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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0153
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Kirchenordnung 1556

den, so zu iren jaren und verstand kamen61, versam-
let warde, der catechismus vor dem tauf gehalten
worden. Nachdem aber zu diser zeit gmeinlich die
kinder in irer kindtheit, da sie des mündtlichen be-
richts noch nicht vähig seind, getauft werden, so
soll der catechismus, als der so zu underrichtung
der hauptartickel des rechten62, warhaftigen christ-
lichen glaubens denen, die zu iren jaren und verstand
kommen, notdurftig, mit den kindern, alsbald sie
desselben ires alters und verstands halben vähig
sein mögen, gehalten werden.
Das soll aber mit volgender ordnung geschehen.
Erstlich soll ein ejetlicher pfarrer oder predigere
allwegen auf ein jeden sontag, finsonderheit nach
der predig, auf der cantzel die zehen gebot, das
symbolon apostolicum und das vaterunser, 63auch
die wort der einsatzung des taufs und des herrn
nachtmals63 fürsprechen. Und damit es fruchtbar-
lich und nützlich geschehen möge, soll er nitf lieut
dise form, morgen ein andere gebrauchen, sonder
die bemelte stück aufschreiben und sie dem volck
aus dem geschribnen büchlin oder täfelin ordenlich,
verstendlich und deutlich fürlesen, das beide, alt
und jung, bey inen selbst die wort nachsprechen und
einerley wort gewonen mögen. Dann es tregt sich
bey dem gemeinen volck diser stuck halben allerley
unrichtigkeit zu, von welches wegen die notdurft er-
heischet, das diser catechismus oft und gleichförmig
gehalten werde. Wiewol nun dise verordnungg bey
manchem ein gerings ansehen haben möcht, als die
vil schlechter und kindischer were, dann das fürnem-
lich die gelerten damit beladen soltenh werden,
jedoch welcher bedenckt die hoch, groß autori-
tet der bemelten stuck und, was treffenlicher64 nutz
der heiligen christlichen kirchen daraus entsteet, der
wirdt sich, er seie gleich, wie gelert er wölle, diesel-
e-e 1577: jeder pfarrer, prediger und kirchendiener.
f-f 1577: zu bestimbter zeit nach gelegenheit eines
jeden orts den catechismum halten, inmassen
hernach folgen wirdt, jedoch nit underlassen, all-
weg zu solcher stund neben der catechismuspre-
digt und -examine die sechs hauptstuck christ-
licher lehr von wort zu wort dem volck deutlich
und verständig fürzusprechen. Und damit solches
fürsprechen der sechs stücke des catechismi
fruchtbarlich und nützlich geschehen möge, soll
der kirchendiener nicht.
g 1577: ordnung.

ben der kirchen fürzusprechen nicht schämen. Dann
die zehen gebot seind von Gott so hoch geachtet
worden, [ii. Mose xx. [1ff.]] das er sie selbs seiner
kirchen auf dem berg Sinay fürgesprochen hat.
[Matt. vi. [9-13]] So hat unser herr Christus auch
selbs das vaterunser zu beten geleret. Was dann das
Symbolon Apostolicum, fürnemlich die artickel von
dem son Gottes, unserm herrn Jesu Christo, belan-
get, [Acto. ii. [14-36]] hat es Petrus mit gegenwirti-
ger kundtschaft anderer seiner mitaposteln auf den
Pfingstag, da sie allererst den heiligen geisti empfan-
gen hetten, geprediget. Und ist nicht zu zweifeln,
nachdem die recht, war christlich leer des heiligen
evangelions in der kirchen vil jar mit menschen-
gedicht verdunckelt gewesen und cloeh darbey der
gebrauch, die obbmelte stuck knach der predigk
fürzusprechen, gehalten, das vil menschen durch
dieselben aus gnaden des heiligen geists im rechten
glauben erleuchtet und erhalten worden seind. Dar-
umb soll sich keiner dises christlichen nutzlichen
wercks zu underfahen beschweren, sonder dasselb
mit allem fleiß und ernst verrichten.
lDarnach soll ein jetlicher pfarrer etlich mal im
jar auf die bemelte stuck nach der predig die vol-
gende sprüch Pauli, darin ein jetlicher seines berufs
erinnert wirdt, fürlesen, nemlich also:
Nachdem wir jetz die haubt- und nötige stuck un-
sers heiligen christlichen glaubens gehöret, so sollen
wir auch vernemen die sprüch der heiligen schrift,
darauß ein jetlicher in seinem stand erlernen mag,
was ime in seinem beruf zu thun gebüre.
Der weltlichen oberkeit.
[Psal. ii. [10-11]] Lasst euch weisen, ir künig, und
lasst euch leeren, ir richter auf erden. Dienet dem
herrn mit forcht und freuet euch mit zittern, Psal. 2
h 1577: sollen.
i 1577: + sichtbarlich.
k-k Fehlt 1577.
1-1 Die folgende Ständetafel fehlt in 1577, weil dort
im kleinen Katechismus Luthers enthalten.
61 Neuburg 1554: kommen.
62 Fehlt Neuburg 1554.
63-63 Fehlt Württemberg 1553 und 1555.
64 Neuburg 1554: treffenliches.

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