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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0269
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Einführung der Kirchendiener 1556

vor dem gerichtstuel unsers herrn Jhesu Christi an
jenem tag redt und antwort geben must dem rech-
ten richter im namen des vaters und des sons und
des hailigen gaists, Amen.

Darauf sing die kirch Te Deum laudamus6 oder
Grates nunc omnes teutsch7 und beschließ es der
superattendens mit dem segen [Num. 6, 24-26].p

17. Folgen etliche nebenbedengken, wie es in andern sachen bey den kirchen und
pfarhen, sonderlich mit den gemainen, auch armencasten, gehalten mocht werden
[von 1556]1

Der erst articul, die widertaufer belangend.
[Principi electori placet.] Zu welcher zeit, an wel-
chem ort, was personen, uf was weis mit den wider-
taufern zu handlen were, ist der verordneten einfeltig
bedengkhen.
Wann die kirchenordnung2 durch ainen rat und
verordneten theologum neben und mit dem super-
intendenten publicirt und das volgkh samentlich in
der kirchen zusamenkomen, so sich alßdann die ver-
dachte personen auch in der kirchen finden wurden,
mochten sy alßdan freuntlich angesprochen, war-
umb sie bißher nicht zur kirchen gegangen, gefragt
und uf ir gehörte antwort freuntlich underwiesen
werden.
Die andern aber, so sich abgezogen ires ungehor-
sams halber in beysein des ambtmans und des ge-
richts oder ains ausschuß desselbigen gerechtferti-
get, dardurch ursach genomen, mit inen aller spenni-
gen puncten halben zu handlen und nach gestalt der
sachen vermög des proceß, der visitationordnung
eingeleibt3, nochmals mit inen procedirt werden.
Wie man möge den pfarhern ain besoldung ver-
ordnen, dartzu der ander articul von underhal-
tung und besoldung der kirchendiener.
[Placet principi electori.] Ob man der pfarhen ein-
komen sollte pleiben lassen, wie sie an ainem yeden
p-p Fehlt Neuburger Entwurf.
6 Wackernagel III Nr. 31, S. 19.
7 Wackernagel III Nr. 599, S. 550.

ort von alters her gewesen, oder inen, den kirchen-
dienern, ain genante competentz verordnet werden
sollt, ist der verordneten einfeltig bedengkhen auß
allerhand dartzu bewegenden ursachen, sonderlich
aber zu verkomung grosse und beschwerliche un-
einigkait, so zwischen den kirchendienern und un-
derthanen mit ergernuß erwachsen, zudem auch
zehend und andere gefell den kirchendienern lieder-
lich geraicht, sie auch irer studien halben verhindert
und inen, so sie liederlich, mit zehrung gar nahe so-
vil darauf gehet, als inen geraicht wirdt, uber das,
wo sy ir einkomen in zehend durch mißgewechs oder
ander unfall in verderben gesetzt, auch etliche so
gantz geringe, das sie sich bey der pfar einkomen
nicht betragen mögen, dieser und anderer mer dar-
tzu bewegenden ursachen halben, haben sy einfeltig
bedacht, das aus dem gemainen kirchencasten, so
angericht soll werden, ain genante und gewise com-
petentz an gelt, wein, getraid, wisen, stroe, gärten
zur notturft der kinder geordnet werden. Neben
welchen competentzen nach gelegenhait der perso-
nen, zeit und ort alwegen mogen additiones gereicht
werden, damit die kirchendiener one clagen bleiben.
Der dritt articul von büchern, so in der cantzley
bey dem kirchenrat zur hand weren.
[Placet principi electori.] In bedengkhens, das im
kirchenrath allerley irrungen der besoldung, kir-
1 Druckvorlage wie oben Nr. 10-16 eine nach Neu-
burg übersandte, zeitgenössische Kop., in GLA
Karlsruhe 77/4277, fol. 152 verso- 158 recto. Neu-
burger Formen hierzu scheint es nicht gegeben zu
haben. 2 Oben Nr. 7.
3 Vgl. unten Nr. 18, aber auch oben Nr. 14.

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