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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0644
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Ysenburg-Birstein

Jesu Christi, seines geliebten Sohns, vergibt er dir
alle deine Sünden und ich, als ein beruffener Diener
der Christlichen Kirchen auß befelch unsers Herrn
Jesu Christi52 verkündige dir solche vergebung aller
deiner Sünden im Namen Gottes, deß Vatters und
deß Sohns und deß heiligen Geistes, Amen.
Gehe hin im frieden, dir geschehe, wie du glau-
best53.
Oder Kurtzer, also:
Unnd ich als ein Diener Christi, an Gottes
|XIIa| statt verordnet, verkündige dir aus befelch
unsers lieben Herrn Jesu Christi vergebung aller dei-
ner sünden und thue das im Namen Gottes deß Vat-
ters und deß Sohns und deß heiligen Geistes, Amen.
Gehe hin im friede, wie du glaubest, so geschehe dir.
Zu mercken, daß man die junge Leuth nicht zum
Nachtmal deß Herrn soll kommen lassen, sie haben
dann zuvor ihren Catechismum außwendig gelehr-
net und von jedem Stück desselbigen mit gutem ver-
standt antwort gegen können.
Deß folgenden Sontags soll der Schulmeister
nach gehaltener Predigt, wie auff andere Sontag
breuchlich ist, Wenn der Pfarherr von der Cantzel
gehet, etwas singen. Under deß sollen sich die Com-
municanten vor dem Altar versamlen unnd der
Pfarrherr, was zur Communion nötig ist, auff dem
Altar zubereiten unnd darauff Erstlich diese ver-
mahnung an die Communicanten thun:
Vermahnung:
Ir allerliebsten inn Gott. Dieweil wir jetzundt
das heilige Abendtmal unsers Herrn Jesu Christi
wollen bedencken und halten, darinnen er uns sein
Fleisch zu einer Speiß und sein Blut zu einem
Tranck, den Glauben damit zu stärcken, |XIIb| ge-
geben hat, Sollen wir billich mit allem fleiß ein jeder
sich selbst prüffen, wie der heilig Paulus54 uns ver-
mahnet, Denn diß heilig Sacrament ist zu einem
sondern Trost und Stärck gegeben den armen, be-
trübten gewissen, die ihre Sünden erkennen, Gottes
zorn unnd den Todt fürchten unnd nach der Gerech-
52 Mt 16,19; 18,18; Joh 20,23.
53 Mt 8,13.
54 1Kor 11,28.

tigkeyt hungerig und durstig sindt50. So wir uns aber
selbst pruffen unnd ein jeder inn sein eygen gewissen
gehet, wie uns der heilig Paulus lehret, werden wir
gewißlich nichts anderst finden, denn allerley greu-
liche sünden unnd den Todt, den wir mit den sünden
verschuldet haben, unnd können doch uns selbst inn
keinen weg darauß helffen. Darumb hat unser lieber
Herr Jesus Christus sich uber uns erbarmet und ist
umb unser sünden willen Mensch worden, auff daß
er das Gesetze unnd allen willen Gottes für uns und
uns zu gut erfullet und den Todt unnd alles, was wir
mit unsern sünden verschuldet haben, für uns unnd
zu unser erledigung auff sich nehme unnd erlitte,
unnd daß wir das Ja festiglich glauben unnd durch
den Glauben frfilich in seinem willen mfichten leben,
nahm er nach dem Abendmal das Brot, saget danck,
| XHIa | brachs und sprach56: Nemet hin unnd esset,
das ist mein Leib, der für euch dargegeben wirdt,
das ist, daß ich Mensch bin worden unnd alles, das
ich thue und leide, ist alles ewer eygen, für euch und
euch zu gut geschehen, deß zu einem gewissen an-
zeigen und zeugnuß gib ich euch meinen Leib zur
Speiß.
Deßgleichen nahme er auch den Kelch und
sprach: Nemet hin unnd trincket auß diesem alle,
daß ist der Kelch deß neuwen Testaments in mei-
nem Blut, das für euch und für viel vergossen wirdt
zur vergebung der sünden. So offt ihr das thut, solt
ihr mein darbey gedencken, das ist, dieweil ich mich
ewer angenommen und ewere Sünden auff mich ge-
laden hab, will ich mich selbst für die Sünde in todt
opffern, mein Blut vergiessen, gnadt unnd verge-
bung der sünden erwerben unnd also ein New Te-
stament auffrichten, darinnen die Sünd vergeben
und ewig nit mehr solle gedacht werden. Deß zu ei-
nem gewissen anzeigen und zeugnuß gib ich euch
mein Blut zu trincken. Wer nun also von diesem
Brot isset unnd von diesem Kelch trincket, auch
diesen worten, die er von Christo hfiret und diesen
Zeichen, die er von Christo empfihet, festiglich
glaubet, | XHIb | der bleibt in dem Herrn Christo
und Christus in im und wirdt ewiglich leben.
55 Mt 5,6.
56 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-26.

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