Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0225
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung 1556

doch kein ding ausser dem brauch, wie es Gott ge-
ordnet hat, kan sacrament sein. Nun spriclit der
text: Accipite, manducate 1 [Mt. 26, 26; Mk. 14, 22;
l.Kor. 11, 24].
Warumb soll man bepstliche messe abthun?
Antwort:
Die bepstlichen sagen, der priester verdiene ver-
gebung der sünden mit seinem opfern im selbs und
andern, und darzu ex opere operato2, wie sie reden,
das ist, umb des wercks willen, wenngleich der
priester in öffentlichen sünden lebet. Item sie sagen
weiter, sie verdienen clamit den todten erledigung
des fegfeuers, item den lebendigen gesundheit, gliick
in aller gefehrligkeit etc.3 Und machen mancherley
jarmärckt claraus, wie die phariseer und heiden aus
iren opfern gemacht haben.
Dise verkerung der meß ist vol irrthumb und ab-
götterey. Denn das sie sagen, sie verclienen vergebung
der sünden, dises ist offentlich wider den artickel:
Durch den glauben umb des herrn Christi willen, one
unser verdienst haben wir vergebung der sünden.
Item Heb. 10 [10-18]: Mit einem opfer hat Christus
alle geheiliget etc. Darumb ist kein andere person,
die ein opfer für die sünd thun könde.
Das sie auch sagen, dises opfer helfe den todten,
verdiene glück in leiblichen sachen, dargegen ist
offentlich, das das sacrament nicht für die todten
eingesetzt ist, auch nicht zu leiblichen gütern.
Aus disem allen ist klar, das vil irrthumb und ab-
götterey in der bepstlichen meß ist. Nun ist gewiß,
das Gott die welt grausamlich straft von wegen ab-
götterey, mord und unzucht etc. Disen 4ernstlichen
gotteszorn4 soll man betrachten und den rechten
brauch lernen und halten und die bepstliche irthumb
und abgöttereyen fliehen.
Neulich haben etliche angefangen, die bepstliche
gewonheit zu ferben. Sprechen, das opfer ist nicht
verdienst, es ist aber ein adplicatio, verwechßlen
g GMMH: x.
1 Neuburg 1554: + nemet hin, esset.
2 Neuburg 1554: + auß dem werck für sich selbs,
3 Fehlt Neuburg 1554.
4-4 Neuburg 1554: ernsten zorn.
5 Neuburg 1554: + die zueignung geschicht durch

nur den namen. Denn mit diser farb gedencken sie
eben die vorigen irrthumb zu stercken. Darumb
soltu wissen, das nicht des priesters werck einem
andern die gnad adpliciert, sonder ein jeder muß im
selb durch eignen glauben die vergebung und gnad
adplicieren. Fide propria fit adplicatio, non propter
opus alienum5.
Disen verstand sollen die leut in der niessung
haben, das ein jeder selb durch eignen glauben im
brauch des sacraments im die vergebung und gnade
aclpliciere.
Von underscheid der bepstlichen meß und des
rechten ampts in christlichen kirchen.
Die bepstlichen verkeren das ampt, wie gesagt ist,
in opfermeß und verdienst. Aber die rechten empter
in unsern kirchen, die der herr Christus geordnet hat,
sind die predig des evangelii, die austeilung des
sacraments, 6die niessung des volcks im glauben6,
die dancksagung und rechte anrüfung in offentlicher
versamlung. Denn Gott wil, das seine kirche offent-
liche versamlungen habe, die er auch selbs gnedigk-
lich erhelt. Darumb spricht der Psalm [149, 1]: Sein
lob ist in der versamlung der heiligen.
Denn Gott wil, das er im gantzen menschlichen
geschlecht recht erkhant, angerüfen und gepreiset
und das der son und mittler Jesus Christus und sein
grosse gnad allen menschen bekant und alle abgötte-
rey und sünden offentlich im predigampt gestraft
werden. Darzu sind nötig offentliche und eerliche
versamlungen. Und darzu gibt Gott den kirchen
hittlein und herberg in etlichen landen. Und bschüt-
zet die wider den7 teufel, türcken und andere
tyrannen, wiewol die teufel aus haß wider Christum
gern die gantze christenheit auf einmal auffressen
und alles wüst machen wolten.
Darumb sollen wir wissen, was die rechten empter
in der kirchen sein sollen und dieselbigen Gott zu
lob erhalten und alle abgötterey hinwegkthun8, wie
geschriben ist l.Cor. 10.9g [14]: Fugite iclola10.
eignen glauben und nicht umb eins frembden
wercks willen.
6-6 Fehlt Neuburg 1554.
7 Fehlt Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554.
8 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: wegthun.
9 Neuburg 1554: 1.
10 Neuburg 1554: + fliehet abgötterey.

199
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften