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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0698
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Ysenburg- Birstein

diesem leben durch den zeitlichen todt abscheidet,
under diesen zween wegen einen gehen muß, ent-
weder deß reichen manß in das hellische fewer (dar-
für Gott alle christen behuten wolle), oder aber den
weg deß armen Lazari in den schoß Abrahae10, das
ist in die ewige freudt undt seeligkeit, und also wis-
sen mögen, wie und wordurch sie den weg der ewi-
gen verdamnus vermeiden und den weg zum ewigen
leben treffen sollen, wie dan mit solchen armen, un-
berichten11 leuthen anders nicht alß freundtlich,
vatterlich, mitleidentlich, sanftmütig und gedultig
gehandelt und umbgegangen werden soll, und allein
dahin getrachtet, daß ihnen uffs allereinfeltigst
schlecht und recht auß dem text der 5 hauptstück
christlicher religion12 das fundament und summari-
en der christlichen lehr angezeigt und darinnen
gründtlich und wol fürgehalten werde. Und kan sol-
ches alles ein politicus außführlicher und mit großer
authoritet vortragen.
9. Auff waserlei weise nach der von jedes orts kir-
chendienern gehaltener predigt daßelbige anzufan-
gen.
10. Wie und worauß die catechumeni oder junge leu-
the fürnemblich zu examiniren.
11. Ob auch die alten und betagten man und weibß-
persohnen | anfänglich zu examiniren, und ob solches
offentlich in der kirchen wie mit den jungen oder
anderswo mit ihrer gewissen anzahl geschehen solte.
12. Wie undt warumb die alten und einfältigen für-
nemblich zu befragen, nemblich fürs erste umb die
bloße hauptstück christlicher religion, darnach umb
deren rechten undt schlechten verstandt.
13. Wie die lehrhafften und fleißigen zu loben und
weiter anzuführen, die unberichten aber und
unachtsame zuermahnen und auffzumundtern.
14. Wie das gericht jedes orts zubefragen umb ihre
pfarrer undt schulmeister, insonderheit, ob sie auch
mangel ahn ihrem leben undt wandel haben, ob der
lehrer auch sein ampt fleissig undt treulich verricht-
te, ihnen deutlich und verständig gnug predige.
10 Lk 16,19-31.
11 Unkundigen.
12 Zu den fünf Hauptstücken des Katechismus siehe oben,
S. 214 Anm. 17.
13 Ex 20,1-17.

15. Wie die ministri zufragen umb des orts beamb-
ten, gericht undt gantze gemeindte, jungen undt al-
ten, undt umb ihre gravamina.
16. Wie allen furfallenden unordtnungen abzuhelf-
fen.
Kurtzer process und modus visitandi
1. Visitation zeitlich anzukündigen, daß sie inhei-
misch seyen.
2. Visitandi praemittunt visitatoribus catalogum, 1.
der haußvatter, 2. haußsöhnen von 5 jahren. | Pa-
stori visitando certus textus praescribitur, quo a
concione plebem admonet, ut maneat.
3. Der beampte thut den vortrag, pastor visitans
concipit preces.
4. Examinantur in loco commodo patres et filii fa-
milias seorsim, mulierculis et filiabus prima vice
parcitur, ignorantes et absentes notantur. Recitant
1. orationem Dominicam, 2. symbolum, 3. Baptis-
mum, 4. coenam Domini, 5. decalogum ex Gen.
20,13 quomodo credant se salvatum iri, explicatur.
5. Auditur in templo visitandi catechisatio, scholae
visitantur et constituuntur, allmosen auffgericht.
6. Interrogantur 1. under beambten, 2. pastor, 3.
gericht, 4. außschuß der gemeinden die predigt cen-
surirt. Untüchtige pfarrer nit zudulden, catalogus
catechumenorum et ignorantium.
7. Im abschiedt politicus repraehendit ignor[antes],
excitat bonos, pastorem loci admonet officii, item
parentes. Pastor visitans concludit praecibus, inter-
sunt etiam alii pastores vicini.
8. Acta referuntur magistratui.
Articul der gr. Ysenburgischen
kirchenordtnung14, derenthalben ein jeder pfarrer
zubefragen, ob in allem fleißig nachgesetzt werde
1. Lehr: An conciones petantur ex bibliis? Decalogus
ex Mose, novae loquendi formulae vitentur10. |

14 Hier ist die Kirchenordnung vom 1. Mai 1598 gemeint,
da die Abfolge der aufgeführten Punkten genau dieser
Ordnung entspricht, oben, Nr. 17.
15 Hier ist wohl die Zählung der Gebote und Luthers Ka-
techismus gemeint.

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