22. Fastnachtsmandat 1612
22. Fastnachtsmandata
14. Februar 1612
Wolfgang Ernst1, grave zu Ysenburg unnd Büdingen
etc.
Unßern grus unnd genedigen, geneigten willen
zuvor, vester, lieber getrewer. Es zweifelt unns
nicht, es werden ewers ampts anbefolene undertha-
nen die instehendt faßnacht zu halten unnd mit al-
lerley unnötigen üppigen gelachen2, zechen, danzen,
spielen unnd andern ergerlichen eingerißenen mieß-
breuchen zuzubringen sich gelüsten laßen, dardurch
sie das irige verrthun3 unnd auch wol schulden dar-
bey machen, deßen sie hernach mit hunger unnd
kummer entrathen4 unnd manglen müßen. Da sichs
doch bey itzigen schwirigen, gefehrlichen unnd gro-
ßen thewrungszeiten gepürte, dem lieben Gott
durch inbrünstig gebett, rechte buß unnd beßerung
des lebens in die ruden5 zu fallen, daß er gegenwer-
tige undt künfftig betrawende6 straffen gnedig unnd
vatterlichen abwenden und verhüten wölle, befehlen
euch derowegen hierauf in gnaden, daß ir, sowol
kön. kay. maytt., unsers allergnedigsten herrn
höchst seliger gedechtnus tödlichen abgangs7, alß
auch unßers noch ungeendigten trawerjahrs hal-
a Textvorlage (Handschrift): FYBA Büdingen Kulturwe-
sen Fasz. 15/86a.
1 Wolfgang Ernst I. von Ysenburg-Birstein (1560-1633),
siehe oben, S. 559 Anm. 76.
2 Üppigen gelachen = leichtfertigen Gelagen.
3 Vergeuden, Grimm, DWb 25, Sp. 1898.
4 Entbehren.
ben8, ewers ampts underthanen alßbaldt bey ver-
meidung unßerer ernstlichen unnd unnachleßigen
straff undersagen und verpieten laßen sollet, daß so
woll die underthanen alß deroselben kinder, knechte
unnd mägdte sich aller faßnachtspill, wie obgemelt,
mit gelachen, zechen, danzen, | mummereyen, frew-
denfewern unnd andernn dergleichen leichtfertigkei-
ten genzlich enthalten unnd müßig gehen sollen.
Darahn verrichtet ir und sie unßern zuverleßi-
gen willen unnd wir seint euch mit gnaden wolge-
wogen.
Datum Budingen, den 14ten Februarii Anno 1612
Wolffganng Ernst subscripsit
[Rückvermerk:] Dem vesten unßerm rath, amptman
zu Birsteinn unndt lieben getrewen Johan Wilhel-
men von Lautern
Mein g. h. verpeut das tanzen propter obitum im-
peratoris Rudolfi
5 Rute = Strafe.
6 Drohende.
7 Kaiser Rudolf II. war am 20. Januar 1612 in Prag ge-
storben.
8 Wolfgang Ernsts zweite Frau Elisabeth von Nassau-
Dillenburg (geb. 1564) war am 5. Mai 1611 gestorben,
Isenburg, Stammtafel, Nr. 5.
693
22. Fastnachtsmandata
14. Februar 1612
Wolfgang Ernst1, grave zu Ysenburg unnd Büdingen
etc.
Unßern grus unnd genedigen, geneigten willen
zuvor, vester, lieber getrewer. Es zweifelt unns
nicht, es werden ewers ampts anbefolene undertha-
nen die instehendt faßnacht zu halten unnd mit al-
lerley unnötigen üppigen gelachen2, zechen, danzen,
spielen unnd andern ergerlichen eingerißenen mieß-
breuchen zuzubringen sich gelüsten laßen, dardurch
sie das irige verrthun3 unnd auch wol schulden dar-
bey machen, deßen sie hernach mit hunger unnd
kummer entrathen4 unnd manglen müßen. Da sichs
doch bey itzigen schwirigen, gefehrlichen unnd gro-
ßen thewrungszeiten gepürte, dem lieben Gott
durch inbrünstig gebett, rechte buß unnd beßerung
des lebens in die ruden5 zu fallen, daß er gegenwer-
tige undt künfftig betrawende6 straffen gnedig unnd
vatterlichen abwenden und verhüten wölle, befehlen
euch derowegen hierauf in gnaden, daß ir, sowol
kön. kay. maytt., unsers allergnedigsten herrn
höchst seliger gedechtnus tödlichen abgangs7, alß
auch unßers noch ungeendigten trawerjahrs hal-
a Textvorlage (Handschrift): FYBA Büdingen Kulturwe-
sen Fasz. 15/86a.
1 Wolfgang Ernst I. von Ysenburg-Birstein (1560-1633),
siehe oben, S. 559 Anm. 76.
2 Üppigen gelachen = leichtfertigen Gelagen.
3 Vergeuden, Grimm, DWb 25, Sp. 1898.
4 Entbehren.
ben8, ewers ampts underthanen alßbaldt bey ver-
meidung unßerer ernstlichen unnd unnachleßigen
straff undersagen und verpieten laßen sollet, daß so
woll die underthanen alß deroselben kinder, knechte
unnd mägdte sich aller faßnachtspill, wie obgemelt,
mit gelachen, zechen, danzen, | mummereyen, frew-
denfewern unnd andernn dergleichen leichtfertigkei-
ten genzlich enthalten unnd müßig gehen sollen.
Darahn verrichtet ir und sie unßern zuverleßi-
gen willen unnd wir seint euch mit gnaden wolge-
wogen.
Datum Budingen, den 14ten Februarii Anno 1612
Wolffganng Ernst subscripsit
[Rückvermerk:] Dem vesten unßerm rath, amptman
zu Birsteinn unndt lieben getrewen Johan Wilhel-
men von Lautern
Mein g. h. verpeut das tanzen propter obitum im-
peratoris Rudolfi
5 Rute = Strafe.
6 Drohende.
7 Kaiser Rudolf II. war am 20. Januar 1612 in Prag ge-
storben.
8 Wolfgang Ernsts zweite Frau Elisabeth von Nassau-
Dillenburg (geb. 1564) war am 5. Mai 1611 gestorben,
Isenburg, Stammtafel, Nr. 5.
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