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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0289
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Polizeimandat 1558

sonst genent werden7 (und allein zu unnutzer ver-
schwendunge angerichtet)z, 7hiemit gentzlich ab-
gestelt und verboten sein bey straf funf gulden,
einer iden verbrechenden person abzunemena7.
Und dieweil bißher vil unzucht und leichtfertig-
keit inb däntzen, sowole bey tag als bey der nacht,
geübt worden, so sollen furbaß die däntz zun hoch-
zeiten, auch sonsten, nit anders dann in zuchtigem,
erbarn wandel one uberfluß der unzucht, des ver-
drehens, sprengens, noch anderer leichtfertigkeiten
gehalten10, sich auch keiner, so nit zur hochzeit ge-
laden ist, seins gefallens, selbs zu tantzen, eindrin-
gen noch ainichen zanck oder hader anfangen, und
darzu die nebendentz, so bißher durch allerlai ge-
samblet gesindt neben den hochzeiterin und ge-
ladnen personen aigens willens unzuchtiglichen
volnbracht worden, bey der thurnstraf gentzli-
chen abgestelt und vermiten werden, doch hiemit
onbenommen, einem in zuchten ein furtantzs zu
geben.
Und nachdem sich auch solche unordenliche weiß
eingerissen, das man gemeinlich an eim hochzeit-
lichen tage kaum vor ailfen zur kirchen und oftmals
kaum umb zwölf uhren zu tisch kombt und dan
wole biß in die vierdte oder funfte stundt beyeinan-
der im sauß11 und unordenlichem, vihischem leben
verharrt, dardurch dan manchem armen mann zu
schaden und andern auch zu untreglicher beschwe-
rung der gantzs tage unnutzlich verzert wurdet, so
ordenen wir, das nunhin furbas breutgam und braut
sampt irer beiderseits freundtschaft und geladenen
gesten sich mit dem würt vergleichen oder sunst, im
fall sy die hozeiten selbst halten, dahin richten und
befurdern, das sy nach volnbrachtem kirchgang
somerszeit morgens umb neun und winterszeit umb
zehen und also auch des nachts somers- und winters-
zeit zu funf uhren, sovil muglich, zu tisch und dem
essen gehen und also auch das lang tischsitzen ab-

a 1561: + Doch wo aber die gebuerlich schanckung
von weibspersonen und jungfrauen altem brauch
nach an schusseln, kanten, pfannen und derglei-
chen hausgeretlin den hochzeitern etwas zur
morgengab verehret wurde, das solle hierin nicht
abgeschnitten sein, sover kein ubermas darin ge-
spuert, auch sunsten in ander wege nicht mis-
braucht wurdet.
b 1561: zu.

kurtzen. Und sollen vier oder zum hochsten funf
essen, dartzu keeß und obs, und nit daruber gegeben
werden.
Zum andern cgrossen pracht und uberflusigen
kosten, so gemeinlichen bey den kindtaufen also
eingerissen, das mancher denselben ein gantz vier-
theil jars oder lenger wider erkargen12 oder dar-
durch sich sunst in schulden stecken muß, abzu-
schneiden, ordnen wir, das hinfurbaß 13zu einem
kindtauf nit uber sechs oder acht frauenpersonen
mitzugheen angesagt werden soll, den mage dan
der ehrwein und den personen, so in kindtsnöten
dagewest, ein zimblicher imbs, darin nit uber vier
essen, gegeben werden, auch den gevattern nach
irem gefallen den kindtbetherin verehrung zu thun
unbenommen, aber ausser des itzgemelten sonst alle
andere nach- oder kinderschanckungend, malzeiten
und unkosten, so bißhoro in kindtbethen zu unnutzer
verschwendunge gebraucht worden, hinfurther
gentzlich abgestelt sein bey straf funf gulden, ider
verbrechenden persone unnachleßlichen abzune-
men13.
Zum drittenc ordenen wir, das auch in unserm
gepietee die kunigreich und ubermessige, grosse
bancketen, so bißher mehrertheils allein zu ver-
schwendung, erösung und theurung der proviande
und speiß gedient haben und daraus die unorden-
liche fulle und andere unthaten nit wenig entsprun-
gen seint, furbaß gentzlich abgestelt sein und nit
mehr gehalten werden sollen bey straf funf gulden,
jeder verbrechenden persone abzunemen.
Und soll alles obgemelt strafgelt, so von den ver-
brechenden abgenommen und gefallen wurdet, in
einer iden unser stadt, flecken oder dorf in der
Pfalntzs am Rhein durch unsere amptleuth oder mit
irem vorwissen durch tugliche verordente personen,
die insonderheit darzu beaidiget sein sollen, ein-
bracht14 und uns alsdan eines iden orts jerlichs auf
c-c Fehlt 1561.
d Ursprünglich: rinderschanckungen, in Zwei-
brücken hs. korrigiert.
e 1561: + hoher und nider ohrigkeit.
10 So ähnlich schon in 1546, vgl. oben S. 106.
11 Schwelgerei,Wohlleben, vgl. DW VIII, 1925—1927.
12 Ersparen, vgl. DW III, 864.
13-13 Fast wörtlich aus 1546, vgl. oben S. 106.

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