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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0678
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Ysenburg-Birstein

Der vatter der barmhertzigkeitt, der euch durch
seine gnadt zu diesem heiligen standt der ehe beruf-
fen hatt, verbinde euch mit reicher lieb und trewe
und gebe euch seinen segen, amen.
Höret nun das heilig evangelium, wie starck dieß
ehelich bandt sey, wie es beschreibt der heylige
evangelist Mattheus am 19. cap. [3-9]:
Die pfariseer [!] traten zum herrn Jesu, versuch-
ten ihn und sprachen zu ihm: Ist auch recht, daß
sich ein man scheide von seinem weib umb irgendt
einer ur- | sach willen? Er antwortet und sprach:
Habt ihr nit gelesen daß, [d]er im anfang den men-
schen geschaffen hatt, der machet, daß ein man und
weib sein soll und sprach: Darumb wird ein mensch
sein vatter und mutter laßen und seinem weib an-
hangen, und werden die zwei ein fleisch sein, so
seindt sie nun nicht zwey, sonder ein fleisch. Was
nun Gott zusamen gefugt hatt, das soll der mensch
nicht scheiden. Da sprachen sie: Warumb hatt dan
Moses gebotten, ein scheidtbriff zugeben und sich
von ihr zu scheiden? Er sprach: Moses hatt euch
erlaubet zu scheiden von ewren weibern von ewers
hertzen hertigkeit wegen, von anbegin aber ist es
nicht also gewesen. Ich aber sage euch, wer sich von
seinem weib scheidet (es sey dan umb der hurerey
willen) und freiet ein andere, der bricht die ehe, und
wer die abgescheidene freyet, der bricht auch die
ehe109.
Glaubet diesen wortten des herrnn Christi und
seidt dessen versichert und gewiß, daß unser lieber
herr Gott | euch zusamen gefugt hatt zu diesem hei-
ligen ehestandt und nehmet derhalben alles, was
euch in diesem ehestandt begegnet, mit gedult und
dancksagung an als auß der handt Gottes, der euch
zusamen gefugt hatt, amen.
Last uns beten.
Almechtiger Gott, der du deine gutte und weiß-

109 Mt 5,32.
110 Gen 2,18.24; Mt 19,5-6.
111 Zu Abraham siehe Gen 22,15-21; zu Isaak siehe
Gen 26,3-5; zu Jakob siehe Gen 28,13-14.

heit in allen deinen geschöpffen und ordnungen er-
zeigest und von anfang gesprochen hast, daß es
nicht gutt sey, daß der mensch allein sey und der-
halben ihm ein gehulffen, die umb ihn wehre, er-
schaffen hast, und verordnet, daß zwey eins sein sol-
len110, straffest auch alle unreinigkeit, wir bitten
dich, daß, nachdem du dieße zwo personen zu dem
heiligen standt der ehe beruffen und verbunden
hast, wollest ihnen geben deinen heiligen geist, auff
daß sie in wahrem und festem glauben heilig leben
nach deinem göttlichen willen, allem bösen wieder-I
standt zu thun, wollest sie auch segnen, wie du die
glaubige vätter und deine freundt und getrewe die-
ner Abraham, Isaac und Jacob gesegnet hast111, auf
daß sie alß miterben deß bundts, mit denselben vät-
tern aufgerichtet, heilige kinder bekommen und die
gottseliglich erziehen mögenn zu ehren deines heili-
gen nahmens und zu beförderung ihres negsten und
außbreidung deines heiligen evangelions.
Erhöre unß, o vatter aller barmhertzigkeit,
durch Jesum Christum, deinen lieben sohn, unsern
herrn, amen.
Unser Vatter112, etc.
Höret an die verheißung Gottes auß dem 118.
Psalm113:
Wol dem, der den herren förchtet und auf seinen
wegen gehet. Du wurst dich nehren deiner handt
arbeit; wol dir, du hast es gut. Dein weib wirdt sein
wie ein fruchtbar weinstock umb dein hauß herumb,
deine kinder wie die olzweige umb deinen tisch her. |
Sihe, also wirt gesegnet der mann, der den herren
furchtet. Der herr wirt dich segnen auß Zion, daß du
sehest daß glück Jerusalem dein leben langk und se-
hest deiner kinder kinder. Fried uber Israel. Unser
lieber herr Gott erfulle euch mit seinen gnaden und
gebe, daß ihr in allem guten lang und heiliglich bei
einander leben möget, amen.

112 Mt 6,9-13.
113 Ps 128,1-6.

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