffen, mehr, das sie daselbst den wein
trincken noch [ihn] reichen [im Text: keichen], denn son-
sten etwas notiges außrichten, solches sol hinfurtter ei-
nem jeden bey nachfolgender straffe ernstlich verboten
sein. Do aber einem uff solche zeit nöttige gescheffte fur-
fielenn, soll er bey unnsern verordenten amptsverwesern
zuvor umb erlaubniß ansuchen, die ihme denn in solchen
fellen gegunnet werden sol. Ausserhalb solcher erlaubniß
sol es keinem gestattet werden, und welcher also uber-
trettende erfunden wirdt, sol alsbaldt drey schilling in
den gotteskasten zu erlegen schuldig sein.

dena13.So sie aber hierinn nit gehorchenn wolten,
soll inen alsdan der fleck oder dorff verbotten und
durch die obrigkeit nach verwirckungc in alweg ge-
strafft werdenn. dDen eheleutend soll man nit ge-
statten, das sie sich voneinander enthaltenn und bei
andern leuthen ihr beiweßen14 haben, | sondern ein
jedes bei seinem ehelichenn gemalhel wonen odere
der straff fder obrigkeittf gewartten.

Item alle erwachssene personen, so sich der communion
des herren nachtmals gebrauchen, sollen furnemlich uff
die sontage, feiertage und bettage in die kirchen zum
wortt Gottes kommen und dorinnen bey der predigt und
action des h. abentmals und der tauffe biß nach dem
kirchensegen ordentlich beharren bey straffe dreier schil-
ling, sie hetten denn notwenndige und erhebliche verhin-
derniß, die sie gleichwol warhafftig darthun oder das er-
nentte straffgeldt so baldt erlegen sollen.
Das flachsreuffen [=den reifen Flachs aus dem Acker zie-
hen] und alle feldtarbeitt oder wer auch doheime geitzet
[=störende Nebentriebe an Pflanzen entfernt, Grimm,
DWb 5, Sp. 2815] mit unbillicher arbeit, die auff sontage
und heiligetage sich nicht geziemen, sollen verbotten sein
bey jezt genentter straff drey schilling. Desgleichen sol-
len die eltern ihre kinder, die catechumeni seindt, (das
ist) die tuchtig seindt, den h. catechismum zu lernen, zu
solchen notwendigen gottesdienst in die kirchen schicken
bey gleicher straffe, und sol in solchem fall von den ver-
ordenten senioribus und kirchenrugernn ein fleissiges uff-
mercken gescheen.
Diejenigen, so mit zaubereien und altvettlischenn seg-
nereienn [=Zaubersprüchen] umbgehen, sollen, wenn sie
solches uberwiesen werden und die, so ihnen darzu helf-
fen und zu solchen teufflischen, bösen stucken ursach ge-
benn, item, die zauberische hulffe bey weysen frauenn
oder mannen suchen, diese alle sollen nach gestalt ihrer
verwirckung ernstlich und unnachleßlich an leibe und
gutt gestrafft und offendliche busse zu thun durch den
pfarrer angehaltten werden.
a-a 1583, 1584: Von der hurerey und unehelichen beyschlaff.
b-b 1583, 1584: beyschlaff sollen gentzlich nicht gestattet
werden.
c-c 1583, 1584: damit ander leut solchem ergerniß nachzu-
folgen nicht böse exempel (wie denn geschicht) nemen
möchten. So sie aber hierinnen nicht gehorchen wurden,
sol ihnen alsdenn der flecken oder dorff verboten und
durch die obrigkeit nach verwirckung der sachen.
d-d 1583, 1584: Ehelichen personen.
e 1583, 1584: und.
1583, 1584: von uns.

13 Zu verhüten.
14 Ihren Aufenthalt, FWb 3, Sp. 1048.

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