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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0232
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Regierungszeit Ottkeinrichs 1556-1559

len offentlichen, gewisen zeichen, mit auferweckung
der todten und andern zeichen, das gewißlich Got
sey und das sie Gott gefellig sind und das ire leere
recht sey und sie jetzund von den feinden ermördet
werden, muß folgen, das noch ein ander gericht sey,
darin Gott widerumb erkleren wirdt, das dise seine
prediger recht sind, welchen er zuvor zeugknus ge-
ben hat, und das die feind unrecht sind und gestraft
werden.
Die fünft ursach ist, Gott wil, das viler heiligen
leiden, verfolgung und tod, welche sie von wegen der
bekhantnus tragen, zeugknus sind, das sie die leere
gewißlich für warhaftig halten und nicht zweiflen,
Gott werde hernach in ewigkeit seiner warheit zeugk-
nus geben. Denn so man sicht, das sie von wegen der
leere solches elend und den tod leiden, ist daraus zu
mercken, das sie die leere gewißlich für warhaftig
halten. Denn, wer willigklich den tod leidet, hofft
ein ander, besser leben.
Und ist in summa göttlicher rat und wille, das die
kirche under dem creutz sey. Und ist solchs durch
göttliche weißheit und gerechtigkeit also beschlos-
sen, wenn wir gleich nicht alle ursachen betrachten
könden. Doch ist die fürnemest ursach klar, nem-
lich, das Gott wil, das die sündige natur zerbrochen
werde. Von diser ursach redt Paulus Rom. 8. [10]:
Der leib steckt im tode umb der sünde willen.
Dises alles ist geredt von unserm leiden. Aber das
leiden und der gantze gehorsam des herrn Christi
hat eine besondere ursach, nemlich, das es die be-
zalung hat sein sollen für uns alle. Und sollen alle
prediger von underscheid des leidens Christi und un-
sers gemeinen leidens die leut fleissig berichten.
Nachdem nun dises gesagt ist, das die kirche under
dem creutz ligt, sollen wir auch wissen, welchs der
fürnemeste und kreftigest53 trost sey. Denn die hei-
den müssen auch vil leiden und, wie zuvor gesagt
ist, der gottloß schecher hangt am creutz wie der
ander [vgl. Lk. 23, 39-43]. Sie haben aber keinen
trost, der leben und freucle an Gott bringe. Nun ists
Gottes wille gewißlich, das die bekerten nicht in
der angst versincken und in ewigen schmertzen
fallen.
Wie nun menschliche vernunft bey den heiden

53 Mecklenburg 1554: kreftige.

trost suchet, darvon zu reden ist hie zu lang. Aber
wir sollen dise drey artickel ordenlich mercken.
Der anfang im trost ist diser. Unser elend kompt
nicht one Gottes rat, wie die blinde vernunft in hei-
den tichtet. Und ist Gottes ernstlicher wille, das wir
im in der straf oder übung gehorsam sind, nicht
wider in zürnen, sondern unsere hertzen darzu nei-
gen, das sie dise last mit götlicher hilf tragen wöllen.
Also spricht Petrus: Ir solt euch demütigen under
die gewaltige hand Gottes [l.Petr. 5, 6]. Verstehe,
die gewaltigklich strafen kan und widerumb gewal-
tigklich alle die erretten, die bekert werden und in
anrüfen, wie in Davids straf und errettung zu sehen
[vgl. 2.Sam. 15-19]. Und solche exempel soll man
anschauen.
Zum andern mus man betrachten das end, war-
umb Gott die strafen oder elend über uns kommen
lasst, nemlich, nicht das wir ewigklich verstossen
werden, sonder das wir zur bekerung vermanet und
getriben werden und im elend uns bekeren und ver-
gebung der sünden umb des herrn Christi willen be-
geren und sie mit warhaftigem glauben annemen,
wie in disem eid zugesagt ist: So war ich lebe,
spricht Gott, ich wil nicht, das der sünder sterb,
sondern das er bekert werde und das leben habe
[Ez. 33, 11], wie Manasses [vgl. 2. Chr. 33] und Nabu-
chodonosor [vgl. Dan. 4] durch grosse strafen zur
bekerung und ewiger seligkeit berufen sind. Und ist
dises der gemeine weg zur bekerung. Darumb spricht
Paulus: So wir gestraft werden, werden wir von Gott
gezüchtiget, das wir nicht mit diser welt ewigklich
verworfen werden [l.Kor. 11, 32]. Und die gantze
kirch spricht in Michea [7, 9]: Ich wil des herrn zorn
tragen, denn ich hab wider in gesündiget. Ich wil
aber in der straf trost von im hoffen.
Zum dritten, so wir nun vergebung der sünden
empfahen, soll der glaub für und für stercker werden
und vestigklich schliessen, das dich Gott erhören
wölle, sey bey dir und stercke dich. Und soll dise
hoffnung leuchten, das Gott das elend auch in disem
leben gnedigklich lindern wölle oder gantz hinwegk-
nemen54. Und ob du gleich in disem leben nicht
gantz erledigt wirdst, so bistu dennocht ein erb
ewiger seligkeit.
54 Neuburg und Mecklenburg 1554: wegnemen.

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