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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0660
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Ysenburg-Birstein

| Vllb | licher zeit neben dem andern Volck, wie oben
vermeldt, ehrlich die Leich helffen hinauß beleiten,
Christliche Gesäng helffen mitsingen, auff dem
Kirchhoff Gottes Wort mit andacht anhören und
endtlich züchtig und ordentlich vom Kirchhoff wi-
der zu Hauß gehen, alles bey vermeidung der Straff,
wie oben bey den Versäumnüß Göttliches Worts ver-
meldet. Es sollen auch nur allein die Mannspersonen
und nicht (wie bißher geschehen) die Weiber die
Leich zuscherren.
Wann auch unsere Amptßverwalter oder Schult-
heissen selbst etwas, wider diese Ordnung gethan,
sehen oder hören, sollen sie nicht auff der Eltesten
Ruge warten, sondern von stundt an die Uberfahrer
zur gebührlichen Straff anhalten unnd solch Geld
mit vorwissen deß Pfarrherrs in Gottskasten ver-
schaffen. Da auch unsere Amptleut, Zenntgraffen,
Keller, Schultheissen oder Seniores, so diese Laster
straffen sollen, selbst in dero einem oder mehr Straf-
lich erfunden, sollen dieselben unnachläßlich zwey-
mal so hoch als andere gestrafft werden, zudem, daß
wir unsere gebührliche Straff gegen solchen uns wol-
len vorbehalten haben.
Diese Ordnung soll allenthalben inn unserer | Vllla |
Graffschafft alle viertel Jahr offentlich von der
Cantzel Jederman zur nachrichtung verlesen und

darüber steiff und fest gehalten werden bey vermei-
dung unserer schweren ungnadt und Straff. Wo auch
etwan schwere Irrungen fürfielen, die der Schultheis
oder Amptßverwalter jeglichs Orts nicht könte erör-
tern, sollen solche der hohen Obrigkeyt angezeigt
und daselbst bescheidts erwartet werden.
Das Geld, so Jährlich an einem jeden Ort auß
den Straffen durch die Schultheissen und andere
Amptverwalter und Eltesten auffgehoben, welches
von stundt an nach verbrechung von den Uberfah-
rern soll gefordert, genommen unnd in Gottskasten
gelegt werden, soll durch gemeldte Amptßverwalter,
Pfarrherrn, Schultheissen und Eltesten Haußarmen
Leuten, so ir Brot nicht können gewinnen, Item ar-
men vertriebenen Pfarrherrn, Schuldienern und an-
dern dürfftigen und genugsam bescheinten2' Perso-
nen Jährlich trewlich außgetheilt oder sonsten der
Gemeyn zu nutz also angelegt werden, daß hierin-
nen gar kein Vortheil, Gunst, Betrug noch anderst
arges gespüret werde. | Vlllb |
Wir wöllen uns auch diese Ordnung nach gele-
genheyt der Sachen zu befürderung Christlicher
Zucht unnd Erbarkeyt allezeit zu mehren unnd zu
mindern vorbehalten haben.
Finis.

27 Als arm anerkannten.

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