religiösen Moments in der ritterlichen Publizistik den Kurfürsten zweifellos mit einem starken Vor-
behalt gegen die reformatorischen Bestrebungen erfüllt. Dies wurde durch die Erfahrungen des Bauern-
kriegs noch gesteigert. Hier hat Ludwig zunächst die Politik vorbeugenden Einlenkens eingeschlagen,
als die Unruhen im speyerischen Gebiet der Pfalz näherrückten. Am 10. Mai 1525 verhandelte Ludwig
bei Fort mit den Bauern und erzielte einen zeitweiligen Stillstand. Am 18. Mai bewirkten seine Räte,
daß der Kurfürst Melanchthon und Brenz um ein Gutachten über die zwölf Artikel bittet. Aber die Er-
eignisse eilten dem voraus, da die Unruhen erneut auflebten. Die Bischöfe von Speyer und Würzburg
fanden sich als Flüchtlinge in Heidelberg ein. So rückte Ludwig am 23. Mai an der Spitze einer starken
Truppenmacht aus Heidelberg aus und beteiligte sich an der Niederwerfung des Aufstandes in der
Gegend von Bruchsal und an der unteren Kocher, nahm teil an der Schlacht von Königshofen a. d. Tau-
ber und weiterhin an den Kämpfen im Würzburgischen. Am 24. Juni schlägt er selbst ein Bauernheer
bei Pfeddersheim, wo gegen seinen Willen - er hatte seinen Truppen Brandschatzungen und Plünde-
rungen verboten - ein Blutbad stattfindet, und nimmt in der Folgezeit Neustadt a. d. Hardt und Weißen-
burg. Nur die Rädelsführer trifft Strafe. Am 19. Juli wurden Rückkehr und Sieg in Heidelberg mit
einer feierlichen Dankmesse begangen, am 31. Juli erhält der evangelische Hofprediger Johann Gailig
seinen Abschied und wird durch den katholischen Friedrich Gro ersetzt. 1526 wird auch der evangelische
Prediger Wenzel Strauß an Heiliggeist in Heidelberg, der 1519/20 als Dekan der theologischen Fakultät
amtiert hatte, entlassen. In derselben Zeit drängt der Kurfürst den Ritter Hans Landschad von Steinach,
seinen evangelischen Pfarrer Jakob Otther in Neckarsteinach zu verabschieden. Und am 28. März 1526
wird den Studierenden der Universität der Besuch der Messe bei Strafe eingeschärft. Die in der Pfalz
auftretende Täuferbewegung wird von der kurpfälzischen Regierung sofort und unnachsichtig bekämpft.
Noch 1533 wirkt der Verdacht lutherischer Gesinnung erschwerend auf die Berufung des Jakob Micyllus
an die Universität. In den Augen Ludwigs war die reformatorische Bewegung eine nicht unwesentliche
Ursache der politischen Unruhen gewesen.
Doch fehlt diesen Maßnahmen wiederum jede entschiedene Kompromißlosigkeit. So kann 1526/27
Heinrich Stoll, eben vom Bischof von Worms wegen seiner evangelischen Predigt vertrieben, durch die
Verwendung des evangelisch gesonnenen Hofmeisters Ludwig von Fleckenstein Pfarrer an Heiliggeist
werden und 1531 Nachfolger Martin Frechts in der theologischen Professur werden, die dieser - eben-
falls evangelisch gesinnt - seit 1529 innegehabt hatte. Und die Adelsversammlung in Heidelberg vom
26./27. September 1525, die im Bauernkrieg ihre Veranlassung hat - reguläre Ständevertretungen kennt
die Kurpfalz des 16.Jahrhunderts im Gegensatz zur Oberpfalz so gut wie nicht - kann dem Kurfürsten
vortragen, daß der gemeine Mann die evangelische Predigt verlange, worauf ein hinhaltender und ver-
schleiernder, nicht aber ein abschlägiger Bescheid seitens des Kurfürsten ergeht. Bei allem offiziellen
Festhalten am alten Kirchenwesen werden doch die Keime reformatorischer Bewegung nie ganz erstickt
oder auch nur auf die Dauer ernsthaft behindert.
Für die Folgezeit seit dem ersten Speyerer Reichstag von 1526, dessen Forderung nach einem Kon-
zil Ludwig V. unterstützte, dessen Freistellung der Religion in das Ermessen der Landesfürsten aber
seinen Beifall nicht gehabt zu haben scheint, ist die kurpfälzische Politik im Fahrvasser der kaiserlichen
Interessen anzutreffen. Auf der einen Seite weicht er den hessischen Werbungen zu einem Beitritt zum
protestantischen Bündnis beharrlich aus, auf der anderen Seite aber verschließt er sich auch den baye-
rischen Absichten, die in streng katholischem Interesse der Politik König Ferdinands zuwiderlaufen.
Das gute Verhältnis zum Kaiser und zu Habsburg zu wahren, ist im folgenden Jahrzehnt der Eckstein
kurpfälzischer Politik. Zwar verbietet Ludwig 1529 in Speyer den Seinen, die Predigten in den Quar-
tieren der Protestanten zu besuchen, doch beschwichtigt er auch wieder den Unmut des Kaisers gegen die
Protestation der evangelischen Stände. Mit der Gleichstellung von Messe und evangelischem Abendmahl,
mit der Entgegnung auf die Forderung, daß, wenn niemand von der Messe abgehalten werden dürfe,
9
behalt gegen die reformatorischen Bestrebungen erfüllt. Dies wurde durch die Erfahrungen des Bauern-
kriegs noch gesteigert. Hier hat Ludwig zunächst die Politik vorbeugenden Einlenkens eingeschlagen,
als die Unruhen im speyerischen Gebiet der Pfalz näherrückten. Am 10. Mai 1525 verhandelte Ludwig
bei Fort mit den Bauern und erzielte einen zeitweiligen Stillstand. Am 18. Mai bewirkten seine Räte,
daß der Kurfürst Melanchthon und Brenz um ein Gutachten über die zwölf Artikel bittet. Aber die Er-
eignisse eilten dem voraus, da die Unruhen erneut auflebten. Die Bischöfe von Speyer und Würzburg
fanden sich als Flüchtlinge in Heidelberg ein. So rückte Ludwig am 23. Mai an der Spitze einer starken
Truppenmacht aus Heidelberg aus und beteiligte sich an der Niederwerfung des Aufstandes in der
Gegend von Bruchsal und an der unteren Kocher, nahm teil an der Schlacht von Königshofen a. d. Tau-
ber und weiterhin an den Kämpfen im Würzburgischen. Am 24. Juni schlägt er selbst ein Bauernheer
bei Pfeddersheim, wo gegen seinen Willen - er hatte seinen Truppen Brandschatzungen und Plünde-
rungen verboten - ein Blutbad stattfindet, und nimmt in der Folgezeit Neustadt a. d. Hardt und Weißen-
burg. Nur die Rädelsführer trifft Strafe. Am 19. Juli wurden Rückkehr und Sieg in Heidelberg mit
einer feierlichen Dankmesse begangen, am 31. Juli erhält der evangelische Hofprediger Johann Gailig
seinen Abschied und wird durch den katholischen Friedrich Gro ersetzt. 1526 wird auch der evangelische
Prediger Wenzel Strauß an Heiliggeist in Heidelberg, der 1519/20 als Dekan der theologischen Fakultät
amtiert hatte, entlassen. In derselben Zeit drängt der Kurfürst den Ritter Hans Landschad von Steinach,
seinen evangelischen Pfarrer Jakob Otther in Neckarsteinach zu verabschieden. Und am 28. März 1526
wird den Studierenden der Universität der Besuch der Messe bei Strafe eingeschärft. Die in der Pfalz
auftretende Täuferbewegung wird von der kurpfälzischen Regierung sofort und unnachsichtig bekämpft.
Noch 1533 wirkt der Verdacht lutherischer Gesinnung erschwerend auf die Berufung des Jakob Micyllus
an die Universität. In den Augen Ludwigs war die reformatorische Bewegung eine nicht unwesentliche
Ursache der politischen Unruhen gewesen.
Doch fehlt diesen Maßnahmen wiederum jede entschiedene Kompromißlosigkeit. So kann 1526/27
Heinrich Stoll, eben vom Bischof von Worms wegen seiner evangelischen Predigt vertrieben, durch die
Verwendung des evangelisch gesonnenen Hofmeisters Ludwig von Fleckenstein Pfarrer an Heiliggeist
werden und 1531 Nachfolger Martin Frechts in der theologischen Professur werden, die dieser - eben-
falls evangelisch gesinnt - seit 1529 innegehabt hatte. Und die Adelsversammlung in Heidelberg vom
26./27. September 1525, die im Bauernkrieg ihre Veranlassung hat - reguläre Ständevertretungen kennt
die Kurpfalz des 16.Jahrhunderts im Gegensatz zur Oberpfalz so gut wie nicht - kann dem Kurfürsten
vortragen, daß der gemeine Mann die evangelische Predigt verlange, worauf ein hinhaltender und ver-
schleiernder, nicht aber ein abschlägiger Bescheid seitens des Kurfürsten ergeht. Bei allem offiziellen
Festhalten am alten Kirchenwesen werden doch die Keime reformatorischer Bewegung nie ganz erstickt
oder auch nur auf die Dauer ernsthaft behindert.
Für die Folgezeit seit dem ersten Speyerer Reichstag von 1526, dessen Forderung nach einem Kon-
zil Ludwig V. unterstützte, dessen Freistellung der Religion in das Ermessen der Landesfürsten aber
seinen Beifall nicht gehabt zu haben scheint, ist die kurpfälzische Politik im Fahrvasser der kaiserlichen
Interessen anzutreffen. Auf der einen Seite weicht er den hessischen Werbungen zu einem Beitritt zum
protestantischen Bündnis beharrlich aus, auf der anderen Seite aber verschließt er sich auch den baye-
rischen Absichten, die in streng katholischem Interesse der Politik König Ferdinands zuwiderlaufen.
Das gute Verhältnis zum Kaiser und zu Habsburg zu wahren, ist im folgenden Jahrzehnt der Eckstein
kurpfälzischer Politik. Zwar verbietet Ludwig 1529 in Speyer den Seinen, die Predigten in den Quar-
tieren der Protestanten zu besuchen, doch beschwichtigt er auch wieder den Unmut des Kaisers gegen die
Protestation der evangelischen Stände. Mit der Gleichstellung von Messe und evangelischem Abendmahl,
mit der Entgegnung auf die Forderung, daß, wenn niemand von der Messe abgehalten werden dürfe,
9