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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0218
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

nem peccatorum, ich glaube vergebung der sünden.
Verstehe nicht, wie die teufel glauben, das andern
als dem David [vgl. 2. Sam. 12, 13], dem Petro [vgl.
Joh. 21, 15-19] die sünde vergeben sind, sonder also
verstehe disen artickel, Ich glaube vergebung der
sünden, das sie mir selbs vergeben sind umb des
herrn Christi willen, on mein verdienst.
Diser glaub begreift alle artickel und ist darzu das
vertrauen, das durch den son Gottes zu Gott zu-
flucht hat, wie Rom. 5. [1] geschriben ist: So wir ge-
recht werden durch glauben, haben wir friden bey
Gott. Item Ephe.65 3. [12]: Durch Christum haben
wir ein frölichen zutrit mit vertrauen, das da kompt
durch den glauben auf in.
Also ist der underscheid klar zu verstehen. Die
teufel glauben nicht, das inen ire sünde vergeben
werden. Wir aber sollen glauben, das uns unsere sünd
gwißlich vergeben werden und das uns Gott gne-
digklich umb des mittlers willen annimpt. Item, das
wissen in den teufeln bringt in inen forcht, schrek-
ken, flucht, grimmigen zorn und haß wider Gott.
Aber der glaub und das vertrauen auf den son Gottes
in uns bringt trost und freude an Gott, das wir zu
Gott zuflucht haben und in anrüfen etc.
Contra: Du sprichst: Durch glauben sind wir ge-
recht. Nun ist der glaub auch ein werck. So mus nun
folgen, das wir dennoch durch werck gerecht sind.
Antwort: Dise erklerung ist hochnötig.Wenn man
spricht: Durch glauben sind wir gerecht, soll dise
rede also verstanden werden: Umb des herrn Christi
willen sind wir gerecht, umb dises mittlers willen
haben wir vergebung der sünden und sind gnedigk-
lich von Gott angenommen und mit des herrn Christi
gerechtigkeit bekleidet, also das uns umb seinet-
willen gerechtigkeit zugerechnet ist, der auch zu-
gleich uns von seinem geist gibt, wie Johannes
spricht [vgl. l.Joh. 4, 13]. Und dises geschicht al-
lein durch glauben, damit das hertz die verheissung
fasset und den herrn Christum anschauet und an-
nimpt.
Und ist nicht zu verstehen, das der glaub gerecht
mache darumb, das er ein besonder hohes werck ist,
sonder correlative soll dise red verstanden werden:
Durch den son Gottes Jesum Christum haben wir

65 Neuburg 1554: + am.

vergebung der sünden und gnad, welchen wir mit
glauben annemen.
Contra: Gerechtigkeit ist erfüllung des gesetzes
oder ist gleichförmigkeit mit Gott. Darzu gehören
alle tugenden, nicht allein glaub. Warumb sprichst
du denn: Allein durch glauben?
Antwort: Alle dise argument, die wir hie gesetzt
haben, sind erinnerung, wie die wörter zu verstehen
sind: glaub und gerecht werden, nemlich, das der
glaub in disen reden heisse alle artickel des glaubens
wissen und für war halten und darin auch die ver-
heissung der gnaden und sey also ein hertzlich ver-
trauen auf den son Gottes Jesum Christum, Gott
und menschen. Gerecht sein heisst vergebung der
sünden haben und Gott gefellig sein durch den glau-
ben umb des herrn Christi willen, welcher der ver-
süner ist und uns bedeckt mit seiner gerechtigkeit,
das ist, mit seinem gehorsam, das der gerechte zorn
Gottes nicht auf uns ausgegossen werde, dieweil
unsere arrne, elende natur sündig ist und hat die an-
der gerechtigkeit nicht, welche ist die erfüllung des
gesetzes oder die gleichförmigkeit mit Gott, darvon
der Psalm [143,2] spricht: Kein lebendiger wirdt vor
dir gerecht sein, und Job 9. [2]: Ich weiß warhaftigk-
lich, das der mensch nicht gerecht ist vor Gott.
Und dises lernet man erstlich in rechter bekerung
und also für und für in aller anrüfung. Denn das
hertz erschrickt vor Gottes zorn wider unsere sünd
und kan nicht freude an Gott haben anderst denn
durch den mittler Jesum Christum, Gott und men-
schen, so du glaubest, das diser mittler deine sünde
zudecke und wölle dir seine gerechtigkeit zurechnen,
das du Gott gefellig seyest. Also hat das hertz ein
zutritt für Gott und nicht anderst für und für in
disem leben. Suchet allzeit erstlich vergebung der
sünden. Darumb spricht s.[anct] Paulus also Ro. 5.
[2]: Durch disen haben wir einen zutrit durch glaubn
in dise gnad.
Und ist darbey gewißlich war, in disem trost
durch glauben wirckt der herr Christus selbs in dei-
nem hertzen leben und ist in dir, lasst dich nicht in
die helle versincken, gibt auch den heiligen geist,
das du freude an Gott hast und erkhennet dein hertz
Gottes gegenwertigkeit und gnade durch den son,

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