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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0279
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Visitationsmandat 1556

wan die heiligen sacramenta außgespendet, zu sam-
len und einzubringen underlassen wurdet, welche
mengel ein offlichs zeugnuß der undanckbarkeit
gegen Gott und ringers eyfers zu seim seligmachen-
den wort, ja auch den guethertzigen groß ergernuß
geben.
Darumb die hohe noturft christenlichs einsehens
erfordern ist und, wiewol durch berurte visitatores
kraft ires ampts und gehabten bevelchs etlicher-
massen verbesserungen darin gesucht und verfuget
worden, wie euch, den amptleuten, burgermeistern,
ratpersonen, schulthaissen und kirchenjuraten eins
jeden orts, da solichs beschehen, genugsam bewust2,
hat doch uns von oberkeit wegen geburen wollen, zu
abwendung solcher ublen und ergerlichen mengel
merere ernstliche fursehung zu thun.
Herumb so bevelhen und gebieten wir euch ob-
gemelten sament und besunder mit ernst und wollen,
das, den es von unserentwegen geburet, nit allein
unsern underthanen, den gemeinden, am orten es
vonnöten, nochmalen verkundiget und sie vleissig
anweiset, sundern auch anhaltet, mit verordnung
guetes ufmerckens und sunst darob und daran seit,
das sie mit iren weib, kindern und gesinde furbashin
das wort Gottes begirlicher zu hörn, sich in dessel-
ben gehorsam zu schicken und darnach zu leben, die
predigen und ander unser geordente kirchendienst
zu jeder gewonlichen zeit fleissig besuchen, darunder
in würtßheusern, uf märckten oder sunst spacirgen-
gen sich mussig nicht finden lassen, auch zu gelegner
zeit die heiligen sacramenta mit geburender gottes-
forcht, ererbietung und andacht empfahen, ire kindt
und gesinde in die kinderlere schicken, auch selb-
sten, die solcher lere noch unberichtet, sich darzu
finden und sunsten, was in mer angeregter gehalt-
nen visitation streflichs befunden, furbaß zu ver-
pessern bevolhen ist, denselben im werck nachzu-
setzen und vleissig zu geleben, eines erbarn, buß-
fertigen christlichen wandels und lebens befleissen
woln, wie auch ir, die amptleut und andere bevelch-
haber, dem gemeinen man, guete exempla fürzu-
tragen, euch mit den eueren solches obgemelten, alles
bey vermeidung unser ungenade, selbs befleissen.
Und dieweil zu einer jeden gueten ordenung, da-

2 Vgl. oben Nr. 18, S. 251.

mit sie unzerrüt gehalten, die hanthab gehörig, sollet
ir, die ober- und underamptleut jedes orts, in steten,
flecken und dorfen euer tragenden ampte bey
schulthaissen, mairn, burgermeistern, räthen, ge-
richtspersonen und kirchenjuraten sunderlich ver-
fugen, uf die verächter gotlichs worts und der heili-
gen sacramenten fleissigs ufmerckens zu haben, wo
deren befunden, sie anfenglichs mit einer geltbuß
nach gelegenheit des verbrechens und dessen umb-
stende zu strafen (welche straf die kirchenjuraten
alsbalt von in einziehen und mit kuntschaft in die
stock oder ander behaltnussen des gemeinen almu-
sens einwerfen), darbey aber dieselben gestraften
verächter erindert werden, sich fürbaß zu bessern
und, da es bey ine nicht verfienge, sunder widerumb
also befunden, soln sie zurn anderen mal mit er-
höhung voriger buß weiters gestraft und abermals
als ob gehalten, so sie dan aber zum dritten mal uber
alle vermanung in beharrender unchristenlicher ver-
achtunge gespurt, alsdan solichs den amptleuten,
auch verordenten superattendenten desselbigen
amptes angezeigt werden, derhalb ferner geburende
wege gegen solchen verechter zu suchen und furzu-
nemen haben.
Als auch in gehaltener visitation aller orten durch
die visitatores verordent worden, das gemeine al-
musen under oder vor und nach den predigen und
sunst christenlichen gesengen, auch bey ausspen-
dung der sacramenten, wie sichs jedesmals am fug-
samsten schicken mage, zu schuldiger underhaltung
der armen fleisig einzusamlen, so heissen wir euch
in selben auch ordenung mit ziehung darzu tuglicher
personen und sunst bis uf fernere unsere fursehung
fleissig anzuschicken, damit daran einiger mangel
nicht erwinde.
Und also allem obgemeltem treues ernsts nachzu-
setzen, bey vermeidung unser ungenade und strafe
an euch sampt und besunder kein fleiß noch mugli-
chait verpleiben lassen, das thun wir uns zu euch
gnediglich und unzweiflich versehen.
Zu urkund versigelt mit unserm zu ende ufge-
truckten secret.
Datum Heydelberg, uf Dinstag nach Thome apo-
stoli, den xxii. Decemb.[ris] anno etc. lxi.
v

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