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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0288
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

Wiewole unsere cvorälternc, löblicher und seliger
gedechtnus, zu erhaltung guter policey und burger-
lichen siten mit guter furbetrachtung und zeitigem
rhate etlich male statliche und nutzliche ordenun-
gen aufgericht, auch im druckh ausgehen und offent-
lich verkhunden lassen2, so befinden wir doch, das
denselben zuwider mancherhandt ergerliche unorde-
nunge und unbescheidenheiten und under anderem
furnemblich der gros pracht und unuberschweng-
licher kosten mit den ubermessigen hochzeiten,
kindtaufend und pancketen, in haltung der konig-
reich3, mit welchen nit allein alle proviand ehie auf
dem marckht, sondere auch sonst hin und wider
aufm lande eröset4 und in merkliche theurunge ge-
bracht, dartzu auch meniglichenf mit den hohen
schanckungen nit wenig beschwerdt und beladen
wirdetg, also eingerissenh, das zeitlichi gepurlich
einsehens, auch kanderek maß und ordnung darin-
nen zu statuiren, hoch vonnödten sein will.
Darumb sol haben wir als der chur- und landts-
furst mit guter furbetrachtung dem almechtigen als
dem stifter des ehestandts zu ehrn, unsern landen,
leuten mund underthanenm zu gemeiner wolfarth
und nutz dise nachgemelte ordenung in hochzeiten,
kindtaufenn und pancketen der konigreich o(wie
dan nachgeendts in andern puncten der policei
kurtzlich auch bescheen sol5)o furbasp in unserm
churfurstenthumb der Pfalntzs am Rheine zu halten
furgenomen, setzen und ordenen demnach mit rech-
c-c 1561: liebe vettern und vorfarn, pfaltzgrafen,
churfursten etc.
d Fehlt 1561.
e-e 1561: auf ordentlichen marckten,
f 1561: viel.
g 1561: worden.
h 1561: + und misbrauchet.
i 1561: ferner.
k-k 1561: widerumb ander verneuerte.
i Fehlt 1561.
m-m 1561: underthanen und verwandten.
n Fehlt 1561.
o-o 1561: nachmaln und.
p 1561: + gentzlich.
q 1561: rechtem.
r-r 1561: underthanen und andern zugewandten.
s-s 1561: nach gestalt irer.
t Fehlt 1561.
u 1561: + hoher oder nieder oberkeit.
w-w 1561: halben.
x 1561: + rheinischer muntz.
y 1561: funf.

terq wissen in kraft dis briefs, ernstlich gepittende,
das die von unsern dhienern, universitetsverwanten
rund underthanenr strenglichen gehalten, auch die
ubertreter mit hierin aufgesatzten oder andern ge-
purlichen peenen sdes thurns oder sunst nachs ver-
wirckung onnachleßlich gestraft werden sollen,
allest wie hernach volgt.
Nemblich und zum ersten ordenen wir, das ausser-
halb unserer hohen rethe und des adels sonst keiner,
wer der sey, in unserm gepieteu furbas zu einer
hochzeit uber vier tisch leut, sie seien von freunden
oder unverwandten, zu gast berufen und laden und,
geferligkeit zu vermeiden, uber ein tisch nit mehr
alß zehen, das weren zusammen viertzig personen,
nidersetzen solle bey vermeidung der straf nach der
verbrechende personen gelegenheit und narung,
doch das notturftig gesinde, welchs uber ein tisch
nit sein soll, hierinnen außgeschlossen6.
7Es solle auch kein persone, die dem brautgam
oder braut mit sipschaft nit verwandt ist, uber ein
wort eines rheinischenw guldenx an geld oder gelts-
werth zu schanekungh auf die hochzeit vereheren bey
vermeidung zeheny gulden strafe eim yden verbre-
chenden, der es gibt und nimbt, onenachleßlichen
abzunemen. Aber den gesipten soll irer schanckhung
halb hierin khein maß gesetzt sein. Es soll auch fur-
bas kein hochzeit zum lengesten uber zwen tag
weren und die nach-8 oder gesellentäge9, auch die
nachschanckungen zder morgengaben oder, wie sy
z-z 1561: wie die mögen genant werden (so allein zu
unnutzer verschwendunge dienend), darzu der
gesuchte fundt, die berufenen hochzeitgest alle
malzeit iren pfenning zeren zu lassen, nit weniger
aber die schanckungen von inen zu nemen.
2 Polizeiordnung von 1546, oben Nr. 4, S. 102-108,
dort die entsprechenden Bestimmungen S. 105-106.
3 Besondere Art von Festmahl, vgl. DW V, 1710
und 1609 (s. v. Kolbe).
4 Erschöpfen, vgl. DW III, 935.
5 Weitere Polizeibestimmungen in diesem Sinne
sind während der Regierungszeit Ottheinrichs
augenscheinlich nicht mehr erlassen worden. Eine
neue Polizeiordnung verabschiedete Friedrich III.
1562, vgl. unten Nr. 26, S. 264-274.
6 So ähnlich schon 1546, vgl. oben S. 106.
7-7 Wörtlich aus 1546, vgl. oben S. 106.
8 Tag nach der Hochzeit zur Nachfeier, vgl. DW
VII, 167.
9 Geselle = Freund, Kollege, hier des Bräutigams,
vgl. DW IV, I, 4028.

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