Ysenburg-Birstein
Gebett der Christlich Glaub soll gesungen und da-
mit auff die Cantzel gestiegen werden.
Nach der Predigt soll man mit einem Christli-
chen Gesang unnd, wo man Schueler hat, mit der
Litaney, Collecten und dem Segen beschliessen,
unnd soll jeder Pfarrherr sich befleissigen, daß die
Predigt uber drey viertel Stund nicht wehre, damit
die Leuth nicht lang auffgehalten, sondern zu irer
gewöhnlichen Arbeit wider kommen möchten.
Das Gebett, so nach gehaltener Wochenpredigt
unnd Litaney soll gebraucht werden:
Herr Gott, Himlischer Vatter, Der du nit lust
hast an der armen Sünder Todt, lest sie auch nit
gern verderben, sondern wilt, daß sie |XXIIa| be-
kehret werden und leben83, Wir bitten dich hertzig-
lich, du wöllest die wolverdiente Straff unserer Sün-
den genädig von uns abwenden unnd uns hinfurt zu
bessern deine Barmhertzigkeyt und heiligen Geist
mildiglich verleihen umb Jesu Christi, unsers Herrn
willen, Amen.
Vom Ehestandt
Zum ersten soll man die Leuth darzu vermahnen
unnd darob halten, daß die, so sich Ehlich zusam-
men verpflicht haben, sich gute zeit zuvor, ehe dann
sie zur Kirchen gehen, ihren Pfarrherrn anzeigen,
auff daß man sich möge erkundigen, ob solche Leuth
nach Göttlichen unnd Natürlichen Rechten ohne
alle hindernuß Elich bey einander wohnen mögen
und nicht auß unwissenheyt heut zusammen gege-
ben weren, die man darnach mit schand unnd erger-
nüß wider von eynander scheiden müste.
Es sollen auch die Pastores die jungen Leuth, so
Ehlich werden wollen, zuvor auß dem Catechismo
Lutheri examiniren und, wo sie denselbigen nicht
können, zuvor wol lehrnen lassen, ehe sie copulirt
werden, damit sie nachmals iren Ehstandt desto
Christlicher anfangen und darinnen ihre Kinder
| XXIIb | unnd Gesind auch zu wahrer Gottesforcht
unnd dem Catechismo anweisen und gewehnen kön-
nen, unnd also vielem unrath vorkommen werde.
Darnach sollen diejenigen, so sich nemmen kön-
nen unnd zur Ehe greiffen wöllen, drey Sontag nach-
eynander offentlich vor der gantzen Christlichen
Gemeyne mit Namen verkündiget unnd außgeruf-
fen werden. Wann sie nun also drey mal sindt auß-
geruffen worden, soll die Hochtzeit oder Kirchgang
darauff erfolgen.
Die Hochtzeit aber soll allezeit auff den Montag
83 Ez 33,11.
84 J. Kolroß: Wo Gott zum Haus nicht gibt sein Gunst,
Wittenberger Gemeindegesangbuch von 1533, AWA 4,
S. 333.
oder Dinstag angestellt und gehalten werden, da soll
man umb acht Uhr zum ersten mal inn der Kirchen
leuten, halber neun zum andern mal unnd umb neun
Uhr zusammen schlagen. Darauff sollen nit allein
also bald Schüler, Schulmeister und Pfarrherr in die
Kirchen gehen, sondern Braut unnd Breutigam sol-
len sampt ihren gebettenen Hochtzeitgästen ohne
einigen verzug auch darinn erscheinen. Vor der Pre-
digt soll man den 127. Psalmen: Wo Gott der Herr
nicht gibt sein gunst etc.84 unnd den Christlichen
Glauben singen. Darauff folget die Predigt mit dem
Gebett, wie sonst die gewöhnlichen Wochenpredigt
gehalten werden. Nach gehaltener Predigt singt
man den 128. Psalmen: Wol dem, der in Gottes
Forchte stehet etc.85
Wenn der Psalm gesungen ist, So tretten Braut
unnd Breutigam vor den Altar, die spricht der
Pfarrherr also an:
Erstlich zum Breutigam: |XXIIIa|
N., Wolt ir N. zum Ehlichen Gemahl haben?
Antwort der Breutigam: Ja.
Darauff spricht der Pfarrherr zur Braut:
N., Wolt ir N. zum Ehlichen Gemahl haben?
Antwort: Ja.
85 Luther: Wohl dem, der in Gottes Furcht steht, AWA 4,
Nr. 7.
632
Gebett der Christlich Glaub soll gesungen und da-
mit auff die Cantzel gestiegen werden.
Nach der Predigt soll man mit einem Christli-
chen Gesang unnd, wo man Schueler hat, mit der
Litaney, Collecten und dem Segen beschliessen,
unnd soll jeder Pfarrherr sich befleissigen, daß die
Predigt uber drey viertel Stund nicht wehre, damit
die Leuth nicht lang auffgehalten, sondern zu irer
gewöhnlichen Arbeit wider kommen möchten.
Das Gebett, so nach gehaltener Wochenpredigt
unnd Litaney soll gebraucht werden:
Herr Gott, Himlischer Vatter, Der du nit lust
hast an der armen Sünder Todt, lest sie auch nit
gern verderben, sondern wilt, daß sie |XXIIa| be-
kehret werden und leben83, Wir bitten dich hertzig-
lich, du wöllest die wolverdiente Straff unserer Sün-
den genädig von uns abwenden unnd uns hinfurt zu
bessern deine Barmhertzigkeyt und heiligen Geist
mildiglich verleihen umb Jesu Christi, unsers Herrn
willen, Amen.
Vom Ehestandt
Zum ersten soll man die Leuth darzu vermahnen
unnd darob halten, daß die, so sich Ehlich zusam-
men verpflicht haben, sich gute zeit zuvor, ehe dann
sie zur Kirchen gehen, ihren Pfarrherrn anzeigen,
auff daß man sich möge erkundigen, ob solche Leuth
nach Göttlichen unnd Natürlichen Rechten ohne
alle hindernuß Elich bey einander wohnen mögen
und nicht auß unwissenheyt heut zusammen gege-
ben weren, die man darnach mit schand unnd erger-
nüß wider von eynander scheiden müste.
Es sollen auch die Pastores die jungen Leuth, so
Ehlich werden wollen, zuvor auß dem Catechismo
Lutheri examiniren und, wo sie denselbigen nicht
können, zuvor wol lehrnen lassen, ehe sie copulirt
werden, damit sie nachmals iren Ehstandt desto
Christlicher anfangen und darinnen ihre Kinder
| XXIIb | unnd Gesind auch zu wahrer Gottesforcht
unnd dem Catechismo anweisen und gewehnen kön-
nen, unnd also vielem unrath vorkommen werde.
Darnach sollen diejenigen, so sich nemmen kön-
nen unnd zur Ehe greiffen wöllen, drey Sontag nach-
eynander offentlich vor der gantzen Christlichen
Gemeyne mit Namen verkündiget unnd außgeruf-
fen werden. Wann sie nun also drey mal sindt auß-
geruffen worden, soll die Hochtzeit oder Kirchgang
darauff erfolgen.
Die Hochtzeit aber soll allezeit auff den Montag
83 Ez 33,11.
84 J. Kolroß: Wo Gott zum Haus nicht gibt sein Gunst,
Wittenberger Gemeindegesangbuch von 1533, AWA 4,
S. 333.
oder Dinstag angestellt und gehalten werden, da soll
man umb acht Uhr zum ersten mal inn der Kirchen
leuten, halber neun zum andern mal unnd umb neun
Uhr zusammen schlagen. Darauff sollen nit allein
also bald Schüler, Schulmeister und Pfarrherr in die
Kirchen gehen, sondern Braut unnd Breutigam sol-
len sampt ihren gebettenen Hochtzeitgästen ohne
einigen verzug auch darinn erscheinen. Vor der Pre-
digt soll man den 127. Psalmen: Wo Gott der Herr
nicht gibt sein gunst etc.84 unnd den Christlichen
Glauben singen. Darauff folget die Predigt mit dem
Gebett, wie sonst die gewöhnlichen Wochenpredigt
gehalten werden. Nach gehaltener Predigt singt
man den 128. Psalmen: Wol dem, der in Gottes
Forchte stehet etc.85
Wenn der Psalm gesungen ist, So tretten Braut
unnd Breutigam vor den Altar, die spricht der
Pfarrherr also an:
Erstlich zum Breutigam: |XXIIIa|
N., Wolt ir N. zum Ehlichen Gemahl haben?
Antwort der Breutigam: Ja.
Darauff spricht der Pfarrherr zur Braut:
N., Wolt ir N. zum Ehlichen Gemahl haben?
Antwort: Ja.
85 Luther: Wohl dem, der in Gottes Furcht steht, AWA 4,
Nr. 7.
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