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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0346
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

30. Von der eheschaidung,
so von wegen des ehebruchs begert würdet,
und, was der ehebruch seye70.
cDie göttliche rechten gestatten furnemlich in
zweyen fellen die ehescheidung. Als nemblich und
zum ersten, so ein gemahel and dem andern bruchig
und dasselb vermug der rechten gnugsame erwiesen
und beybracht wirdet. Derowegen sollen unßer ehe-
richter die partheyen, so uber ihre ehegenossen kla-
gen und begeren, sich von demf ehebruchigen zu
scheiden, fleissig anhören, die umbstende erwegen
und nach gnugsamer eingenohmmener verhöer die
ehescheidung ohne unßer oderg unßerer obristen
rethe vorwissen und bewilligung nit erkhennenh
oder zulassen.
[L.[ex] 1 c.[odicis] de adult.[eriis] et [de] stup.
[ro]71; l.[ex] stuprum72; l.[ex] inter etc. eod.[em]73;
c.[anon] ex literis dei divort.[iis] 74]k
Und dieweil die kayserliche und bäbstliche rech-
ten sich in dem nit durchaus vergleichen, was ein
ehebruch seye, so wollen wir, dasl nit allein das fur
ein ehebruch gehalten werden soll, wann einm lediger
gesell oder eheman mit einer andern ehlichen frauen
unzucht begehet, wie die kayserliche rechten davon
reden, sondern auch, wann ein eheman mit einer
ledigen dirnen oder ein ehefrau mit einem ledigen
gesellen der unkeuscheit pfleget.
Alß auch von etlichen ein underschiedt gemacht
werden will zwischen ehebruchigen man- und weibß-
perßonen alßo, das die menner ihrer weiber allein
des ehebruchs zu beklagen, die weiber aber ihre

c Cgm 2553 Marginal: + 2. cap. Von den weglau-
fenden undt nicht beywohnenden eheleuthen.
Infra. [vgl. unten Kap. 36, S. 324-326].
d Cgm 2555: in.
e Fehlt Cgm 2553.
f Cgm 2553: der.
g Cgm 2555: undt.
h Cgm 2553: erkennt.
i Cgm 2555: ex.
k Marginal fehlt Cgm 2553.
l Cgm 2553: doch.
m Fehlt Cgm 2553.
n Marginal fehlt Cgm 2553.
o Fehlt Cgm 2555.
p-p Cgm 2553: letztem kayßerl.[ichem] gesetz.
q Cgm 2553: bandt.
r-r Cgm 2553: der man auch nit mehr.

menner nit dieses lasters furzufordern macht, fug
und recht haben sollen.
[L.[ex] 1a ad l.[egem] Julia.[m] de adult.[eriis]75]n
Auß ursachen, wie Ambrosius schreibt, das der
man des weibs haubt seye, item, das Moses allein
den ehemennern vorstattet, den scheidbrief zu ge-
ben [Deut. 24, 1-4], item die kayserlichen rechten
von den zeiten Juliani den weibern publicam adul-
terii accusationem verpoten und dergleichen,
So befinden wir doch in göttlichen und naturlichen,
aucho pletzteren kayserlichen rechtenp, das zwi-
schen man und weib, sovil den ehlichen pundtq, lieb
und gerechtickeit belangen thut, khain unterschiedt
gehalten wurdet und, gleich wie das weib khainen
gewalt ihres leibs mehr hat, sondern der man, alßo
rauch der man nit mehrs sein selbs, sondern das
weibr seines leibs mechtig ist, primot Corinth. 7 [4],
Darumb, obwohl die frauen, sovil die fursichtickeit,
administration und regierung der gantzen haußhal-
tung betrifft, den mennern als ihren haubtern und-
terworden, so wöllen wir doch ihnen ihre geburende
und von Gott gegebene recht, dardurch sie die frei-
heyt von ihren ehebruchigen mennern erlangen mö-
gen, nit abschneiden, sondern zugleichu als den
mennern ein gegenfall verstatten.
31. Vom proceß der ehescheidung
in ehebrüchsfällen.
Wann fur unßere eherichter partheyen khommen,
die einander des ehebruchs beclagen und die sach
zweifelhaftigw, nit richtig ist oder sonst nit wohl be-
s Fehlt Cgm 2555.
t Cgm 2553: 1.
u Cgm 2555: gleich.
w Cgm 2553: + und.
70 Kap. 30-35 behandeln die Scheidung wegen Ehe-
bruchs, die auch schon in Von den Ehesachen von
1556, Nr. 8, oben S. 224, zugelassen wurde. Die
Christliche Eheordnung von 1562, Nr. 27, S. 285,
hatte hierzu die Einzelbestimmung, daß eine
Wiederheirat nur mit Grenehmigung der Eherichter
stattflnden durfte.
71 C 9, 9, 1 (CJC II, 374).
72 D 48, 5, 35 (CJC I, 850).
73 D 48, 5, 6 (CJC I, 845-846).
74 C. 5 X de divortiis IV, 19 (CJCan II, 721-722).
75 C 9, 9, 1 (CJC II, 374).

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