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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0413
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Kirchenordnung 1563

53. Jesaie gelesen werden und mag hierin gebraucht
werden, welches jeder kirchen am füglichsten und
erbäulichsten ist81.
Nach verrichter communion soll der diener spre-
chen:
Ir geliebten in dem herrn, dieweil jetzund der
herr an seinem tisch unsere seelen gespeiset hat, so
lasset uns samptlich mit dancksagung seinen namen
preisen und spreche ein jeder in seinem hertzen also:
Lobe den herrn, meine seel und, was in mir ist,
seinen heiligen namen. Lobe den herrn, meine seel,
und vergiß nit, was er mir guts gethon hat, der dir
alle deine sünden vergibt und heilet alle deine ge-
brechen, der dein leben vom verderben erlöset, der
dich krönet mit gnaden und barmhertzigkeyt.
Barmhertzig ist der herr, gedültig und von grosser
güte. Er handlet nicht mit uns nach unsern sünden
und vergilt uns nicht nach unser missethat. Denn
so hoch der himmel uber der erden ist, läßt er seine
gnad walten uber die, so in förchten. So weit als der
aufgang der sonnen ist vom nidergang, also weit
thut er unsere ubertretung von uns. Wie sich ein
vater uber seine kinder erbarmet, so erbarmet sich
der herr uber die, so in förchten [Ps. 103, 1-4, 8,
10-13]82. Welcher auch seines eignen sons nicht ver-
schonet, sonder hat ihn für uns all dahin gegeben
und uns alles mit ihm geschencket [Röm. 8, 32], Dar-
umb beweiset Gott seine lieb gegen uns, daß Chri-
stus für uns gestorben ist, da wir noch sünder waren,
so werden wir je vielmehr durch in behalten werden
für dem zorn, nachdem wir durch sein blut gerecht
worden seind. Dann so wir Gott versönet sind durch
den todt seines sons, da wir noch feind waren, viel-
mehr werden wir selig werden durch sein leben,
nachdem wir im versönet seind [Röm. 5, 8-10]. Dar-
umb soll mein mund und hertz des herrn lob verkün-
digen von nun an biß in ewigkeyt, Amen.
Oder also:
Almechtiger, barmhertziger Gott und vater, wir

z Hier endet der Separatdruck von 1564.
a 1585 Überschrift: + Vom christlichen bann oder
bußzucht.
b Fehlt 1585.

dancken dir von gantzem hertzen, daß du auß
grundtloser barmhertzigkeit uns deinen eingebornen
son zum mittler und opfer für unsere sünd und zur
speise und tranck des ewigen lebens geschencket
hast und gibst uns waren glauben, dardurch wir
solcher deiner wolthaten teilhaftig werden, hast uns
auch zu sterckung desselben deinen lieben son Je-
sum Christum sein heiliges abendmal einsetzen las-
sen. Wir bitten dich, getreuer Gott und vater, du
wöllest durch würckung deines geists uns diese ge-
clechtnuß unsers herrn Jesu Christi und verkündi-
gung seines todts zu täglichem zunemen in warem
glauben und der seeligen gemeinschaft Christi ge-
deien lassen, durch denselben deinen lieben son Je-
sum Christum, Amenz.
83 aDieweil aber zu rechter und gottseliger ad-
ministration und übung der heiligen sacramenten
nicht allein gehöret, daß sie auf solche weiß, wie von
Gott verordnet und darzu sie von im sind eingesetzt,
gehalten, sonder auch, daß sie nicht solchen per-
sonen gereicht werden, welche er darzuzulassen ver-
boten hat, so ist vonnöten, daß die christliche ex-
communication in der kirchen nicht allein mit wor-
ten geschehe, sonder auch mit der that vollzogen
werde, das ist, so etliche in der gemein mit gott-
lesterlicher lehr oder schweren lastern behaftet
weren, daß dieselben zum nachtmal des herrn nicht
zugelassen werden, biß sie besserung erzeigen. Und
wie es die ehehafte noth erfordert, daß die christ-
liche kirch von dem untreglichen mutwillen und der
greulichen tyranney des bäbstlichen bannes, damit
der bapst und sein hauf alles under seine füß gewor-
fen hat, entlediget würde. Also, weil nit allein das
böse außgerottet und eingerissen, sonder auch daß
gute an die statt gepflantzet und gebaut werden
soll, ist auch nicht minder notwendig, daß ein
christlicher und rechtmessiger bann von wegen des
befelchs Christi Matth. amb 18. [15-18] und der
kirchen heil und notturft in der christlichen gemein
behalten werde.
82 Diesen Psalm hat Agendbüchlein Worms 1560
nach der Krankenkommunion.
83 Auch in London 1565, fol. 80 recto — 114 recto
(Sehling VII, II, 1, 638ff), folgt, wie im Heidel-
berger Katechismus, oben S. 358-359, die Buß-
zucht auf das Abendmahl.

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