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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0224
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556—1559

ist des himmelreichs, one durch den herrn Christum
und durch den heiligen geist, Joh. 3. [5]. Und him-
melreich heisst in disem spruch vergebung der sün-
den, gerechtigkeit, heiliger geist und erbschaft der
ewigen seeligkeit. Darumb ist gewiß, das der herr
Christus den kindlein in dem93 tauf den heiligen
geist gibt. Der wirckt in inen nach irer maß.
Vom abendmal des herrn Christi.
Was wirdt im abendmal des herrn Christi ausgeteilet
und empfangen?
Antwort:
Warer leib und blut des herrn Jesu Christi. 94Denn
der herr Jesus Christus94 hat dise niessung einge-
setzt, das er bezeuget, das er warhaftigklich und
wesentlich bey uns und in uns sein wil und wil in
den bekerten wonen, inen seine güter mitteilen und
in inen kreftig sein, wie er spricht Joh. 15. [4]:
Bleibt95 in mir und ich in euch.
Wozu soll dise niessung geschehen ?
Zu sterckung des glaubens in den bekerten. Denn
der ewig son Gottes samlet im für und für ein ewige
kirchen durch eusserliche predig des evangelii und
durch sichtbare zeichen, die in göttlichem wort ein-
gesetzt sind. Darbey wil er gewißlich wircken.
Und nachdem die verheissung ein rede ist, die in
gemein allen, die bekert werden und glauben, gnad
anbeut, sind die sichtbaren zeichen daran gehengkt
als erinnerung von der verheissung und, das sie zeu-
gen sein sollen, damit ein jeder insonderheit im die
verheissung adpliciern möge durch glauben im rech-
ten brauch der sacrament. Und sind also testimonia
promissionis et adplicationis96.
Also hat der herr Christus dise niessung geordnet,
das sie uns erinnern soll vondem gantzen neuen testa-
ment. Spricht darumb: Dises ist das blut des neuen
testaments [Mt. 26, 28; Mk. 14, 24]. Nun ist das neue
testament diser bund, mit des herrn Christi blut er-
worben und bestetigt, das uns vergebung der sün-
den, gnad, ewiges leben und ewige gerechtigkeit zu-

93 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: der.
94-94 Neuburg 1554: der.
95 Neuburg 1554: + ihr.
96 Neuburg 1554: + der verheissung und zueyg-
nung.

gesagt und gegeben wirdt. Von disen gütern allen er-
innert uns dise niessung. Und dieweil uns befolhen,
das 97 jeder selbs die sacrament brauchen soll, ist be-
zeugt, das die gemeine verheissung gewißlich auch
zu dir gesprochen ist und das du selbs diser gnaden
und güter teilhaftig bist. Dise übung des glaubens
soll im brauch des sacraments von einem jeden ge-
schehen.
Darumb soll auch niemand zu diser niessung
kommen, der nicht zu Gott bekeret ist, sonder be-
harret in sünden wider das gewissen. Und solche ver-
stehen disen trost nicht. Wer aber zu Gott bekert
ist und trost am herrn Christo suchet, der soll zur
niessung kommen und darbey betrachten und glau-
ben, das im selbs und nicht allein andern vergebung
der sünden und gnad gegeben werde, nicht von
wegen seiner verdienst oder dises wercks, sondern
umb des herrn Christi willen, der den grossen zorn
Gottes versünet hat, und bezeugt mit diser niessung,
das wir seine glidmas sind und mit seinem blut ge-
waschen sind.
Nach disem trost und nach diser adplication sol-
len sampt der niessung in allen folgen hertzliche
dancksagung und anrüfung für uns selbs, für die
kirchen und für christliche regiment etc.
Es sollen auch die leut underricht werden von den
bepstlichen misbreuchen:
Erstlich, diser mißbrauch ist gantz grob und er-
schrecklich98, das vil das sacrament empfahen umb
der gewonheit willen, die nicht zu Gott bekert sind,
sonder verharren in sünden widers gewissen. Von
disen spricht s.[anct] Paulus: Sie empfahens zu gro-
sser straf und werden schuldig am leib und blut
Christi [1. Kor. 11, 29. 27],
Item die bepstlichen thun unrecht, das sie das
sacrament den leyen nicht gantz raichen.
Item, das sie sagen, man verdiene vergebung der
sünden mit disem99 werck und sagen nicht recht von
bekerung und glauben.
Item, unrecht ists, das sacrament verkeren in
andere breuch, als umbzutragen und anzubeten, so
97 Neuburg 1554: + ein.
98 Neuburg 1554: schröcklich; Mecklenburg 1554:
schrecklich.
99 Neuburg 1554: denr.

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