Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0422
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

stus selbst gelehret hat: Unser vater etc. [Mt. 6,
9-13]10.
An den andern wercktagen allesampt soll in stät-
ten alle morgen one singen ein capitel auß der heili-
gen schrift verstendtlich fürgelesen und dem volck
die summa des capitels und fürnemste lehr darauß,
so zum trost, vermanung und erbauung am dienst-
lichsten ist, kürtzlich und einfältig fürgehalten und
darauf das morgengebet mit dem vaterunser und
zehen geboten fürgesprochen werden also, daß die
lection, vermanung und gebet sich nit uber ein
halbe stund erstrecke.
14 Morgengebet.
Geliebten in dem herrn Jesu Christo, lasset uns vor
dem angesicht Gottes niderknien und in auß grund
unsers hertzen also anrufen:
Barmhertziger, ewiger Gott und vater, wir dan-
cken dir, daß du uns diese nacht so gnediglich behü-
tet und den heutigen tag hast lassen erleben, und
bitten dich, du wollest uns auch diesen tag behüten
und deine gnad erzeigen, daß wir diesen gantzen tag
in deinem dienst zubringen also, daß wir nichts ge-
dencken, reden noch thun denn allein, damit wir
deinem väterlichem willen gehorchen und dir wol-
gefallen, auf daß alle unsere werck zur ehre deines
heiligen namens und auferbauung unsers nechsten
gereichen. Und wie du jetzunder wunderbarlich
deine sonn auf den erdboden scheinen läst, unserem
leib zu leuchten, also wollest auch durch die klarheit
deines heiligen geists unsern verstand und hertzen
erleuchten, damit wir geführet werden auf den
rechten weg deiner gerechtigkeyt, also daß wir in
allen dingen, darzu wir uns begeben werden, diesen
besondern und fürnembsten fürsatz haben, daß
wir wandlen in deiner forcht, dir dienen und dich
ehren und all unser gut und wolfarth allein von dei-
nem göttlichen segen und benedeiung erwarten, auf
daß wir uns nichts understehen zu thun, daß dir

y-y Fehlt hier 1585.
z-z 1585 hier: + an leib und seel behüten, wider alle
anfechtung deß teufels stärcken und gnediglich
erretten auß aller gefahr, die in dieser welt uns
möcht begegnen und also.

nit wolgefällig sey. Darneben verleihe uns auch
dein gnad, daß wir dermassen arbeiten für den leib
und diß zeitlich leben, daß wir doch allezeit am
ersten trachten nach deinem reich und nach deiner
gerechtigkeyt und nicht zweifeln, das ander alles
werde uns auch zufallen [Mt. 6, 33]. Wollest uns
auch behüten an leib und seel und stercken wider
alle anfechtung des teufels und uns erretten auß aller
gefahr, die in dieser welt uns möcht begegneny. Die-
weil es aber nichts ist, einmal wol angefangen haben,
so man nicht beharret, so bitten wir dich, daß du
uns nicht allein diesen tag wollest in dein heiliges
geleit und schutz nemen, sondern auch all unser
leben lang zwollestz deine genad in uns teglich be-
stätigen und vermehren, biß daß du uns wirst ge-
bracht haben zu der volkommenen vereinigung mit
deinem son Jesu Christo, unserm herrn, der da ist
die warhaftige sonn unserer seelen, leuchtende tag
und nacht ohne aufhören und in ewigkeyt. Gib auch
deinen segen zu der predigt deines heiligen evange-
lions, zustöre all werck des teufels, stercke alle
kirchendiener und oberkeyt deines volcks, tröste
alle verfolgte und betrübte hertzen. Damit wir aber
solche und andere notturft von dir erlangen mögen,
so wöllest uns alle unsere sünde verzeihen umb dei-
nes lieben sohns Jesu Christi willen, welcher uns hat
verheissen, das du uns alles, was wir dich in seinem
namen werden bitten, gewißlich geben werdest
[Joh. 16, 23] und derhalben uns also hat heissen
beten: Unser vater etc. [Mt. 6, 9-13].
Verleihe uns auch deine gnade, daß wir nach dei-
nem willen mögen leben, welchen du uns in deinem
gesetz hast offenbaret und in diesen zehen geboten
begriffen: Das erst.
Ich bin der herr, dein Gott, etc. [Ex. 20, 2-17]14.
Deßgleichen alle abendt soll der kirchendiener zu
gelegener stund abermals ein capitel verstendtlich
fürlesen mit angehengter kurtzer lehr und vermanung
darauß und das abendgebet sampt dem vaterunser
und dem glauben fürsprechen.
14-14 Wörtlich aus Christliche Gebet 1563, 3-6, mit der-
selben Überschrift, Übersetzung des Morgenge-
bets aus dem Genfer Katechismus, CR 34, 135
bis 138.

396
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften