Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0223
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1556

stosst von sich den heiligen geist, fellt widerumb in
Gottes zorn und wirdt schuldig der ewigen straf.
Und so er nicht widerumb zu Gott bekert wirdt,
bleibt er im ewigen zorn, wie Saul [vgl. l.Sam. 15]
und vil hunderttausent menschen widerumb aus der
gnad durch iren eignen willen fallen und die teufel
hernach in inen herrschen, wie die gleichnus aus-
clrucklich leeret Matth. 12. [43-45] vom haus, das ge-
reiniget gewesen ist und aber müssig stehet, das ist,
das forchtlos ist und hütet sich nicht vor ursach der
sünden. Ein solch hauß wirdt widerumb aus Gottes
tempel ein teufelsnest. Und zürnet Gott erschreck-
lich dariiber, wie 2.Pet. 2. [4-8] auch klar ausge-
clruckt ist.
Von disem underscheid ist hochnötig, die leute zu
underrichten, das sie rechten verstand diser leer
haben, welche sünden in den heiligen sind und wel-
che sünden den menschen widerumb aus der gnad in
Gottes zorn werfen und den heiligen geist ausstossen.
Und ist seer wol zu mercken, das ein seer grosser,
weiter underscheid ist zwischen sünden wider das
gewissen und der unordnung, die uns angeborn ist.
Wiewol dise angeborne schwacheit, zweifel und böse
neigung auch grosse sünden sind, dennoch mus man
underscheid halten85 inter peccatum regnans et non
regnans, wie darvon nötig ist, in kirchen die leut oft
und klar zu underrichten.
Die ungeübten sollen auch fleissig underricht wer-
den von unterscheid der sünden wider das gewissen
und der sünden wider den heiligen geist.
Von den sacramenten.
Von dem86 tauf.
Was ists geredt: Ich taufe dich im namen des vaters,
sons und87 heiligen geists?
Antwort:
Ich, f spricht der dienerf, taufe dich und rüfe über
dich an den waren Gott, welcher ist der ewige vater
unsers herrn Jesu Christi und sein ewiger son und
ewiger heiliger geist. Und bezeuge, das dich diser
£-£ In 1577 in Klammern.
85 Neuburg 1554: + zwischen der regierenden und
nicht regierenden sünd,
86 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: der.
87 Neuburg 1554: + des.

warhaftig Gott annimpt und vergibt dir deine sünde
umb des sons Jesu Christi willen und wescht dich
mit disem88 tauf zur bedeutung, das dir deine sünde
mit seinem blut abgewaschen sind und das er dich
mit dem heiligen geist zu neuer und ewiger gerech-
tigkeit und seligkeit heiligen wil. Dises alles wirdt
dir in dem89 tauf gnedigklich zugesagt. Und also
laut diser zusage soltu disen warhaftigen Gott er-
khennen, anrüfen, preisen und von aller abgötterey
absöndern.
Disen verstand 90des taufs90 soll man den leuten
oft fürhalten und erkleren, das sie aus dem91 tauf
für und für trost nemen mögen.
Soll man die kleinen kindlein auch taufen?
Antwort:
Man soll die kleinen kindlein taufen. Denn das ist
gantz gewiß, das die verheissung der gnaden, heili-
gen geists und seeligkeit92 auch den kleinen kind-
lein gehöret, wie der herr spricht: Solcher ist das
himmelreich [Matth. 19, 14], item: Es ist nicht des
vaters wille, das eins von disen kindlein verloren
werde [Matth. 18, 14].
Nun ists gewiß, das dises allein geredt ist von di-
sen kindlein, die der kirchen eingeleibt und zum herrn
Christo gebracht sind. Denn ausser der kirchen ist
nicht seligkeit. Daraus volget, das man die kincllein
taufen und also zum herrn Christo bringen und sie
glidmas der kirchen machen soll. Disen trost von
dem kindertauf sollen die leut wol mercken, das sie
wissen und Gott dancken, das ire getaufte kindlein
glidmas der warhaftigen kirchen und in Gottes
gnaden und schutz sind.
Das aber die teuflischen widertaufer schreyen, die
kindlein verstehen noch nichts und haben nicht
glauben, darumb sey ir tauf ein nichtige, unnutze
ceremonia, dargegen soltu festigklich dise wort des
herrn Christi halten: Lasset die kindlein zu mir
kommen, denn solcher ist das himmelreich [Matth.
19, 14], Nun ist gantz gewiß, das niemand ein erbe
88 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: diser.
89 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: der.
90-90 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: der tauf.
91 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: der.
92 Neuburg 1554: + etc.

197
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften