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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0668
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Ysenburg-Birstein

tzigkeit des vatters in dieße welt gesandt sey, wah-
ren menschlichen leib und seel an sich genommen,
auff daß er an demselbigen unserm fleisch und blut
die straff und zorn Gottes, so wir verdient hetten,
fur uns truge und das laut der gewißen verheißung
des evangeliums dieße volkommene bezahlung des
sohns Gottes fur unsere sundt einem jeden in son-
derheit, der sie mit hertzlichem vertrawen annimpt,
zu eigen geschenckt sey, und daß ein jeder fur sich
selbst vergebung seiner sunden hab, so gewiß, als
wan er nie keine sundt begangen noch gehabt hette,
wirdt auch forthin fur Gott so gerecht und heilig
gehalten, als hette er selbst alle gerechtigkeit vol-
bracht, die Jesus Christus, sein heylandt, fur ihn ge-
leistet und ihm ohn allen seinen verdienst auß gna-
den geschenckt hatt, unangesehen, daß er desselben
alles unwurdig ist und daß noch viel schwachheiten
in im sein, dan auch dieselbige alle mit dem leiden
und gehorsam Jesu Christi bedeckt sein, biß sie end-
lich gar hinweg genommen werden?
Ferners, daß auch Christus einem jeden under
euch insonderheit dieße erlösung, so er ihm einmahl
im heyligen tauff | versprochen und geschenckt hatt,
jetzundt wiederumb mit seinem heiligen abentmal
als mit gewißen briffen undt siegilln durch die
wirckung seines heiligen geistes in seinem hertzen
also bestetiget, erstlich, daß sein leib so gewiß fur
ihn am creutz geopffert und sein blut fur ihn ver-
gossen sey, als er mit seinen augen siehet, daß das
brot, welches der herr seinen leib nennet, ihm ge-
brochen und der kelch der dancksagung ihm mitge-
theilt wirdt, undt zum andern, daß der herr Chri-
stus selbst sein hungerigs und zerschlagenes hertz
undt matte seel durch wirckung des h. geistes mit
seinem gecreutzigten leib und vergoßenen blut so
gewiß zum ewigen leben speiße und trencke, als er
auß der handt des dieners empfahet und mundtlich
isset und trincket vom heiligen brodt und kelch des
herrn zue seiner gedächtnuß, und daß derhalben das
leiden und sterben Christi so gewiß sein eigen sey,
als wan er selbst an seinem eignen leib alles gelied-
den hette, daß der herr an seinem gebenedeyten leib
50 1Kor 11,25; Lk 22,19.
51 Vgl. Mk 14,62; Mt 26,64.
52 Vgl. Eph 4,32; Kol 3,13.

für ihn geliedden hatt, wie dan umb diesses trosts
willen der herr Jesus sein heylig nachtmal hat zu
seiner gedechtnuß eingesetzt00, auf daß wir es mit
hertzlicher dancksagung | und freuden halten, biß
daß er in den wolcken kommen wirdt51 und uns von
dem creutz, das wir in diesem jamerthal ihm gedul-
tig sollen nachtragen, volkommenlich errette und in
das ewige reich seines vatters mit leib und seel zu
ihm nehme. Ist dieß ewer glaube?
Antwort: Ja.
Zum dritten erforsche auch ein jeder sein hertz, ob
er sich auch begehrt, dem herrn Christo sein gantzes
leben lang danckbar zu erzeigen, ob er auch allem
neidt, haß und bitterkeit vonn hertzen abgesagt und
seinem negsten verziehen habe, wie auch der herr
Jesus uns armen sundern viel tausentmal mehr ver-
ziehen hat52, ob er auch allem fluchen, unzuchtigen
worten und wercken, freßen und sauffen und andern
sünden also von hertzen feindt sey, daß er dieselbi-
gen durch Gottes gnadt hinfuro sein leben lang nicht
mehr zu thun festiglich hie für dem angesicht des
herren ihm furnehme?
Antwort: Ja.
Alle, die nun in ihrem hertzen dieß befinden, die sol-
len nicht zweiffeln, daß die durch das heilige leiden
und sterben Christi vergebung aller ihrer sünden
schon haben und gewißlich behalten, so lang sie in
diesem furnehmen | beharren, unangesehen, daß
noch viel ubrige schwachheiten in ihnen seindt, wel-
che doch mit demselbigen leiden und sterben Jesu
Christi bedeckt seindt. Darauff spreche ein jeder,
der solchs von hertzen begehrt: Amen.
Kniet nieder und betet, wie uns der herr gelehret
hatt: Unser Vatter53 etc.
Nach dem gebet spreche der kirchendiener:
Der Gott des friedens heylige euch gantz und
gar, und ewer gantzer geist, seel und leib werde un-
strefflich biß auff die zukunfft54 unsers herrn Jesu
53 Mt 6,9-13.
54 Wiederkehr.

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