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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0688
Ysenburg- Birstein
18. Kirchenzuchtordnunga
15. Mai 1598
Ordnung und kirchendisciplin zu handhabe euserlicher zucht und christlicher erbar- und bescheidenheit,
welche in unser, graven Wolfgang Ernsts1 von Ysenburgk, graven zu Büdingen etc., grave- und herrschafft
observirt und gehalten werden soll
Anno etc. 1598 I1I
Wir, Wolfgang Ernst von Ysenburg, grave zu Bü-
dingen etc. entpieten allen unsern amptleutten und
bevelhabern, kellern, centgräven1 2, schultheißen,
scheffen, geschwornen bürgern, gemeinden und
sonst allen andern unsern underthanen unser gnad
und alles guts und fugen euch darneben zu wißen.
Nachdem mann täglich vor augen siehet, spiiret
und befindet die vielfaltige straffen, alß krieg,
brand, mißwachsung, teuerung, hunger, pestilenz,
allerlei gefehrliche und neue kranckheiten, auch an-
dere unzelicheb erschreckliche plagen, damit Got der
allmechtig daß menschliche geschlecht in dieser letz-
ten zeit heimsuchet, so konnen wir anderst nicht er-
meßen, dann daß solches umb unser dieser I2I welt
viel- und manigfaltigen sünden und bößheit willen
geschehe, und daß unß Got der allmechtige alß un-
ser lieber, getrewer vatter durch solche schwere und
trübseelige zeit undc mit so mancherlei plagen, alß
mit seiner väterlichen ruthen und erinnerung seines
gerechten zorns und ewiger straffe zu wahrer buß
und bekehrung treiben und verursachen will, damit
wir im rechten glauben dmit rewigemd hertzen alß
seine liebe kinder unß zu ihme wenden, von sünden
abstehen und unser leben beßern sollen, auf daß wir
a Textvorlage A (Handschrift): FYBA Büdingen Kultur-
wesen Fasz. 16/91. Textvorlage B (Handschrift): FSBA
Braunfels A 61.1 III 556b. Abdruck: Hanle, Graf Wolf-
gang, S. 130-141.
b B: unzeliche und.
c B: uns.
d-d B: und trewigen.
e-e B: von Gott.
f-f Fehlt B.
nicht mit den gotloßen eohne troste verworffen und
verdampt, sondern der zeitlichen und ewigen straffe
entfliehen und durch Christum ewig seelig werden
mögen. | 3 [
Ob nun wol weilandt der wolgeborne Philipß3
von Ysenburgk, grave zu Büdingen etc., unser
freundlicher, lieber herr und vatter miltseliger ge-
dachtnuß in gottseliger betrachtung angeregter er-
schrecklichen straffen Gottes und ursachen dersel-
ben zu erhaltung der kirchendisciplin, euserlicher
zucht, guter policey und regiments heilsame ord-
nungen aufgerichtet und im jahr fder ringern zaalf
acht und achtzig publicirt und inn truck außgehen
laßen4, so befinden wir doch leider mit betrub-
temg gemüth, daß gemelter ordnung in vielen punc-
ten biß dahero zuwieder gelebet und dieselbige fast
gantz und gar in vergeß gestelt worden.
Wann wir unß aber unsers so wol in bestellung
der kirchen und schulen alß I4I regierung unserer
von Gott undergebener underthanen tragenden
ampts zu erinnern gehabt, waß unß allerseits oblie-
gen thue, alß haben wir auß christlichem gemut zu
lob, ehr und preiß göttlichen nahmens, erweiderung
seiner kirchen und vermehrung seines reichs nicht
g B: beschwertem.
1 Wolfgang Ernst I. von Ysenburg-Birstein (1560-1633),
siehe oben, S. 559 Anm. 76.
2 Zur Zent siehe oben, S. 411 Anm. 2.
3 Philipp II. von Ysenburg-Birstein (1526-1596), siehe
oben, S. 556.
4 Die Kirchenzuchtordnung von 1588, oben, Nr. 15.
670
18. Kirchenzuchtordnunga
15. Mai 1598
Ordnung und kirchendisciplin zu handhabe euserlicher zucht und christlicher erbar- und bescheidenheit,
welche in unser, graven Wolfgang Ernsts1 von Ysenburgk, graven zu Büdingen etc., grave- und herrschafft
observirt und gehalten werden soll
Anno etc. 1598 I1I
Wir, Wolfgang Ernst von Ysenburg, grave zu Bü-
dingen etc. entpieten allen unsern amptleutten und
bevelhabern, kellern, centgräven1 2, schultheißen,
scheffen, geschwornen bürgern, gemeinden und
sonst allen andern unsern underthanen unser gnad
und alles guts und fugen euch darneben zu wißen.
Nachdem mann täglich vor augen siehet, spiiret
und befindet die vielfaltige straffen, alß krieg,
brand, mißwachsung, teuerung, hunger, pestilenz,
allerlei gefehrliche und neue kranckheiten, auch an-
dere unzelicheb erschreckliche plagen, damit Got der
allmechtig daß menschliche geschlecht in dieser letz-
ten zeit heimsuchet, so konnen wir anderst nicht er-
meßen, dann daß solches umb unser dieser I2I welt
viel- und manigfaltigen sünden und bößheit willen
geschehe, und daß unß Got der allmechtige alß un-
ser lieber, getrewer vatter durch solche schwere und
trübseelige zeit undc mit so mancherlei plagen, alß
mit seiner väterlichen ruthen und erinnerung seines
gerechten zorns und ewiger straffe zu wahrer buß
und bekehrung treiben und verursachen will, damit
wir im rechten glauben dmit rewigemd hertzen alß
seine liebe kinder unß zu ihme wenden, von sünden
abstehen und unser leben beßern sollen, auf daß wir
a Textvorlage A (Handschrift): FYBA Büdingen Kultur-
wesen Fasz. 16/91. Textvorlage B (Handschrift): FSBA
Braunfels A 61.1 III 556b. Abdruck: Hanle, Graf Wolf-
gang, S. 130-141.
b B: unzeliche und.
c B: uns.
d-d B: und trewigen.
e-e B: von Gott.
f-f Fehlt B.
nicht mit den gotloßen eohne troste verworffen und
verdampt, sondern der zeitlichen und ewigen straffe
entfliehen und durch Christum ewig seelig werden
mögen. | 3 [
Ob nun wol weilandt der wolgeborne Philipß3
von Ysenburgk, grave zu Büdingen etc., unser
freundlicher, lieber herr und vatter miltseliger ge-
dachtnuß in gottseliger betrachtung angeregter er-
schrecklichen straffen Gottes und ursachen dersel-
ben zu erhaltung der kirchendisciplin, euserlicher
zucht, guter policey und regiments heilsame ord-
nungen aufgerichtet und im jahr fder ringern zaalf
acht und achtzig publicirt und inn truck außgehen
laßen4, so befinden wir doch leider mit betrub-
temg gemüth, daß gemelter ordnung in vielen punc-
ten biß dahero zuwieder gelebet und dieselbige fast
gantz und gar in vergeß gestelt worden.
Wann wir unß aber unsers so wol in bestellung
der kirchen und schulen alß I4I regierung unserer
von Gott undergebener underthanen tragenden
ampts zu erinnern gehabt, waß unß allerseits oblie-
gen thue, alß haben wir auß christlichem gemut zu
lob, ehr und preiß göttlichen nahmens, erweiderung
seiner kirchen und vermehrung seines reichs nicht
g B: beschwertem.
1 Wolfgang Ernst I. von Ysenburg-Birstein (1560-1633),
siehe oben, S. 559 Anm. 76.
2 Zur Zent siehe oben, S. 411 Anm. 2.
3 Philipp II. von Ysenburg-Birstein (1526-1596), siehe
oben, S. 556.
4 Die Kirchenzuchtordnung von 1588, oben, Nr. 15.
670