Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Ysenburg beide Linien

pestilentz unnd andern unerhörtten kranckheitten,
hertiglich angegrieffen unnd gestraffett.
Wan dan unserstheils solche vielfaltige straffen
Gottes unnd deroselbigen obangezogene uhrsach bil-
lich uns hochlich bewegt unnd zu gemuth gegangen
unnd damit nochmals an uns unnd soviel unser
ampt erfordert, kein mangel gespurt wurd, als ha-
ben wir nachfolgende ordnung in diesem offenen
mandat publiciren unnd außgehen laßen, unnd ist
unser gemueth, will, meinung unnd ernster bevelch,
das alle unsere underthanen, burger unnd einwohner
zue Buedingen, was wurden, wesens oder stand die
sind, niemands ausgenommen, solcher unser ord-
nung bei vermeidung deren darin specificirten straf-
fen unweigerlich sollen folg unnd gehorsam leisten.
Wir wollen unnd gepieten auch hiermit unserm
dgemeinen stadtamptmand, das ere durch die1 dazu
verordnete personen derentwegen vleißiges unnd
scharffes aufsehens haben laßen, auch die bußfelli-
gen jederzeitt zue gepurlicher straf, dießelbig un-
nachleßig zuerlegen, mitt ernst anhaltten. |
Demnach unnd zum ersten, so setzen, ordnen unnd
wollen wir hiermit ernstlich gepietend, das hinfuro
alle unsere underthane, burger unnd einwohner zue
Buedingen zue sontäglichen, feiertäglichen und de-
nen zeiten unnd stundeng, zu welchen man Gottes
wortt verkundet unnd lehret, zue kirchen unnd pre-
dig gehen unnd die haußvatter unnd -mutter ihr ge-
sind darzu anhaltten, zu zeitten der predigt unnd
also under der predigt nichts kauffen oder verkauf-
fen, biß daß die nachmittagpredigth vollendet, auch
auf dem kirchhoff, vor den kirchthuren, auf dem
marck unnd der straßen beyeinander versamlet
nicht stehen pleiben unnd unnutz geschwetz treiben,

d d Gestrichen, am Rand ergänzt: samptlichen rhätten unnd
bevhelhabernn.
e Gestrichen, korrigiert zu: sie.
f Ergänzt: gemeinen stadschulthesen unnd anndere.
g Am Rand ergänzt: in der wochen.
h Am Rand ergänzt: und kinderlehr.
i Am Rand ergänzt: und kinderlehr.
j Gestrichen, korrigiert in: ernster.

sondern einmahl unnd endlichen in die kirch gehen,
darinnen biß zue außgang der predigti verharren sol-
len bey vermeidung nachfolgenderj straff.
kDan wo hieruber auf sonn-, feier- unnd zu den
wochenpredigten verordneten zwen tägen aus jedem
hauß zum wenigstenn eins nicht in der kirchen er-
scheint, so soll derßelbig haußvatter oder -mutter
3 ß zur bueß erlegen. Deßgleichen, welcher haußvat-
ter oder -mutter ihre kind unnd gesind, so den ca-
techismum noch nicht außwendig gelernet, nicht zur
kinderlehr schicken, sondern muttwillig unnd umb
leichtfertiger ursachen willen daheim behaltten, sol-
len in obgesetzten [...]l zue idesmal mit 3 schillingen
gestrafft werdenk. | Welche zue sontäglichen oder fei-
ertäglichen zeitten mitt pferd unnd geschir [hantie-
ren], dießelbigen sollen jeder 6 ß, die aber mit der
handt arbeitten wurden, sollen 3 ß zue bueß gebenn.
Es sollen auch in den wurtzheußern uf sonn-
unnd feiertag kein gloch5 oder zechen moder mahl-
zeitm angefangen werden, es sey dan ndie morgen-
predigtn vollendet, unnd so es daruber geschehe, soll
der wurth umb 6 ß unnd ein jeglicher, so in der zech
were, umb 3 ß unachleßigen gestraffet werden; doch
wöllen wir hierinnen den wanderern, webern unnd
reisenden personen kein maß geben.
Wurden auch [personen] zur stund der predigt
und also under der predigt uf dem kirchhoff, vor den
kirchthuren, marck5 6, gaßen oder vorsteden, innson-
derheitt under der linden, gefunden, dero sol einer
das erst mahl 3 ß, das ander mahl noch soviel unnd
das dritt mahl mit dem thurm7 gestraffet werden.
Unnd was nun disfals an bueßen gefallen unnd
einpracht wurd, deßen sol die helfft in Gotteskasten,
die ander helfft den armen aussetzigen gelieffert
unnd gegeben werden.

k-k Gestrichen.
1 Unleserlich.
m-m Gestrichen.
n-n Gestrichen, korrigiert in: beyde predigten.
5 Gelage.
6 Märkten.
7 Turmstrafe, Gefängnis.

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