Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0199
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1556

Christus sagt [Joh. v. [24-29] Joh. xi. [25-26]]58: Ich
bin die urstend und das leben, wer an mich glaubt,
der wirdt leben, ob er gleich sturbe, und wer da
lebet und glaubt an mich, der wirdt nimmermehr
sterbens, so sind wir gnugsam vergwist, das, welcher
in dem glauben und vertrauen auf unsern eynigen
herren und heyland Christum von diser welt ab-
scheidet, der habe allbereit on all59 unser wün-
schen, begirde, fürbit, hilfe und zuthun die ruhe des
ewigen, seligen lebens und werde mit freuden be-
sitzen die herrligkeit des himmelreichs am jüngsten
tage, durch unseren herren Christum auch leiblich,
tder leib vergehe gleich in der erden, im wasser, im
luft oder feuer, wie er wölle t von den todten aufer-
stehen.
Nichtsdestoweniger sollen wir unsere verschied-
nen und abgestorbnen eerlich und gebürlich zur
erden mit solchen diensten, so uns, die noch im leben
sind, zu nutz erschiessen mögen, bestetigen, damit
wir die lieb, so wir gegen inen in irem leben gehabt,
vor menigklich beweisen, auch unsern glauben, den
wir in Christum haben, zur urstendt von den todten
58 Württemberg 1553 und 1555 haben diese Margi-
nale in umgekehrter Reihenfolge.
59 Fehlt Neuburg 1554.
60—60 Fehlt Württemberg 1553 und 1555.
61 Wackernagel III Nr. 12, S. 10-11.
62 Neuburg 1554: am.
63 Fehlt Neuburg 1554, Württemberg 1553 und
1555.
r 1577: beten.
s 1577: + etc.
t-t In 1577 in Klammern.
u-u 1577: nach gelegenheit der schulen und orts.
w-w 1577;
64Darnach, so die leich zur begrebnuß getragen
ist, solle der pfarherr oder kirchendiener zu dem
volck ein kurtze vermahnung thun von dem todt
und unserer auferstehung und dergleichen argu-
menten, so sich zu underricht und trost denen,
so in bekümmernuß sein, schicken, und am ende
derselbigen soll er die abgestorbene person der
gnedigen hand Gottes bevehlen und gegenwertige
versamlung umb besserung deß lebens, christ-
liches absterben und ein fröliche urstende zu
bitten vermahnen etc., wie in volgenden formulis
begriffen.
Vermahnung bey dem begrebnuß eines alten.
Wir haben uns in Gottes namen zur begrebnuß
eines christlichen mitglieds beyeinander versam-

64-64 Ähnlich in Zweibrücken 1557.

hiemit bekhennen und die hoffnung, die wir zu des
verschidnen ewigen heil und seeligkeit tragen, be-
zeugen. Hierauf solle sich menigklich vor allen denen
abergläubischen und heidnischen diensten, so nicht
uns selbs, sonder allein den abgestorbnen für nutz-
lich erdacht sein, hüeten.
Damit nun der verschiednen begrebnuß uns nutz-
lich gehalten werde, mag man erstlich mit den
glogken leuten, das hiemit die leut, so die leich zur
begrebnus belaiten wöllen, ein zeichen der zeit irer
versamlung haben mögen.
60 So denn die leich zur begrebnus tragen wirdt
und schuler vorhanden sind, mögen sie das gesang
Mitten wir im leben sein etc.61 oder dergleichen Uzu
teutschu singen60.
wDarnach, so die leich zur begrebnuß getragen
ist, solle der kirchendiener dem volck das capitel in
der ersten zu den Thessa. cap.62 iiii. [13-18] von den
verschidnen in Christo oder das evangelion Johannis
am 11. cap.63 [1-45] vom Lazaro oder ein anders
gleichs arguments fürlesen, ungevärlich mit diser
prefation:
let und, nachdem die christen, so sie zusamen-
kommen, alles zur besserung sollen geschehen las-
sen [vgl. l.Kor. 14, 3ff.], so wöllen wir hören die
predig s.[anct] Pauli, die er von den verstorbenen
christen gethon hat, das wir dardurch einen gött-
lichen trost im laidt und stercke deß glaubens in
todesnöten auß gnaden des heiligen geists emp-
fahen. Also schreibt s.[anct] Paulus l.Thessal. 4.
[13-18]:
Wir wöllen euch, lieben brüder, nit verhalten
von denen, die da schlafen, auf das ihr nit traurig
seidt wie die andern, die keine hoffnung haben.
Dann so wir glauben, das Jhesus gestorben und
auferstanden ist, so wirdt auch Gott, die da ent-
schlafen seind, durch Jhesum mit im führen.
Dann das sagen wir euch als ein wort deß herrn,
das wir, die wir leben und uberbleiben, in der zu-
kunft deß herren werden denen nit fürkommen,
die da schlafen. Dann er selbs, der herr, wirdt mit
einem feldgeschrey und stimme deß ertzengels
und mit der posaunen Gottes herniderkommen
vom himmel und die todten in Christo werden
auferstehen zuerst, darnach die wir leben und
uberbleiben, werden zugleich mit denselben hin-
gezuckt werden in den wolcken, dem herrn ent-
gegen in der luft, und werden also bey dem herrn
sein allezeit. So tröstet euch nun mit diesen wor-
ten undereinander.
Das ist s.[anct] Paulus predigt von den abge-

173
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften