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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0158
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

Frag: Warzu seind uns dise zehen gebot geben?
Antwort: Zum ersten seind uns dise gebot Gottes
darzu geben, das wir daraus lernen unser sünd vor
Gott erkennen, zum andern, das wir daraus lernen
die werck erkennen, die Gott wol gefallen und die
wir thun sollen, das wir ein eerlich leben füren.
Frag: Vermögen wir auch die gebot Gottes vol-
kommenlich erfüllen?
Antwort: Nein, dann wir sind von natur böß und
geborne sünder, darumb sind unsere gute werck nit
volkommen gut. Aber das uns geholfen werde,
so hat Gott, der vater, uns geschenckt Jesum
Christum, seinen eingebornen son, der nie kein sünd
gethon und alle gebot Gottes volkommenlich er-
füllet hat. Darumb, so wir an Jesum Christum glau-
ben, so helt uns Gott aus lauter gnad von wegen Jesu
Christi darfür, als hetten wir all seine gebot erfüllet.
Frag: Warumb sollen wir dann gute werck thun?
Antwort: Nit darumb, das wir mit unsern wer-
cken die sünd büssen und das ewig leben verdienen
sollen, dann Christus hat allein unser sünd gebüsst
und das ewig leben verdient. Sonder darumb sollen
wir gute werck thun, das wir unsern glauben be-
zeugen und unserm herrn Gott für seine gutthaten
danckbar sein sollen.
Frag: Warmit wirdt unser glaub in widerwertig-
keit gesterckt und wir in anfechtung getröst?
Antwort: Durch das nachtmal unsers herrn Jesu
Christi.
Frag: Was ist das nachtmal Christi?
Antwort: Das nachtmal Christi ist ein sacrament
und göttlich waarzeichen95, darin uns Christus war-
haftig und gegenwirtig mit brodt und wein sein leib
und blut schenckt und darraicht und vergwißt uns
darmit, das wir haben verzeihung der sünden und
ewigs leben.
a In GMMH Marginal weiter unten.
b 1577: + Darneben aber sollen die pfarrer und
kirchendiener ihre pfarrkinder, alte und junge,
sonderlich vater, mutter, herren und frauen,
fleissig und oftmals vermahnen, das sie nicht al-
lein ihr kinder und gesind zu gedachter lehr und
ubung des catechismi ernstlich verschaffen und
anhalten, sonder das sie auch für ihre person da-
bey erscheinen, dann man in erfahrung findet,
das es den alten am verstand bißweilen sehr feh-
let und sie derwegen gutes und christlichs under-
richts selbst wol bedörfen. Zudem seind sie schul-

Frag: Sag mir her die wort, wie die evangelisten
und [i. Cor. x. [16-17] und xi. [23-25]]96a sant Pau-
lus die stiftung des nachtmals Christi beschriben
haben.
Antwort: Der herr Jesus, in der nacht, da er ver-
rathen ward und mit seinen jungern zu tisch saß,
nam er das brot, er segnets, saget danck, brachs,
gabs seinen jungern und sprach: Nemet hin und
esset, das ist mein leib, der für euch hingeben
wirdt. Das thut zu meiner gedechtnuß.
Und nach dem nachtmal nam er den kelch, sagt
danck und 97gab inen den und97 sprach: Trincket
all darauß, das ist mein blut des neuen testaments,
das für euch und für vil vergossen wirdt zur ver-
gebung der sünden, das thut, so oft ir98 trinckt, zu
meiner gedechtnuß.
Frag: Welchs seind die schlüssel des himmelreichs?
Antwort: Das predigampt des evangelions von
Jesu Christo.
Frag: Sag mir etlich sprüch aus den evangelisten,
mit welchen Jesus Christus das predigtampt seines
evangelions gestift hat.
Antwort: [Luc. x. [16]] Luce am zehenden [16]
sagt Christus zu seinen jungern, die er zu predigen
das reich Gottes außgeschickt: Wer euch höret, der
höret mich; und wer euch verschmehet, der ver-
schmehet mich.
[Matth. xvi. [19]] Und Matthei 16. [19]: Dir will
ich die schlüssel des himmelreichs geben; was du
binden wirdst auf erden, das soll im himmel gebun-
den sein, und was du lösen wirst auf erden, soll im
himmel loß sein.
Und Johannis am zweintzigisten [22-23]: Nemet
hin den heiligen geist. Welchen ir die sünd erlasset,
denen seind sie erlassen, und welchen ir sie vorbehal-
tet, denen seind sie vorbehaltenz.b
dig, mit gutem exempel ihre kinder und gesind
zur anhörung und lehrung christlicher lehre anzu-
reitzen und zu weisen, ja auch selbs daheim zu
lehren und zu underrichten, wie Paulus sagt: Ihr
väter, ziehet eure kinder auf in der zucht und er-
mahnung zu dem herrn [Eph. 6, 4].
95 Württemberg 1553 und 1555: wortzeichen.
96 Marginal fehlt Neuburg 1554.
97-97 Neuburg 1554: gabs inen und; Württemberg
1553 und 1555: gabe inen und.
98 Neuburg 1554: irs.

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