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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0728
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Ysenburg beide Linien

28. Ordnung gegen Ehebruch und Hurerei1 2 3
16. Mai 1584
bNewe constitutio1 gegen den verbrechern des 6. gebott2 Gottes und was zu dessen handthabung
in gemeinen rechten verordnet. 1584b |

Wir, Philips3, undt wir, Heinrich4 von Ißenburgk,
graven zu Büdingenn, gevettern, entpietten unsern
ober- unnd underamptleutten, räthen, bevelhabern,
dienern, kellern, zentgreffen, schultheißen, burger-
meistern, richtern, geschwornen, burgern, gemein-
den, geistlichen unndt weltlichen, und sunst allen
andern unsern untherthannen, hiendersassen, ange-
horigen und verwanten unsern gruß, gnadt unndt
alleß guts und beneben hiemit zu wißenn.
Demnach unß alß einer christlichen oberigkeit,
deren insonderheit daß ubel zustraffen bevolhen
unnd uferlegt, damit christliche zucht, ehrlicher
wandel unnd weßenn zu einer gezeugknuß deß evan-
gelii unnd unsers glaubenß gefurt, daß gut befurdert
undt alleß ergerlich uhnweßen, soviel moglich, auß-
gereuttet unnd abgeschafft werde, weyß und wege
an die handt zunemen, tragenden ampts halben ob-
liegen unndt gepueren wiel, wir unß auch deßen
schüldig erkennen unnd fur unß selbsten dahinn ge-
neigtt seinndt, unnd dan wir darneben teglich je len-
ger, | je mehr, gleichwol nicht ohne sondern verdruß
unnd mießfallen im werck befinden, daß heiliger
gotlicher schrifft5, den gemeinen beschriebenen
rechten, deß heiligen reichß ordnungen6 undt aller

a Textvorlage A (Handschrift): FYBA Büdingen Kultur-
wesen Fasz. 15/86a. Textvorlage B (Handschrift):
FYBA Büdingen Kulturwesen Fasz. 15/87
b-b Fehlt B.
c B: dahero.
d B: landschlagenn.

1 Vgl. „Constitutio oder mandat wider die blutschänder,
nothzüchtiger, verführer undt ehebrechere“, die Philipp
II. von Ysenburg-Birstein 1582 erlassen hatte, oben,
Nr. 11.
2 Ex 20,14; Dtn 5,18.
3 Philipp II. von Ysenburg-Birstein (1526-1596), siehe
oben, S. 556.

vernunfft zuwieder, auch ungeachtet der teglichen
predigten unndt vermahnungen unnd daß je weillen
bieß dahero von unß unndt unsern vorfordern die
mießhandlende persohnen nach gelegenheit gestrafft
werden7, allerlei ohnordenliche sachen, hurerey, ehe-
bruch, ohnzucht und waß dem mehr anhangen mag,
hien unnd wieder bei den unsern einreißenn, uber-
hand nemen unnd schier8 fuer kein siendt9 mehr ge-
halten werdenn wollen, deroc dan der almechtig
hochlich beleidigt, sein heiliges wort bei den f[e]in-
den deßelben geschendet undt verdechtigt gemacht
wurde, auch landtplagend undt sonsten allerlei un-
gluck den leutten uffwachßen und gleichsam unver-
merckt10 (ewiger wolfart unnd der sellen heyl ver-
lust alhie zugeschweigen) zustehen mueßen, hunger,
teuerung, krieg, mießgewechß unnd andere straffen
ufs erdrich kommen, wie solches mit heiliger gotli-
cher schriefft, derselben alten unnd newen testa-
ments, auch der heydnischen | historien, wo vonnot-
ten, uberflußig11 darzuthun unndt uber bieß dahero
ußgestandene teuerung unndt anderer plagen noch
mehr straffen nit ohnzeitlich zubeforchten sein mo-
gen.

4 Heinrich von Ysenburg-Ronneburg (1537-1601), siehe
oben, S. 553 Anm. 46.
5 Vgl. Lev 18,1-30; vgl. Ex 20,14; Dtn 5,18.
6 So in den Reichspolizeiordnungen von 1545 (erwähnt in
DRTA.JR 16/2, S. 1064), 1548 (Weber, Reichspolizei-
ordnungen, S. 201f., vgl. DRTA.JR 18/3, S. 2076) und
1577 (Weber, Reichspolizeiordnungen, S. 256).
7 Vgl. das Mandat gegen Inzest, Vergewaltigung und Ehe-
bruch vom 26. Januar 1582, oben, Nr. 11.
8 Bald.
9 Sünde.
10 Unbemerkt, heimlich.
11 Mehr als genug, Grimm, DWb 23, Sp. 223.

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