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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0329
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Ehegerichtsordnung 1563

[L.[ex] si constante c.[odicis] de repud.[iis]59;
novella 2360e; constitu.[tio] 9361e].
Sint mal die eltern kayserliche rechten auch die
volzogne ehe dermassen ufzusagen vergunnen und
solchs hernachgevolgte des keysers Leonis jungst an
tag gegebne constitution außdrucklichen mit sich
bringt und außweist,
[L.[ex] fi.[nalis] c.[odicis] de spons.[alibus]62]f
doch mit der beschaidenheit, das dem aufsagen-
deng thayl die straf des kayserlichen rechten mit
zwey- oder vierfacher erstattung desjhenigen, waß
auf die ehe gegeben oder genohmmen worden ist,
auferlegt werde. Damit aber diß orts desto gewahr-
samer gegangen und niemands zur leichtfertickeit
ursach gegeben werde, so wöllen wir, das solche fell
an uns oder in unserm abwesen an unßere obriste
rethe durch unßere verordente eherichter mit guter
relation ggaller notwendigen umbständt gebracht
undgg hierunder unßer endlicher beschaidt geholt
und erwartet werde.
18. Von viererley irthumben, so sich bisweilen in
eheverlöbungenh der personi, condition, gluckhs
und qualitet halben begeben und zutragen.
Dieweyl der eheliche standt nit allein ein unge-
tzwungne und beharliche zusammenvergatterung63
mans und weibes, sondern auch ein unzertrentliche,
freye und rechtmessige geselschaft des lebens und
eine gemeinschaft göttlichs und menschlichs rech-
tens istk, welche anderst nicht dann mit gemeiner
und volkhommener beider eheleuten bewilligung
gescheen und beschehenl kann und soll und aber sich
begibt, das diejenigen, so sich miteinander eheli-
e-e Fehlt Cgm 2555.
f Marginal fehlt Cgm 2553 und 2555.
g Cgm 2553: außagendem.
gg-gg Fehlt Cgm 2555.
h Cgm 2553: eheverlobung.
i Cgm 2553: personen.
k Cgm 2553: + und.
l Cgm 2553: bestehen.
m Cgm 2553: verehelichen.
n Cgm 2555: alle.
o Cgm 2553: unversöhnliche.
p Cgm 2555 Marginal: + Error personae.
Cgm 2553: oder.
r Cgm 2553: Lea.
s Marginal fehlt Cgm 2553.
t-t Fehlt Cgm 2553.

chenm, verloben, bißweyln irren, vergreifen oder
sonst in anderen wege und aus allerhandt unvor-
sehenlicheno ursachen treffentlich sich beschwerdt
befinden,
so haben auch hirinnen die gemeine kayserliche
rechten und canones der naturlichen und göttlichen
pillickhait nach in etzlichen unterschiedlichen fällen
ein geburendt einsehens gehapt und die irthumben,
so sich in ehesachen zutragen mögen, furnemblich in
vier puncten verfasset:
pErstlich, daß sich begeben khann, das einer in
der perßon sich irret, die ihme versprochen undq
vermehlet worden ist, welcher irthumb gleichwohl
nit leichtlich gescheen mag, als da dem heyligen
patriarchen Jacob sein schweher Laban anstadt
Rachel (welche seine brauth und verlobte ehefrau
wahr) die andere tochter Lyar beylegete [vgl. Gen.
29, 18-23].
[c.[anon] 1. 29. q.[uaestio] 1a]64 s
Wha sich ein sollicher fall begebe und die ehe mit
dem beyschlaf nit volnzogen wehre, hat es keinen
zweifel, das solcher fall kein ehe stiften khann und
in dem die canones recht urthaylen.
[c.fanon] Is qui fidem65; c.[anon] si inter, de spons.
[alibus et matrimoniis]66; tc.fanon] 10, 29. q.[uae-
stio] 1a]t67.
Da aber einem ein ander fur die versprochene bey-
gelegt wurde, wiewohl die canones hierin dahin
schliessen, das die volgende vorwilligung und, da
einer aus menlicher begirde, ex maritali affectu, ein
andere erkennet und sie aus weiblicher begirde ihme
eheliche pflicht leistet, eine volkommene ehe stiften
sollu, wie auch Jacob Liamw behalten hat, jedoch,
u Cgm 2553: selbst.
w Cgm 2553: Leam.
59 C 5, 17, 9 (CJC II, 213).
60 Nov. 23 de appellationibus, hier vielleicht Nov. 22
de nuptiis.
61 Const. 93 ebenfalls de appellationibus, hier viel-
leicht die Leo zugeschriebene Const. 143 de raptis
mulieribus ?
62 C 5, 1, 5, 5 (CJC II, 193).
63 Versammlung, Vereinigung, vgl. DW XII, 1,
379-380.
64 C. 1 C. 29 qu. 1 (CJCan I, 1091).
65 C. 30 X de spons. IV, 1 (CJCan II, 672).
66 C. 31 X de spons. IV, 1 (CJCan II, 672).
67 C. 1 C. 29 qu. 1 (CJCan I, 1091).

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