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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0676
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Ysenburg-Birstein

kommen, auf daß N. und N., die ihr in Gottes nah-
men ewere eheliche pflicht für den christlichen kir-
chen wollet bestetigen laßen, in ewrem hertzen ver-
sichert seyt der gewißen hülff Gottes in ewrem
creutz, so höret auß | Gottes wort, wie daß der ehe-
liche standt ehrlich sey und ein einsatzung Gottes,
die ihm gefelt, darumb er auch die eheleut will
seg[n]en und ihnen beistehen, die hurer aber und
ehebrecher will er urtheilen und straffenn.
Und erstlich solt ihr wißen, daß Gott, unser vat-
ter, nachdem er himmel und erden und alles, waß
drinnen ist, erschaffen hat, den menschen schuff zu
seinem ebenbilt und gleichnuß, der ein herr wer uber
die thier auf erden, uber die fisch im meer und uber
die vogel deß himmelß92. Und nachdem er den mann
erschaffen hat, sprach er: Es ist nicht gut, daß der
mensch allein sey; ich will ihm ein gehülffen ma-
chen, der umb ihne sey93. Da ließ Gott der herr ei-
nen tieffen schlaff fallen auf Adam, und er ent-
schlieff. Und Gott nam seiner rippen eine und schloß
die stat zu mit fleisch. Und Gott der Herr erschuff
ein weib auß der ripp, die er von dem menschen
nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach | der
mensch: Daß ist einmal bein von meinen beinen und
fleisch von meinem fleisch; man wirt sie nach dem
mann heißen darumb, daß sie vom mann genommen
ist. Darumb wirt ein Mann seinen vatter und mut-
ter laßen und seinem weib anhangenn, und werden
sein zwei ein leib94.
Derhalben solt ihr nicht zweiffeln, der eheliche
standt gefalle Gott dem herren, dieweil er dem
Adam sein ehegemahl erschaffen und selbst zugefuh-
ret und zum ehegemahl geben hat, damit zubezeu-
gen, daß er noch heutigeß tagß einem jeden sein ehe-
gemahl gleich alß mit seiner handt zufuhret. Da-
rumb hat auch der herr Jesus Christus den ehelichen
standt also hoch geehret mit seiner gegenwertigkeit,
geschenck und wunderzeichen zu Cana in Gali-
lea95, damit zubezeugen, daß der eheliche standt soll
ehrlich gehalten werdenn bey allen, und daß er den
92 Gen 1,26-27.
93 Gen 2,18.
94 Gen 2,21-24.
95 Joh 2,1-11.
96 1Kor 7,2.

eheleutten seine hülff und beistandt alzeit will be-
weißen, auch wann man sichs am wenigsten ver-
sicht.
Damit ihr aber in diesem standt gotseelig | leben
möget, so sollet ihr die ursachen wißen, umb deren
willen Got den ehelichen standt hat eingesetzt.
Die erste ursach ist, daß eins dem andern trew-
lich helffe und beistehe in allen dingen, so zum zeit-
lichen und ewigen leben gehört; Die ander, daß sie,
nachdem sie leibßerben bekommen, dieselben in
wahrer erkentnuß Gottes ihm zu ehren erziehen; Die
dritte, daß ein jeder alle unkeuscheit und böße luste
vermeiden und also mit gutem, ruhigem gewißen le-
ben möge. Dann hurerey zu vermeiden, soll ein jeder
sein aigen weib haben und ein jedeß weib ihren ai-
genen man96, auf daß alle, die zu ihren jahren kom-
men und die gabe der keuscheit nicht haben, nach
dem befehl Gottes97 verpflicht und schuldig sindt,
sich in den ehestandt nach christlicher ordtnung mit
willen und wißen ihrer ältern oder vormunder und
freunde zu begeben, auf daß der tempel Gottes, daß
ist unser leichnam98, nicht verunreiniget werde.
Dann so jemandt den tempel Gottes zerstöret, den
wirdt Got zerstören99. |
Darnach auch solt ihr wißen, wie eines gegen
dem andern nach Gottes wort sich zuhalten schuldig
sey. Erstlich solt ihr, der mann, wißen, daß euch
Gott gesetzt hat zum haubt deß weibß, auf daß ihr
sie nach ewrem vermögen vernunfftiglich leidtet,
underweißet, tröstet und beschutzet, gleich wie daß
haubt den leichnam regirt, ja, gleich wie Christus
daß haubt, weißheit, trost und beistandt seiner ge-
mein ist100. Uber diß solt ihr ewer hausfraw lieben
alß ewren aigen Leib, gleich wie Christus seine ge-
mein geliebet hat, solt nicht bitter gegen ihr
sein101, sondern bei ihr wohnen mit vernunfft und
dem weiblichen alß dem schwechsten gefäß seine
ehre gebenn, alß auch miterben der gnaden deß
lebenß, auf daß ewer gebet nicht verhindert

97 1Kor 7,9.
98 Leib.
99 1Kor 3,17.
100 Eph 5,23; 1Kor 11,3.
101 Kol 3,19; Eph 5,25.

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