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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0198
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

Solches thut zu meiner gedechtnuß [l.Kor. 11,
23-24],
nAuf dise wort raiche man dem krancken den leib
des herrn, also sprechende:
Der leib unsers herrn Jesu Christi, für dich in todt
gegeben, sterck und beware dich im rechten56 glau-
gen zum ewigen leben, Amen.
Darnach neme er den kelch und sprech:n
Desselbigengleichen name er auch den kelch nach
dem abendmal und sprach: Nemet hin und drinckt
all darauß. Diser kelch ist das neue testament in
meinem blut, das für euch57 und für vil57 vergossen
wirdt zur vergebung der sünden, solchs thut, so oft
ir trinckt, zu meiner gedechtnuß [l.Kor. 11, 25].
oUnd auf solche wort raiche man dem krancken
denn auch das blut des herrn, also sprechend:
Das blut unsers lieben herrn Jesu Christi, für
deine sünde vergossen, sterck und beware dich im
rechten glauben zum ewigen leben, Amen.
Darnach sprech man mit dem krancken den
116. psal. [117, 1-2]:o
Lobet den herren, alle heyden, preiset in, alle völ-
cker, denn seine gnad und warheyt waltet uber uns
in ewigkeit, Halelluja.
Oder so man will, mag man sprechen den 103.
psalm: Lobe den herrn, mein seele etc.
Fehlt 1577.
o-o i577:
Nach vollendung der wort der stiftung deß
herrn abentmals neme der minister das brod und
reyche dem krancken den leib deß herrn, also
sprechendt:
Nim hin und iß, das ist der leib Christi, der für
dich gegeben ist.
Darnach neme er den kelch und reyche dem
krancken auch das blut Christi, also sprechendt:
Nim hin und trinck, das ist das blut deß neuen
testaments, das für deine sünde vergossen ist.
Auf solches alles soll der kirchendiener dem
krancken fürsprechen den 116. Psalmen:
p-p 1577: deß leibs und bluts Christi.
q 1577: +
Man findet aber bißweilen rohe, gottlose leuth,
die ein lange zeit vom sacrament sich enthalten
und in kein predig kommen seindt, villeicht auch
weder das vaterunser, glauben noch zehen gebot
können etc. und doch in ihrer kranckheit das
sacrament begeren. Solche leuth soll man erstlich
durchs wort ihrer sünden halb vermahnen und
sie dahin bringen, das sie es erkennen, reu und
laid darob haben. Darnach soll man sie fleissig
vom brauch deß abentmals underrichten und als-

Benedictio.
Der herr segne dich und behüt dich. Der herr er-
leuchte sein angesicht über dich und sey dir gnedig.
Der herr erheb sein angesicht auf dich und gebe dir
frid [Num. 6, 24-26], Amen.
Jedoch, so die not des krancken dermassen so groß
were, das es langen verzug nicht erleiden möcht, mag
die vermanung außgelassen, das gebet aber und die
wort der stiftung Christi sollen in allweg gesprochen
und darauf der kranck mit dem sacrament pbrots
und weinsp versehen, auch hernach mit tröstlichen
sprüchen der heiligen schrift und christlichen argu-
menten zum vertrauen in herren Christum, zur ge-
dult und gehorsam ermanet werdenq
Es soll auch der pfarrer die gesunden, bevorab die
freundschaft und nachbaurschaft vermanen, so das
nachtmal bey einem krancken gehalten wirdt, das
sie sich auch darzu verfügen, und ob sie schon selbs
das nachtmal nicht empfahen, doch helfen bittenr
und irer künftigen not hiemit erinnert werden54.
Ordnung der begrebnus.
Es bringet zwar denen, so in unserm herrn Jesu
Christo aus disem zeitlichen leben verschieden sind,
unser dienst auf erden kein nutz, denn dieweil
dann auf ihr verners suchen ohne allen verzug
ihrem begeren vollnziehung thun. Dann in wel-
cher stund der sünder sich erkennet und gnad be-
geret, so will ine Christus an- und aufnemen.
Entgegen, wo leuth in öffentlichen lastern lä-
gen (als wo offentlicher ehebruch, hurerey, haß,
neidt und dergleichen ist) und dieselbigen in
ihrer kranckheit solche ihre sünde nit offentlich
mit reu und laid erkennen und abstellen, auch nit
im sinn haben noch zusagen wöllen, solches nim-
mer zu thun etc., soll ihnen das sacrament in
keinen weg gereicht werden.
Es tregt sich auch etwan zu, das die leuth
kranckheit halb oder sonst keinen wein einnemen
und derowegen das sacrament nicht niessen oder
nicht behalten können und doch dasselbige von
hertzen begeren, solche können ohne nachtheil
deß abentmals gar gerathen und sich an das wort
und die geistliche niessung halten, sintemal sie
ihrer natur halb oder durch kranckheit verhin-
dert seindt, das sie es nit geniessen können. Man
soll aber bey solchen mit dem wort desto fleissiger
anhalten, sie underrichten und trösten etc.
56 Fehlt Neuburg 1554.
57-57 Fehlt Neuburg 1554.

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