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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0327
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Ehegerichtsordnung 1563

ander gelubdnus dem ersten weichen und fur dieses
geurthailet und gesprochen werden, sintemal ein
offentlich verlöbdtnus, das frey und reino ist, vor
andern zuvor beschlafenen dirnen ein rechte und
redliche ehe ist nach der gemeinen regel: Consensus
et quidem legitimus facit matrimonium.
Und spricht sant Johannes: Wer die braut hab,
derp sey der breuthgam, am 3. capit. [29]. Weil nhun
der erste verlobte man die brauth hat und ist breut-
gam, khan sie sich mit keinem andern hernach ver-
loben, noch der breutigam mit einer andern.
Daher auch Moses Deut. amq 22. cap. [23-24] eine
vertrauete jungfrau ein eheliche frau nennet, da
er spricht: Wenn eine dirne einem vertrauet ist und
einer beschleft sie in der statt, soltu sie alle beide
todt steinigen, die dirne darumb, das sie nit geschrien
hat, den man darumb, das er seines nechsten gemahl
oder ehefrau zuschanden gemacht hat.
Und obgleich einer nach dem offentlichen ver-
löbnus sich mit einer andern verlobte, dieselbig be-
schlief, schwechte oder schwengerdte, als sie damit zu
ehlichen und das erste verlöbdnus zu reissen, soll
doch nichtsdestoweniger fur das erste, rals das ein
rechtes, redliche ehe istr, gesprochen und geurthai-
let werden und das ander dem ersten weichen.
Es were dann sach, das einer aus rechtmessigen,
redlichen ursachen sich nit schuldig achtete, die
erste gelubdnus zu halten (als da einer schwerlich be-
trogen, davon hieunden) und sicher derwegen nit aus
mutwillen, sondern unbedacht des rechtlichen
spruchs und erledigung mit einer andern verlobte
und verspreche, in diesem vall und sonderlich, wha
der beyschlaf gevolget were, möchte nach gelegen-
heit der sachen und wichtickheit der umbstende fur
das ander ehegelubdtnus gesprochen, jedoch der-
selbige darumb, das er nicht bey dem richter umb
rechtmessige und geburliche erledigung der ersten
ehegelubdtnus angesucht und solche auch erlangt,
zur straf und abtrag gehalten werden.
Und dieweil diese und fast alle obgeschriebne fäll
o Cgm 2553: kein.
p Fehlt Cgm 2553.
q Fehlt Cgm 2553.
r-r Fehlt Cgm 2555.
s Cgm 2553: + und.
t Cgm 2553: halten.
u Cgm 2553: schand.

sich gemeiniglich zwischen liederlichen und leicht-
fertigen perßonen begeben, als bösen buben, die
durch die landt von einer stadt zur andern laufen
und, wa sie ein dirne sehen, die ihnen gefelt, erbren-
nen und trachten flucks, wie dieselbige sie bekom-
men, faren zu und verloben sich noch einmal und
wöllen alßo das erst verlöbnus, anderstwo einer an-
dern gethan, vergessen und fahren lassen und, das
wohl erger ist, halten hochzeit druf, etliche aber
habent hie und dort hochzeit und treyben alßo mit
dem nahmen und scheinu der ehe grosse und schend-
lichw laster, solche unzucht und unerbarkheit abzu-
stellen, sollen alle obgeschriebne fäll strafwirdig er-
khandt und solche unzuchtige, mutwillige, lieder-
liche undx leichtfertige perßonen nach gestalt und
gelegenheit gebusset und gestraft und deßwegen
unßern ambtleuthen und dienern geburlicher, ernst-
licher beveleh uf antzeig und relation unserer ehe-
richter unverzuglich gegeben werden.
Domit auch solchery leichtfertickeit desto baß be-
gegnet werden möge und sich niemandes der un-
wissenheitz zu entschuldigen hab, so ist ein nottorft,
das alle man- und weibsperßonen, so frembd und un-
bekant sein, von der obrickheit zu volzihung ihres
ehelichen standtsa gelassen, auch von pfarherren
und kirchendienern ehe nit aufgeboten, vertrauet
noch eingesegnet werden, sie haben dann zuvor guete
kundtschaft schriftlich oder mundlich ihrer perßon
thun und lassens gebracht und furgelegt, damit man
wissen khundte, was es fur leuthe, ledig oder ehlich,
redlich oder unredlich sein, wie dann sunst auch
unter den handtwercksleuten dergleichen kundt-
schaften ihrer kunsten und arbeit halben erfordert
und begehret werden.
16. Von rechtmessigem consens oder bewilligung
deren personen, so ihres eigen gewalts sein.
Unsere eherichter sollen den consens deren per-
ßonenb, die unter keinem veterlichen gewaldt oder
oberhandt mehr und sich miteinanderc verlobt und
w Cgm 2553: sündliche.
x Fehlt Cgm 2553.
y Cgm 2553: dieser.
z Cgm 2553: + halber.
a Cgm 2555: + nichts.
b Cgm 2555: + undt.
c Cgm 2553: mit einer andren.

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